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Licht-Protest der FriseureWas muss sich in den Salons der Region ändern?

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Friseure Lichtprotest

Friseure im Oberbergischen Kreis, wie hier in Wildbergerhütte, haben mit einer Licht-Aktion gegen den Lockdown protestiert.

Wipperfürth/Lindlar – In den vergangenen Wochen sei es mehrfach vorgekommen, dass Friseurmeister Sven Neumann Anrufe von seinen Kunden erhielt: „Der ein oder andere hat mich zum Kaffee eingeladen und ganz nebenbei erwähnt, dass ich doch meine Schere mitbringen soll. Aber so etwas kommt für mich nicht in Frage“, berichtet der Friseur.

An der Hochstraße von Wipperfürth führt er gemeinsam mit Ramona Neumann seinen Friseursalon „Blue moments“. Die blauen Momente müssen aber seit Wochen geschlossen bleiben, das ist Teil des Lockdowns um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen.

Friseure werden zu „Kaffee und Kuchen“ eingeladen

Dass überall in der Region im Moment Friseure häufiger zu Kaffee und Kuchen eingeladen werden, hat Thomas Stangier schon festgestellt, er ist Innungsmeister bei der Friseurinnung Bergisches Land. „Überall im Bergischen wachsen nicht nur die Haare der Kunden, sondern auch der Druck auf die Friseure“, formuliert es Stangier. Er warnt, dass viele seiner Kollegen vor dem finanziellen Aus stehen. „Daher werden solche fragwürdigen Angebote immer verlockender, auch wenn sie natürlich nicht angenommen werden sollten“, so der Innungsmeister.

Das war der Grund für den Protest der Friseure vergangenes Wochenende unter dem Titel „Licht an, bevor es ganz ausgeht“, als sie in ihren Salons von Sonntag zu Montag das Licht einschalteten, um aufmerksam zu machen.

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Neben den eigenen Sorgen, macht sich Brigitte Wildangel, die in Lindlar und in Wipperfürth zwei Friseursalons betreibt, vor allem Gedanken um ihre Kunden: „Insbesondere für ältere Menschen geht es bei dem monatlichen Friseurbesuch um mehr, als nur Schneiden, Färben und Föhnen. Wir sind für sie eine Art Psychologe und vor allem ein Freund, mit dem sie ihre Sorgen teilen können oder sich einfach mal über Gott und die Welt unterhalten können“, berichtet Wildangel.

Ihre Zeit im Salon verbringt Brigitte Wildangel daher aktuell auch damit, einige ihrer Kunden anzurufen und sich nach ihrem Wohlbefinden zu erkundigen. Wie auch Sven Neumann in Wipperfürth und viele weitere ihrer Kollegen, verkauft sie ihren Kunden außerdem Farbpakete, die abgeholt werden können.

Friseurinnung fordert finanzielle Hilfen

Die Friseurinnung fordert nun, dass es für die Betriebe dringend finanzielle Hilfen von der Regierung geben müsse, betont Innungsmeister Thomas Stangier. Dass die momentanen Maßnahmen notwendig und sinnvoll sind, stehe für ihn außer Frage: „Ich bin im stetigen Kontakt mit der Politik, die uns allen nichts Böses möchte. Aber wir benötigen dringend Unterstützung“, erklärt er.

Die sogenannte Überbrückungshilfen III können momentan noch nicht beantragt werden. Doch selbst die Fixkostenzuschüsse von 16 Prozent, die den Friseuren dann zuständen, seien oftmals nur ein Tropfen auf den heißen Stein, da Selbstständige weit höhere Kosten zu tragen haben, etwa für Krankenkasse und Altersvorsorge, so Stangier (siehe Hintergrund).

In Wipperfürth und Lindlar beschäftigt Brigitte Wildangel rund 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon sind elf Auszubildende. Während ihre Angestellten zurzeit Arbeitslosengeld beziehen, koste sie der Lohn für ihre Azubis 10 000 Euro im Monat.

Auszubildende müssen weiter beschäftigt werden

„Ich bin verpflichtet die Schulungen für meine Auszubildenden weiterzuführen. In kleinen Gruppen und an Puppenköpfen lehren meine Friseurmeisterinnen und ich ihnen die Grundlagen“, erklärt Wildangel. Das sorge für etwas Normalität für die Azubis in dieser Zeit.

Sven Neumann hat jedenfalls „die Hoffnung noch nicht verloren. Bis dahin mache ich das Beste aus der Situation und nutze die neugewonnene Zeit mit meinen beiden Kindern“. Wie auch in den Salons von Wildangel, können sich Kunden bei ihm für die Zeit nach der Wiedereröffnung bereits für Termine eintragen lassen. Auch auf die Gefahr hin, dass die Termine verschoben werden müssen, falls der Lockdown verlängert wird.