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Ältester Wald der WeltGeologe macht in Lindlar erneut versteinerte Entdeckung

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Ein Wuppertaler Geologe hat in Lindlar erneut beeindruckende Entdeckungen gemacht.

Lindlar – Der älteste Wald der Welt stand in Lindlar. Damit machte die Gemeinde im Jahr 2015 deutschlandweit Schlagzeilen. Entdeckt hatte der Geologe Peter Giesen die rund 390 Millionen Jahre alten Versteinerungen im Grauwacke-Steinbruch der Firma Schiffarth, schon ein paar Jahre zuvor.

Erst wissenschaftliche Untersuchungen förderten zu Tage, dass es sich bei den beiden rund 1,5 Meter hohen Versteinerungen tatsächlich um Calamophyton-Pflanzen handelt, die erstmals vollständig rekonstruiert werden konnten. Die Lehrbücher der Paläontologen mussten nach diesem Sensationsfund neu geschrieben werden.

Neuer Fund im Steinbruch der BGS

Nun hat der Wuppertaler Geologe erneut einen besonderen Fund gemacht. Diesmal im Steinbruch der Firma BGS. In der gleichen Schicht – oder Horizont, wie die Fachleute sagen – wie im benachbarten Steinbruch. Dort wird in diesem Bereich, der rund 390 Millionen Jahre alt ist, nicht mehr abgebaut. Kleinere Funde habe es immer wieder mal gegeben, hauptsächlich Pflanzenfossilien, berichtet der Diplom-Geologe.

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Eine Rekonstruktion zeigt, wie der Wald damals ausgesehen haben könnte.

Sein neuester Fund sei deshalb interessant, weil es wieder ein größeres zusammenhängendes Stück sei und das sei sehr selten, da die Grauwacke in dem Steinbruch überwiegend per Bagger abgebaut werde und dabei eben auch die Fossilien meistens zerstört würden. Die Baggerfahrer würden bei ihrer täglichen Arbeit gar nicht bemerken, wenn sie eine besondere Fossilie aus- oder angegraben hätten. Denn dazu sei das geschulte Auge des Experten erforderlich, der anhand von Verfärbungen im Gestein auf die Versteinerungen schließen könne.

In einem Land vor unserer Zeit

„Die Lindlar Story“

Die ersten Bäumchen – Calamophyten genannt – die in Lindlar entdeckt wurden, wuchsen auf einer Sandinsel in einem ausgedehnten Flachmeer. Bei einer Überflutung, vermutlich durch einen Tsunami, wurden die Pflanzen ins Meer gespült.

Sand und Schlamm lagerten sich auf den rund zwei bis drei Meter großen Bäumchen ab und konservierten sie 390 Millionen Jahre bis heute. Aus dem Schlamm formte sich im Laufe der Jahrmillionen die Grauwacke, die in Steinbrüchen rund um Lindlar abgebaut wird.

Rund zehn Millionen Jahre dauerte das Mitteldevon und das rheinische Schiefergebirge, zu dem auch das Bergische Land zählt, lag damals nicht weit entfernt vom Äquator. Das ganzjährige tropische Klima bot den Urzeitbäumen gute Wachstumsbedingungen.

Rund 30 bis 40 verschiedene Pflanzen habe es damals gegeben, zumindest nach den bisherigen Funden von Samen und Pflanzenresten, so Peter Giesen der schon in seiner Jugend auf Fossiliensuche ging – mit Hammer und Meißel. Und daran hat sich bis heute nichts geändert.

Die Geschichte des spektakulären Fundes und die wissenschaftliche Bedeutung findet sich unter dem Titel „Die Lindlar Story“ auf der Homepage des Naturwissenschaftlichen Vereins Wuppertal.

Lindlar: Aktueller Fund mit rund 140 Zentimetern Länge

Der jetzige Fund sei mit rund 140 Zentimetern Länge nicht so spektakulär wie der erste. Wurzel und Spitze des Baumes seien nicht vorhanden oder noch nicht gefunden, denn noch ist der Fundort nicht komplett abgesucht. Zahlreiche Bruchstücke von Ästen hat Giesen aber bereits freigelegt. Ob es neue wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, werden die ausführlichen Untersuchungen zeigen.

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Steinbruch-Führer Stefan Blumberg, der über den Fund informierte hofft jetzt, dass die Fossilie, diesmal in Lindlar bleibt, und Bestandteil des geplanten Grauwacke-Museums wird. Der Sensationsfund befindet sich im LVR-Landesmuseum Bonn.