Mühlentag in OberbergBöllerschüsse und ein alter Lumpenreißer
Wipperfürth/Lindlar – Für einen großen Knall sorgt Michael Lang bei der Führung über das ehemalige Pulvermühlengelände am Neuenhammer. 400 Gramm Schießpulver bringt er in einem Standböller zur Explosion – trotz Countdown zucken alle Zuschauer zusammen. Die Böllerschuss-Vorführung ist Teil des 23. Mühlentages zwischen Erft, Wupper und Sieg, an dem das Bergisch-Märkische Pulvermuseum am Pfingstmontag als eine von vielen Mühlen und Hammerwerken in der Mühlenregion Rheinland teilnimmt.
Koordiniert wird das regionale Programm durch den Landschaftsverband Rheinland (LVR). Das Ziel ist es, vielfältige Einblicke in das Mühlenleben zu geben und über die Kulturgeschichte zu informieren.
Selbstgebaute Miniatur-Mühlenräder
Das Bergisch-Märkische Pulvermuseum in Wipperfürth-Ohl, das sich seit Jahresbeginn in der Trägerschaft des Heimat- und Geschichtsvereins Wipperfürth befindet, stellte neben der Führung über das Pulvermühlengelände auch erstmals sein neues Ausstellungskonzept in der alten Villa der Pulverfabrikanten Cramer und Buchholz zur Schau. „In den vier neuen Glasvitrinen kann man alte Dokumente und Fotos aus dem frühen 20. Jahrhundert bestaunen“, erklärt Erich Kahl vom Heimatverein. Bei dem Bildmaterial handelt es sich um Fotos aus dem Jahr 1932; ein Jahr nachdem die Pulvermühle ihren Betrieb eingestellt hatte.
Das Spannendste am Müllershammer im LVR-Freilichtmuseum in Lindlar ist für die kleinen Gäste wohl, dass sie selbst ein Miniatur-Mühlenrad aus Holz bauen können. Ob sie alles richtig gemacht haben, können sie anschließend direkt an dem Bach neben der Mühle austesten.
Ausstellung „Textile Wege“
Der Müllershammer wurde um 1800 an der Leppe erbaut und im Oktober 2011 auf dem Gelände des Freilichtmuseums Stein für Stein neu aufgebaut. Bevor er zu einer Lumpenreißerei wurde, handelte es sich um einen eisenverarbeitenden Betrieb. Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg mangelte es in der Region an Baumwolle, und so wandelte man in mehreren Schritten alte Lumpen zu neuer Kunstwolle um. Nach dem Sortieren der Lumpen nach Farbe, Material und Verschmutzungsgrad, wurden Metallteile wie Knöpfe entfernt und die Klamotten wurden in der großen Waschmaschine gereinigt. Anschließend wurden sie getrocknet, im Reißwolf zerkleinert und mit einer Säure behandelt, die die Lumpen in ihre Bestandteile auflöste. So entstand Kunst- oder Reißwolle.
Wie mühselig und aufwendig dieser Prozess war, kann man sich heute in der Ausstellung „Textile Wege“ anschauen. Zu den Besonderheiten der Ausstellung zählen ein rund 100 Jahre alter Lumpenreißwolf und eine historische Waschmaschine.
„Vorsicht, jetzt wird es ziemlich laut“, warnt Rudolf Huland die Besucher, als er die alte Waschmaschine in Gang bringt. „Diese Arbeitsbedingungen sind heute unvorstellbar“, meinte eine Dame, die sich wegen des Lärms die Ohren zuhält. Wer sich Reißwolf und Waschmaschine in Aktion ansehen möchte, kann den Müllershammer während der regulären Öffnungszeiten des Freilichtmuseums besuchen.