Hoffnung auf KlavierfestivalInterview mit Lindlarer Komponist Falko Steinbach
Falko Steinbach lebt in zwei Welten: Bis vor 22 Jahren hat der Komponist und Pianist in Lindlar gelebt, dann hat es ihn nach Albuquerque in New Mexico verschlagen. Dort ist er Professor für Klavier und Komposition an der Universität.
Dennoch kommt er außerhalb von Corona-Zeiten jedes Jahr zurück nach Lindlar, denn dort leitet der 63-Jährige das Klavierfestival. Aktuell scharrt er mit den Hufen, denn Steinbach hofft, im Juli nach zwei Jahren dafür zurückkehren und gleichzeitig seine Eltern wiedersehen zu können. In Amerika entspannt sich die Lage gerade, die Restaurants haben überwiegend geöffnet, sogar geimpft ist der Künstler schon.
Schulen und Kindergärten sind weiter geschlossen. Wie halten Sie bei den Kindern denn die Stimmung hoch?
Falko Steinbach: Mein jüngster Sohn Sebastian (der hin und wieder durch den Bildschirm beim Interview huscht, Anmerkung der Redaktion) ist acht Jahre alt und hat seit einem Jahr keinen Präsenzunterricht mehr gehabt, in Amerika läuft das Homeschooling komplett über Zoom. Am vierten April startet dann wieder der normale Unterricht.
Wir spielen täglich Fußball und Schach, waren vergangenen Sommer oft campen. Da haben wir mit Sebastians bestem Freund und seinem Vater, der mein bester Freund ist, in der Wildnis an den Ausläufern der Rocky Mountains Backpacking gemacht und gezeltet. Weil es in Colorado viele Flüsse gibt, konnten wir auch angeln. Und wir haben Elche gesehen. Dort gibt es sogar Bären und Berglöwen. In der Natur zu sein, inspiriert mich sehr.
Welches Buch liegt bei Ihnen gerade auf dem Nachttisch?
Es heißt „Die Rattenlinie“ vom jüdischen Schriftsteller Philippe Sands. Es ist die Biographie eines Nazis auf der Flucht. Er hat im Zweiten Weltkrieg Karriere gemacht und ist danach geflüchtet. Die Söhne der Beteiligten im Buch sind aus Albuquerque, daher bin ich auf diesen Titel gekommen. Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit.
Haben Sie jüngst eine Serie gesehen?
„Longmire“. Die Serie wurde in New Mexico gedreht, denn hier gibt es viele Hollywoodstudios. Es geht um einen Sheriff, der Im Rahmen seines Jobs auch in die Indianerreservate zu den Natives geschickt wird. Dort herrscht aber eine eigene Gesetzgebung. Er muss zu den Navajos, das ist ein Stamm, bei dem ich schon unterrichtet habe. Und ich kenne übrigens die Schauspielerin, die die Tochter des Sheriffs spielt, persönlich.
Was machen Sie sonst? Sortieren Sie Ihre Briefmarkensammlung neu?
Meine Tochter studiert in Hawaii Meeresbiologie, die habe ich kürzlich besucht. Die haben dort ihre Zahlen gut im Griff. Wer einreisen will, muss ein negatives Ergebnis vorweisen, jedes wird in Datenbanken eingepflegt, bei mir waren es insgesamt drei. Ist man erst mal im Land drin, spürt man von Corona nichts.
Das Konzertleben ist seit Beginn der Corona-Krise komplett ausgefallen, man muss immer wieder neu planen. Daher hatte ich viel Zeit zum Komponieren und das Stück „Music of Achats“ verfasst. Ein guter Freund hat eine Achatmine in Nordmexiko, das sind rund dreieinhalb Stunden Fahrt von Albuquerque aus. Dahin hat er mich zwei Mal mitgenommen, wir sind auf die Suche gegangen und haben welche gefunden. Man sieht sie schwer, denn sie müssen aufgeschnitten werden, um sie zu erkennen.
Mittlerweile besitze ich eine kleine Sammlung. Die Steine bestehen aus den Komponenten Wasser, Hitze, Sand und Zeit. Das habe ich versucht, musikalisch umzusetzen: wie sich Dinge mit der Zeit entwickeln. Rhythmus ist nichts anderes, als eingeteilte Zeit. Das Stück konzentriert sich auf den Klang.
Was darf im Lockdown nicht in Ihrem Kühlschrank fehlen?
Ich habe viel gekocht, mir vor allem die Chinesische Küche angeeignet. Eigentlich aus Langeweile. Am liebsten bereite ich Süß-Sauer-Suppe zu. Darum kommt keiner mehr, der mich besucht.
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Haben Sie sich Fähigkeiten angeeignet, die vorher nicht hatten?
Ich glaube, ich habe nur Fähigkeiten verloren. Das Leben ist uninteressant geworden. Meine Inspiration hat sehr gelitten, unter anderem, weil ich nicht reisen konnte. Als Künstler muss man irgendwo Inspiration herbekommen die findet man nicht, indem man zuhause rumsitzt.
Was tun Sie direkt als erstes, wenn der Lockdown vorbei ist?
Nach Deutschland fliegen und hoffen, dass es vorbei ist. Mit meinem Geiger Carmelo dos Santos aus Brasilien erarbeite ich bereits verschiedene Programme und wir proben, damit wir „ready to go“ sind, wenn es wieder losgeht. Geplant ist eine Europa-Tournee mit Stopp im Bergischen Land.