Rückblick auf den großen RegenAm 13. und 14. Juli stand halb Wipperfürth unter Wasser
Wipperfürth – 150 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden: Noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen kam im Bergischen Land so viel Wasser vom Himmel wie Mitte Juli 2021. Die Wupper und ihre Zuflüsse – sonst nur kleine Bäche – verwandelten sich in reißende Gewässer und setzen weite Teile der Hansestadt unter Wasser. Der Sachschaden ging in die Millionenhöhe.
Doch anders als an der Ahr, der Eifel und im Rhein-Erft-Kreis gab es zum Glück keine Toten zu beklagen. An der Wupperstraße rettete die Feuerwehr eine Frau, die mit zwei Kindern unterwegs war. In Ohl konnte der Bewohner eines Campingplatzes in Sicherheit gebracht werden. Die Wipperfürther Feuerwehr zählte hunderte von Einsätzen. Aus Hannover rückte ein Konvoi des Technischen Hilfswerks zur Unterstützung an und pumpte, was das Zeug hielt.
Privatleute und Unternehmen schwer getroffen
Zu den besonders dramatischen Momenten zählte die nächtliche Evakuierung der Wohnungen am Hausmannsplatz, denn Experten hatten befürchtet, dass das Alte Turbinenhaus am gegenüberliegenden Wupperufer einstürzen könnte. Rund 50 Personen fanden Zuflucht in der Notunterkunft im Alten Seminar oder kamen bei Verwandten unter. In Hückeswagen drohte der Damm des unterhalb der Talsperre gelegenen Beverteiches zu brechen, auch hier mussten die Anlieger evakuiert werden. Die Bevertalsperre lief kontrolliert über.
Das könnte Sie auch interessieren:
Schwer getroffen vom Hochwasser wurden auch einige große Unternehmen. Weite Teile der Firma Voss standen unter Wasser, die Kommunikation war nur noch per Handy möglich. Bei Radium überflutete das Wupperhochwasser das Kellergeschoss, die Stromversorgung musste abgeschaltet werden, ebenso die Fertigung. Stromausfälle und Abschaltungen gab es auch an vielen anderen Stadtteilen. Einen Systemausfall, der die Produktion vorübergehend lahm legte, verzeichnete ebenfalls die Firma Jokey in Niedergaul.
Unter Wasser stand ebenfalls das gesamte Untergeschoss des Finanzamtes. Die Behörde behalf sich selbst, indem sie zwei Tanklaster des Lohnunternehmens Kausemann mit je 20 Kubikmetern Fassungsvermögen orderte, die die braune Brühe aus dem Keller pumpten. Hart getroffen von den Fluten des Hönnigebachs wurden die Autohäuser an der Leiersmühle, die Aufräumarbeiten zogen sich über Wochen hin.
Wupperverband in der Schusslinie
Zu den Leidtragenden zählte auch die Alte Drahtzieherei. Viele Geschäfte in der Innenstadt wurden durch Hochwasser ebenfalls schwer geschädigt, die Renovierungsarbeiten sind Ende 2021 zum Teil noch nicht abgeschlossen.
Schon kurz nach dem „Jahrtausendhochwasser“ begann die Aufarbeitung. Besonders der Wupperverband stand in der Schusslinie. Der Wasserverband habe es versäumt, rechtzeitig für genügend Stauraum in den Talsperren zu sorgen, lautete der Hauptkritikpunkt. Dessen Experten erklärten wiederum, dass gegen einen Starkregen dieser Größenordnung eine wirksame Vorbeugung nicht möglich sei. Auch die zunehmende Versiegelung der Landschaft habe zu dem Hochwasser beigetragen.
Bei all dem Leid und den großen Verlusten, die viele Hochwasseropfer zu beklagen hatten, gab es auch Lichtblicke. Menschen, die spontan halfen – so wie drei Elektriker aus Bottrop. Dank ihrer Hilfe wurde im überfluteten Gemeindehaus der Evangelischen Gemeinde an der Lüdenscheider Straße die Elektrik repariert. Viele Hansestädter packten ebenfalls mit an und unterstützten ihre Nachbarn, Freunde und Bekannten beim Aufräumen nach der großen Flut.