600.000 Euro gespendetFundgrube in Wipperfürth feiert 40-jähriges Bestehen
Wipperfürth – Man müsste ein Zeichen setzen, sind sich ein Dutzend Frauen um Adeline Zander einig. Gegen die aufkommende Wegwerfgesellschaft, die vor allem bei der Kleidung schon damals zur Verschwendungssucht auszuarten droht. Es ist der 5. Mai 1981, als sich der „Arbeitskreis Fundgrube“ in das Wipperfürther Vereinsregister einreiht, um das angesprochene Zeichen zu setzen.
Mit einem kleinem Kleider-Basar auf dem damaligen Betriebsgelände der Wupper-Sieg geht die frisch gebackene Initiative noch im gleichen Jahr auf erste Tuchfühlung mit der Bevölkerung. Und erntet Lob und vor allem einen sensationellen Gewinn. „Trotzdem sind wir anfangs sehr belächelt worden“, erinnert sich Zander an den Auftakt. Ein Gast aus dem Rathaus warnt die Damen obendrein vor zu großen Hoffnungen. Ziemlich sicher, so der Beamte, bleibe der erfolgreiche Basar eine Eintagsfliege im städtischen Veranstaltungskalender.
Drei Umzüge
Er täuscht sich. Denn Zander und ihre Mitstreiterinnen haben sich gut vorbereitet und das Konzept von „Karin’s Lädchen“ in Gummersbach studiert, das bis heute funktioniert. Die Einen geben Kleidung ab, die Andere für kleines Geld suchen. Dabei ist es heute wie damals egal, ob es sich um einen Hut, eine Handtasche, das Sommer-Shirt, das Sträflingskostüm oder den Wintermantel dreht. Immer freitags stöbert die Kundschaft durch die Regale.
Dreimal zieht die Fundgrube allein im Gaulbachtal um. 1986 geht es an das Wupperufer, zuerst in die früheren Räume einer Versicherungsagentur, danach zwei Türen weiter in eine ehemalige Schuster-Werkstatt. Seither ist die Bahnstraße 10 als Sitz der Initiative stadtbekannt.
„Wir lassen auch private Schicksale nicht im Regen stehen“
„Im Frühjahr sind T-Shirts der Renner, ab Ende Juli holen wir aber schon wieder die Wintersachen vor“, verrät Agnes Ahles, die Vorsitzende der aktuell 16 ehrenamtlichen Helferinnen. In der Fundgrube wird sortiert, gesichtet, weggepackt und wieder hervorgeholt, was das Zeug hält.
Wiedereröffnung
Coronabedingt öffnete die Fundgrube zuletzt im Dezember. „Wir werden beinahe täglich gefragt, wann es weitergeht“, berichten Agnes Ahlers und Adeline Zander. Das Problem: Noch sind nicht alle Helferinnen vollständig geimpft. Außerdem mache die Begrenzung von einer Person auf 20 Quadratmetern für die Fundgrube an der Bahnstraße 10 keinen Sinn, so Ahlers. „Wir öffnen erst, wenn diese Beschränkung aufgehoben ist.“ Optimistisch sind die Frauen, dass es in wenigen Wochen so weit ist. Den endgültigen Termin zur Wiedereröffnung wird in der BLZ bekanntgeben.
Alle drei Monate versammeln sich die Frauen, um den Erlös ihrer Arbeit auszuschütten. „Der Verein trägt die Miete und die Nebenkosten – die übrigen Einnahmen reichen wir weiter“, betont Ahlers. Das Geld, das ausrangierte Sakkos, Damen-Stiefel und Kinderwäsche einspielen, finanziert regelmäßig Ferienspaßaktionen, die Arbeit der Pfadfinder, des Frauenhauses oder anderer gemeinnütziger Einrichtungen, von denen Wipperfürther direkt profitieren.
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„Wir lassen auch private Schicksale nicht im Regen stehen, das haben wir seit unserer Gründung so gehalten“, so Ahlers. Zum Jubiläum hat die Vorsitzende nachgerechnet: Insgesamt beläuft sich die Summe, die die Fundgrube in den vergangenen 40 Jahren zum Wohl des Stadtlebens beigesteuert hat, auf rund 600 000 Euro. Wenn das mal kein Ausrufezeichen gegen den Wegwerf-Trend ist.