Jakobsweg in HohkeppelWarum Lindlars Pilgerherberge ein neues Dach aus Bremen hat
Lindlar – Für das Loch im Dach musste der Dachdecker extra aus Bremen kommen: In Hohkeppel wird am Dorfgemeinschaftshaus „Weißes Pferdchen“ gearbeitet. Bis Ende des Jahres soll alles fertig sein und auch Platz für Pilger bieten, die auf dem Jakobsweg unterwegs sind.
Auf der West- und der Nordwestseite des 400 Jahre alten Fachwerkhauses ist das Reetdach schon so gut wie fertig. „Es fehlt nur noch der Dachfirst, da kommt das Heidekraut drauf“, sagt Bernd Althaus, Beauftragter des Heimatvereins Hohkeppel.
Der zuständige Architekt Richard Puchas vom Architekturbüro Franz Reuter aus Engelskirchen schätzt: „Gut 60 Prozent sind geschafft.“ Offen liegt nur noch die Dachseite zur Laurentiusstraße. Ein Reetdach im Bergischen? „Das ist dem Denkmalschutz geschuldet“, sagt Althaus.
Norddeutsches Reetdach statt Bergisches Strohdach
Als das historische Fachwerkhaus – das Wahrzeichen Hohkeppels – Anfang der 1960er Jahre kernsaniert wurde, forderte der Denkmalschutz, den Ursprungszustand wiederherzustellen. Erbaut wurde der hintere Teil des Hauses im Jahr 1612, der vordere Anbau kam 1688 dazu.
Damals wurden die Dächer mit Stroh gedeckt. Stroh sollte es zwar nicht mehr sein, dann aber Reet. Der Dachdeckerbetrieb, der Reetdacharbeiten seit Sommer ausführt, kommt aus Lübberstedt nahe Bremen. „Im Norden gibt es noch Reetdächer – und Dachdeckerbetriebe, die darauf spezialisiert sind“, sagt Richard Puchas. Auf die Lattung kommt ein 30 bis 40 Zentimeter dicker Aufbau des Naturmaterials. Eine arbeitsintensive Handarbeit.
Eine Herausforderung sind auch die Regenrinnen, die ganz am Ende befestigt werden. „Die Befestigung am Reet ist nicht möglich, daher arbeiten wir mit einer Sonderkonstruktion“, sagt Architekt Puchas. Die Rinnen bekommen einen Holzunterbau und werden mit Winkeleisen am Haus angebracht. Rund 160.000 Euro brutto benennt Althaus die Kosten fürs neue Reetdach. Es gibt allerdings Fördergeld von Land und Bund. Die Sanierung war nötig.
„Das alte Dach hatte Löcher bekommen, das Reet war gefault“, so Althaus. Nachdem das Untergeschoss bereits vor einigen Jahren saniert wurde, und als Dorftreffpunkt und als Außenstelle des Standesamts Lindlar genutzt wird, startete 2020 der Umbau der ersten Etage zur „Pilgerherberge“.
Herberge am Jakobsweg und an der Heidenstraße
Hier gibt es zukünftig Platz für elf Schlafplätze, die Räume sind fertig. „Der Jakobsweg führt direkt am Ort vorbei“, erklärt Bernd Althaus dazu. Das Herbergsprojekt kostet rund 240.000 Euro und wird mit Mitteln des Oberbergischen Leader-Programms „1000 Dörfer – eine Region“ gefördert. Dazu mussten auch neue Fluchtwege für den Notfall angebaut werden – unter allen Auflagen des Denkmalschutzes. „Das innenliegende Treppenhaus wurde komplett neu eingebaut, es ist brandsicher“, so Puchas. Viele Dinge in dem alten Haus sind Maßarbeit, das hat zu den hohen Kosten geführt.
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Die Arbeiten für die Sanierung des historischen Hauses liegen einige Wochen hinter dem Zeitplan: Materialengpässe und Personalausfall sind die Gründe. „Auch mit dem Dach konnten wir erst sechs Wochen später als geplant beginnen“, erklärt Althaus. Seither läuft aber alles wie am Schnürchen. „Mit dem Ablauf können wir Stand heute mehr als zufrieden sein“, lobt Althaus.