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„Lindlarer Freiräume“Bürger von Lindlar beraten über die Umgestaltung des Ortskerns

Lesezeit 4 Minuten
Es ist der Ortskern von Lindlar von oben zu sehen.

Die Umgestaltung des historischen Ortskerns, insbesondere die Verkehrsführung wurde intensiv diskutiert.

Rund 90 Bürger beteiligen sich an den „Lindlarer Freiräumen“. Hier konnten sie eigene Ideen und Vorschläge für Lindlars Zukunft einbringen.

Tempo 20 oder besser Fußgängerzone oder komplett autofrei? Wie der historische Ortskern der Gemeinde künftig aussehen und wie die Verkehrsführung erfolgen könnte, darüber wollten sich knapp 90 Lindlarerinnen und Lindlarer informieren und eigene Vorschläge und Ideen einbringen.

„Lindlarer Freiräume“ lautet der Titel, unter dem der erste Teil des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (Isek) entwickelt und umgesetzt werden soll. Dazu gehören acht Bausteine: Schul- und Kulturzentrum, die Umgestaltung des öffentlichen Raums im Ortskern, Freizeitpark, Schlosspark, Park Plietz, Busbahnhof, Marktplatz und Ortseingänge.

Komplexe Förderung

Das Gemeindeentwicklungskonzept, das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (Isek), das Nahmobilitätskonzept und Projekte der Regionale 2025 spielen bei den Projekten ebenfalls mit. Entsprechend komplex gestaltet sich auch die Förderung der Maßnahmen. In einem städtebaulichen Wettbewerb für das Isek hatte sich die Arbeitsgemeinschaft „Ressource und Chance“ unter Federführung des Dortmunder Architekturbüros B.A.S. Kopperschmidt + Moczala GmbH durchgesetzt.

Es sind mehrere Lindlarer Bürger zu sehen, die um einen Tisch stehen und an Ideen arbeiten.

Zahlreiche Anregungen brachten die Bürger ein.

Deren Vertreter gaben einen kurzen Überblick über den aktuellen Stand. Bei den Lindlarer Freiräumen sollen insbesondere auch der Klimaschutz und die Klimawandelanpassung sowie die zirkuläre Wertschöpfung und das zirkulären Bauen berücksichtigt werden. Recycelte Baumaterialien sollen zum Einsatz kommen.

Der Ortskern als Fußgängerzone?

Zuständig für die Gemeindeentwicklung ist Stadtplanerin Nicole Mirgeler. Sie stellte den weiteren Ablauf vor und erste Vorschläge, wie der Ortskern gestaltet werden könnte. Es gebe genug Parkplätze im Ortskern und im direkten Umfeld. Rund 500 öffentliche Stellplätze seien vorhanden. Im Ortskern könnten 16 Stellplätze wegfallen, die für einen großzügigeren Aufenthaltsraum in der Hauptstraße ermöglichen würden.

Auch eine begrünte Freitreppe vor der Kirche gehörte zu den Ideen. Der Ortskern sollte zur Fußgängerzone werden, so ein weiterer Vorschlag, der von den Anwesenden im späteren Verlauf intensiv und durchaus kontrovers diskutiert wurde. Der Einzelhandel machte deutlich, dass die Erreichbarkeit der Geschäfte mit dem Fahrzeug von zentraler Bedeutung sei, andere Teilnehmer dagegen forderten eine komplett autofreien Ortskern.

Bewusst auf Bürgerbeteiligung gesetzt

Die Verkehrsführung mit Einbahnstraßen und gesperrten Bereichen wurden kontrovers diskutiert. Zu den Vorschlägen, die gemacht wurden, zählte auch die Idee, den Innenstadtbereich nur am Wochenende für den Verkehr zu sperren, und dazu versenkbare Poller zu verwenden. Über die mögliche Begrünung und die Frage der Pflege gab es einen ebenso intensiven Austausch wie über die Frage, wo und wie der Fahrradverkehr erfolgen soll und was mit den Abstellmöglichkeiten für die Zweiräder ist.

Man habe bewusst auf die Bürgerbeteiligung gesetzt, um die zahlreichen Anregungen und Vorschläge der Lindlarer aufgreifen und berücksichtigen zu können, so die Planer. Alle Vorschläge sollen nun ausgewertet und dann der Politik vorgestellt werden, die dann die Entscheidung treffen muss, was und wie letztlich umgesetzt wird. Dazu muss die Frage der Finanzierung geklärt sein.

Durch die Fristen zur Abgabe der Förderanträge ist das Zeitfenster eng. Der nächste Förderantrag muss bis August gestellt werden. Der A-Stempel für die Regionale 2025 ist beantragt, in der zweiten Mai-Hälfte sei mit einer Entscheidung zu rechnen, informierte Mirgeler.

Sie appellierte an alle Lindlarer, sich am Isek und der Umgestaltung des Ortskerns zu beteiligen. Vorschläge, Anregungen oder Bedenken seien jederzeit willkommen. Dafür wurde auch eigene E-Mai-Adresse eingerichtet: freiraeume@lindlar.de


Kommentar: Noch fehlt die richtige Vision

In vielen Kommunen wurden bereits Konzepte zur Attraktivierung der Innenstadt umgesetzt, mit Förderung durch öffentliche Mittel und begleitet durch Planungsbüros. In Wipperfürth war es das Integrierte Handlungskonzept (InHK), das über einen Zeitraum von zehn Jahren umgesetzt wurde und über dessen Erfolg man trefflich streiten kann.

Die Zeit des Umbaus war insbesondere für den Einzelhandel eine hohe Belastung von der sich mancher nicht erholt hat. Lindlar sollte genau hinschauen, was in den Nachbarkommunen funktioniert und was nicht. Was aktuell vor allem fehlt ist Kreativität und ein Highlight, eine Vision, die auch die Lindlarerinnen und Lindlarer begeistert.

Der Marktplatz wäre der richtige Ort für besondere Projekte und sollte daher bei der Umgestaltung des historischen Ortskerns mitbedacht werden. Für die Kreativität wäre es sinnvoll Studenten im Rahmen eines Wettbewerbes einzubeziehen.