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Zwischen Nöthen und HohnStadt Bad Münstereifel und Juwi unterzeichnen Vertrag für Windkraftanlagen

Lesezeit 3 Minuten
Auf Banner auf einem schneebedeckten Feld ist zu lesen Gegenwind in Bad Münstereifel.

Die Plakate der Windkraftgegner hängen immer noch in den Ortschaften, hier in Hohn.

Im Wald zwischen Nöthen und Hohn will die Firma Juwi drei Windräder errichten. Die Verträge sind unterzeichnet. Gebaut wird wohl erst 2027.

Es brauchte nicht die Kombinationsgabe eines Sherlock Holmes, um zu vermuten, wer denn der geheime Vertragspartner der Stadt Bad Münstereifel in Sachen Windkraft im Nöthener Wald wird. Denn das Unternehmen Juwi aus Wörrstadt in Rheinhessen hatte sein Konzept schon im Dezember 2020 im Rahmen einer Bürgerversammlung vorgestellt.

Seit Dienstag ist vertraglich alles unter Dach und Fach. Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian, ihr Allgemeiner Vertreter und Kämmerer Kurt Reidenbach sowie von Juwi-Seite Sebastian Brockes (Leiter Akquisition West) und Projektleiterin Federica Pelzer unterzeichneten den Gestattungsvertrag.

Drei Windräder zwischen Nöthen und Hohn

Drei Windräder sind an der Stadtgrenze zu Nettersheim geplant, genauer gesagt im Wald zwischen Nöthen im Norden, Hohn und Bouderath im Osten und Pesch im Westen. Zwei davon sollen auf städtischem Boden entstehen, ein drittes auf privatem Grund. Bis zu 260 Meter hoch sind die Windräder, jedes hat eine Spitzenleistung von sechs Megawatt. Laut Juwi können sie jährlich rund 50 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen, was einem Jahresverbrauch von etwa 16 000 Haushalten entspreche. Aber es wird noch dauern, bis das erste Windrad steht.

Vertragsunterzeichnung: Auf dem Bild sind (v.l.) Sebastian Brockes (Leiter Akquisition West bei Juwi), Federica Pelzer (Projektleiterin Juwi), Sabine Preiser-Marian (Bürgermeisterin Bad Münstereifel) und Kurt Reidenbach (Kämmerer Bad Münstereifel). Im Hintergrund Vertreter der Ratsfraktionen.

Vertragsunterzeichnung: (v.l.) Sebastian Brockes und Federica Pelzer sowie Sabine Preiser-Marian und Kurt Reidenbach.

Die Verträge sind gemacht, es wurde viel gelacht, und es gab einen Stephinsky zum Dessert. Doch jetzt kommt die Bürokratie. Gutachten müssen erstellt werden, ob Mensch und Tier beeinträchtigt werden. „Wir sind mindestens 1000 Meter von geschlossenen Ortschaften entfernt“, sagt Federica Pelzer. Anderthalb bis zwei Jahre, so rechnet sie, werde es dauern, bis alles genehmigungsfähig sei. Danach beginne die Umsetzungsphase. Deshalb sei ein realistischer Baugebinn wohl erst für das Jahr 2027 vorgesehen. Das „Gesamtpaket“, wie Sebastian Brockes es bezeichnet, werde noch mit der Stadt festgesetzt. Gemeint war wohl auch die Politik, denn politische Vertreter jeder Partei im Rat waren ebenfalls anwesend.

Pachteinnahmen für die klamme Stadt

Die Vertragsunterzeichnung fand im historischen Ratssaal statt. „Wir haben symbolisch den Raum gewählt, in dem auch Ehen geschlossen werden, denn wir hoffen auf eine langjährige Verbindung“, sagte Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian. Endlich könne man den Bürgerentscheid aus dem Frühjahr 2021 umsetzen. Die Stadt sei froh, dass man den Klimaschutzzielen ein bisschen näher rücke. Gleichzeitig gibt Preiser-Marian aber auch zu, dass die Pachteinnahmen – die schon lange im Haushalt vorgesehen sind – der klammen Stadt guttun werden.

Bei der Suche nach einem geeigneten Standort habe man einen forstwirtschaftlich genutzten Wald gesucht, sagt Pelzer. Im Nöthener Wald wurde man fündig. Wie die Stadt betonte, müsse kein Baum eigens für ein Windrad gefällt werden. Durch Borkenkäferbefall gebe es dort einen Kahlschlag. Wenn die Windräder stehen, will die Stadt das Gebiet auch wieder aufforsten.

Die Bürger der Stadt sollen von den Windrädern profitieren – zuvorderst die, die innerhalb des Radius von 2,5 Kilometern um ein Windrad wohnen. So soll es Bürgerwindräder geben. Juwi schlägt eine finanzielle Beteiligung vor, wie die aussehe, sei Sache der Stadt. Dann gebe es einen Sparbrief, mit Losen zwischen 50 und 500 bis 1000 Euro. Dieses Modell will Juwi mit den örtlichen Banken umsetzen. Als dritte Option soll ein Ökostromtarif angeboten werden. Hier kooperiert Juwi im Regelfall mit den lokalen Energieversorgern. Denkbar sei eine Subvention von zehn Prozent und die ersten 250 Haushalte erhielten einen Wechselbonus. Bis zur Inbetriebnahme werden die Beteiligungsmodelle konkretisiert.