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Forstbetriebsgemeinschaft FBGÜber 7000 Waldbesitzer aus Oberberg unter einem Dach

Lesezeit 4 Minuten

Geschlagenes Holz wartet auf den Abtransport. Die Vermarktung geht vom Forstamt auf das Holzkontor Rhein-Berg über.

Wipperfürth – /. Der große Saal der Dorfschänke in Agathaberg ist gut gefüllt. Rund 80 Männer, die meisten im mittleren oder fortgeschrittenen Alter, sind zusammengekommen. Sie alle sind Waldbesitzer und Mitglieder der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) – Waldbauverein Klüppelberg. Der wichtigste Punkt auf der Tagesordnung: Die Beendigung der Holzvermarktung über das Regionalforstamt in Gummersbach und den Beitritt zur noch jungen Forstwirtschaftlichen Vereinigung Bergisches Land (FWV).

Viele Jahrzehnte lang verkauften die Privatwaldbesitzer, die sich in FBGs zusammengeschlossen haben, ihr Holz über die staatlichen Forstämter an die Sägewerke. Doch seit 1. Januar ist damit Schluss, nachdem das Bundeskartellamt die bisherige Monopolstellung der Forstbehörden als unrechtmäßigen Wettbewerbsvorteil einstufte.

Die allermeisten Waldbesitzer in Oberberg haben nur wenige Hektar Fläche und können gar nicht die Mengen an Holz liefern, die für die Sägewerke interessant werden. „Kein Käufer kommt für zehn Festmeter herausgefahren“, sagt Kay Boenig, der Leiter des Regionalforstamtes in Gummersbach. Die FBG Oberklüppelberg hat 297 Mitglieder mit zusammen 1309 Hektar Waldfläche. Doch auch sie hätte bei Direktverhandlungen mit den „Sägern“ vermutlich schlechte Karten. Zumal die Verträge heute oft nur noch ein viertel oder ein halbes Jahr Laufzeit haben, da die Holzpreise stark schwanken.

Holzkontor

Das Holzkontor Rhein-Berg ist eine GmbH, die von der Forstwirtschaftlichen Vereinigung gegründet wurde mit dem Ziel, das Holz der Waldbesitzer über die Forstbe-triebsgemeinschaften zentral zu vermarkten, um so bessere Preise erzielen zu können. Die Forstwirtschaftliche Vereinigung hält 75,1 Prozent der Anteile am Holzkontor, die Raiffeisen Waren-Zentrale 24,9 Prozent.

Das Holzkontor wurde am 12. Oktober 2018 gegründet, es hat zum 1. Januar 2019 mit der privaten Holzvermarktung begonnen. Im ersten Quartal 2019 hat das Holzkontor laut eigenen Angaben über 20 000 Festmeter Holz an die beiden Hauptabnehmer verkauft, bis Ende März gibt es Vorverträge über rund 40 000 Festmeter Fichtenstammholz.

Im März 2018 gründeten acht Forstbetriebsgemeinschaften aus Oberberg , die fast 300 Waldbesitzer und 9500 Hektar Fläche einbrachten, die FWV – mit dem Ziel, die Holzvermarktung selbst zu übernehmen. Seitdem ist die FWV kräftig gewachsen, Klüppelberg wird an diesem Abend Mitglied Nummer 30.

Dr. Karl-Josef Groß, 1. Vorsitzender der FWV, wirbt bei den Klüppelbergern für den Beitritt. Mit einer gemeinsamen Vermarktung sei es möglich, bessere Preise am Markt zu erzielen. Zu diesem Zweck hat man eine GmbH gegründet und sie mit 100 000 Euro Stammkapital ausgestattet. Ihr Name: Holzkontor Rhein-Berg. Zum 1. Januar hat das Holzkontor, das seine Büros auf dem Metabolon-Gelände in Lindlar hat, die Arbeit aufgenommen. Das Ziel, jährlich 100 000 Festmeter Holz zu vermarkten, werde man wohl schon in diesem Jahr erreichen, verspricht Groß. Was allerdings auch daran liegt, dass durch die Borkenkäferplage sehr viel Käferholz geschlagen wurde und weiterhin geschlagen wird. Das drückt die Preise in den Keller.

Berno Freiherr von Landberg-Velen ist Geschäftsführer des Holzkontors. Der 29-jährige Betriebswirt wird an diesem Abend ebenfalls vorgestellt. Als Geschäftsführer der FBG Lindlar-Hohkeppel kennt er die Materie, zumal die Familie von Landsberg selbst einer der größten Waldbesitzer der Region ist. In den ersten Jahren bekommt er einen „alten Hasen“ an die Seite gestellt, Harald Keller vom Regionalforstamt in Gummersbach und Berater der FWV.

Am Ende beschließen die Mitglieder der FBG Klüppelberg fast einstimmig den Beitritt zur FWV. „Eine wirkliche Alternative gibt es nicht“, sagt auch Norbert Wegerhoff aus Ohl – er hat sich bei der Abstimmung enthalten. „Nicht, weil ich grundsätzliche Einwände hätte. Aber es hat mich gestört, dass zwar ausführlich über den Beitritt gesprochen wurde, aber kein Wort über einen möglichen Austritt.“

Auch wenn das Forstamt künftig bei der Vermarktung von Holz aus Privatwald außen vor bleibt, die „Beförsterung“ – also die forstliche Unterstützung der Waldbesitzer – soll zumindest vorerst weiter angeboten werden, allerdings zu marktüblichen Preisen, damit auch private Forstdienstleiter ins Geschäft kommen können. Bislang wurden die Leistungen der Förster von Staat stark subventioniert. Doch auch hier haben die Kartellbehörden und das NRW-Umweltministerium einen Riegel vorgeschoben.

„Im Idealfall merkt weder die FBG, noch der Waldbesitzer, dass der Holzverkauf vom Forstamt auf die GmbH übergegangen ist“, heißt es auf der Internetseite der Forstwirtschaftlichen Vereinigung. Entscheidend für die Arbeit des Holzkontors sei die reibungslose Schnittstelle zwischen Holzkontor und Förstern vor Ort und auf der anderen Seite die Schnittstelle zwischen GmbH und den Forstbetriebsgemeinschaften.

Karl-Josef Groß ist zuversichtlich, dass dies gelingen kann. „Mit drei Ausnahmen haben wir jetzt alle Forstbetriebsgemeinschaften aus Oberberg vereint, und den überwiegenden Teil aus Rhein-Berg – zusammen über 7000 Waldbesitzer.“ Im Rhein-Sieg-Kreis führe man erste Gespräche. Dort gebe es allerdings viel Staatswald.