Die neuen Mieter werden für maximal zwei Jahre vom Land NRW finanziell gefördert, mit Geld aus dem Programm „Förderung Innenstädte“.
Geld gegen LeerstandSchon 24 leere Geschäfte dank Förderprogramm in Wipperfürth neu vermietet
Jahrelang stand die ehemalige Bäckerei Felder auf der Unteren Straße leer. Doch nun tut sich etwas. Der Hausbesitzer lässt das Gebäude sanieren, demnächst soll dort ein Barbershop eröffnen. Ein gutes Zeichen im Kampf gegen den Ladenleestand. Auf Wipperfürths Haupteinkaufsstraße habe sich in den vergangenen Monaten gleich mehrere neue Geschäfte und Dienstleister angesiedelt. Zur Freude von Citymanagerin Mery Kausemann.
Seit 2021 seien in der Wipperfürther Innenstadt 24 neue Mietverhältnisse abgeschlossen worden. Das Besondere daran: Sie werden für maximal zwei Jahre vom Land finanziell gefördert, mit Geld aus dem Programm „Förderung Innenstädte“. Und so funktioniert es: Der Vermieter muss bereit sein, die Miete für diesen Zeitraum um 30 Prozent abzusenken, ausgehend vom letzten Mietvertrag. Der neue Mieter muss seinerseits nur 20 Prozent der alten Miete bezahlen, die restlichen 50 Prozent werden über das Förderprogramm finanziert.
Krise im Einzelhandel geht weiter
„In Wipperfürth läuft das sehr gut, weil die Vermieter mitspielen“, so Kausemanns Erfahrungen. 70 Prozent der ursprünglichen Miete, damit könnten Viele leben. Vor einigen Jahren sei das Mietniveau in der Hansestadt bei Geschäftsmieten noch ein ganzes Stück höher gewesen. Mit 70 Prozent liege man jetzt auf einem aktuellen Niveau. Die Krise im Einzelhandel geht allerdings weiter. Corona und Energiekrise haben viele Händler, nicht nur in Wipperfürth, stark gebeutelt und die Entwicklung weg vom stationären Handel vor Ort hin zum Online-Shopping noch weiter verschärft.
In viele der leerstehenden Ladenlokale seien deshalb auch keine Geschäfte, sondern Dienstleister wie Friseure oder Gastronomen eingezogen, so die City-Managerin. „Ein echter Glücksfall war der Platz 16“. Nachdem der bisherige Mieter entschieden hatte, sich ganz auf das Gasthaus „Zur Neyetalsperre“ zu konzentrieren , konnte der Betrieb nahtlos weitergehen, weil zwei ehemalige „Platz“-Mitarbeiter die Kneipe am Marktplatz übernahmen und dabei vom Fördergeld profitieren konnten. Auch im leerstehenden „Café Anne“ in der Markstraße tut sich etwas. Im April soll dort eine Tapas-Bar aufmachen.
Wenige Händler, viele Dienstleister
Profitiert von dem Förderprogramm haben auch Oliver und Sebastian Jacobs, die auf der Unteren Straße mit „The Jacobs Wipp“ und „Jacobs – The Concept Store“ 2022 einen Kosmetik und Friseursalon und ein Geschäft für Design und Mode eröffnet haben. „Beide machen Werbung für uns“, freut sich Kausemann. Das Förderprogramm läuft noch bis zum 31. Dezember 2023. Wipperfürth hat bislang zwei Zuschläge erhalten, von 294 000 Euro und 255 000 Euro. Jetzt gab es nochmals einen kleinen Nachschlag über 30 000 Euro.
Diese Summe stammt nicht direkt aus dem Fördertopf, doch die Bezirksregierung Köln habe eine Umschichtung von Mitteln genehmigt, so Kausemann. Dank dieser Maßnahme kann Wipperfürth bis zum Jahresende weiterhin neue Interessenten aufnehmen, auch wenn die Förderung nur noch ein paar Monate läuft. Wie es ab 2024 ohne Subventionen, weitergeht, ist noch ungewiss.
Ungewiss, wie es 2024 ohne Subventionen weiter geht
Kausemann weiß, dass in einigen Fällen Mieter und Vermieter bereits Anschlussverträge zum 1. Januar 2024 unterzeichnet hätten. Es sei aber auch denkbar, dass die eine oder andere Idee sich dann nicht mehr trage und es wieder mehr Leerstände geben werde. Mery Kausemann, die Ende März 2023 in den Ruhestand geht, will gemeinsam mit ihrem Nachfolger Lars Schreckegast noch überlegen, mit welchen flankierenden Maßnahmen man den Handel in Wipperfürth stärken kann. „Sehr hilfreich wäre es, wenn es vor Ort wieder einen organisierten Handel mit einem Ansprechpartner wie dem früheren ESW gibt“, sagt sie. (sc)