Die Inhaber der touristischen Betriebe richten einen Appell an die Stadt Schleiden.
Wiederaufbau nach der FlutDie touristischen Gastgeber in der Stadt Schleiden haben Sorgen
In einem Appell fordern die touristischen Betriebe in der Stadt Schleiden die Politik und die Verwaltung auf, den Wiederaufbau der von Besuchern dringend benötigten touristischen Infrastruktur und von stadtbildprägenden Immobilien zu priorisieren.
Das ist ein Ergebnis eines Informationsaustauschs, zu dem die neue Gesellschaft für Wirtschaft, Tourismus und Veranstaltungen Schleiden Vertreter aus dem Tourismusbereich eingeladen hatte. Ansonsten könne das Image der Stadt als Urlaubsregion leiden.
Geschäftsführerin Bianka Renn berichtete jetzt im Stadtentwicklungsausschuss über die Gespräche. „Die Gästezahlen sind aktuell gut, aber wir dürfen die Besucher jetzt nicht enttäuschen“, warnte Renn. Sonst könne sich der Trend schnell ändern und die Buchungen zurückgehen. Aus Sicht der Betriebe gebe es vor allem zwei Probleme: die fehlende touristische Infrastruktur für die Gäste und der Zustand von einigen Immobilen in den Innenstädten.
Schleidener befürchten, dass die Gäste nicht wiederkommen
„Es gibt immer noch Gebäude, die so aussehen, als wären wir noch kurz nach der Flut“, erklärte Renn. Das Gesamtbild sei nicht zufriedenstellend. „Die Betriebe befürchten dadurch einen Imageschaden. Das kann dazu führen, dass Besucher nicht mehr wiederkommen oder die Region nicht weiter empfehlen.“ Die Folgen wären Umsatzrückgänge und Kaufkraftverluste.
„Weil Läden und Geschäfte teilweise nicht saniert sind, haben wir zusätzlich kaum Immobilien, die wir Interessenten für Neueröffnungen anbieten könnten“, so die Geschäftsführerin. Matthias Müller (FDP) wollte von Renn wissen, welche Objekte konkret gemeint seien: „Wo sollen wir anfangen?“
Renns Antwort: „Der Kurpark und der Minigolfplatz in Gemünd müssen beispielsweise noch in Schuss gebracht werden.“ Auch die Möblierung der Innenstädte von Gemünd und Schleiden lasse zu wünschen übrig: „Es fehlen Sitzgelegenheiten.“
In Gemünd wird ein Café schmerzlich vermisst
Petra Freche (Grüne) sprach ein weiteres Defizit an: „Man hat in Gemünd keine Möglichkeit mehr, einen Kaffee zu trinken und ein Stück Kuchen zu essen.“ Renn kennt das Problem, musste aber einräumen: „In dem Fall handelt es sich um private Betriebe. Da hat die Stadt null Einfluss.“ Umso wichtiger sei es, Besucher auf die Angebote hinzuweisen, die aktuell schon wieder vorhanden seien.
„Die Botschaft muss sein: Touristen sind ausdrücklich erwünscht, auch wenn noch nicht alles wieder gut ist. Das wird auch noch einige Zeit so sein“, meinte Bürgermeister Ingo Pfennings. Probleme gebe es, weil Besucher oft nicht wüssten, was im Juli 2021 passiert ist, und dann enttäuscht seien, wenn es beispielsweise in einem Ort wie Gemünd kein Café gebe.
Fachkräfte- und Handwerkermangel bereiten Probleme
Melanie Funke (CDU) sah aber auch hausgemachte Defizite: „Es ist sehr unbefriedigend, wenn Cafés im Stadtgebiet dann an Sonntagen geschlossen sind. Das kann nicht sein.“ Hinzu komme der Mangel an Hotels: „Besucher brauchen ja auch Übernachtungsmöglichkeiten.“ Vielleicht sei in diesen Bereichen mehr Konkurrenz hilfreich, meinte Funke. Renn bat um Verständnis: „Der Fachkräftemangel ist in der Gastronomie ein Riesenproblem. Er zwingt die Betriebe oft dazu, ihre Öffnungszeiten zu reduzieren.“
Zusätzlich würden die Betriebe durch den Mangel an Handwerkern oder Baumaterial beim Wiederaufbau oder bei Sanierungen behindert. „Das Problem sind die noch nicht sanierten Immobilien. Wenn die noch ein Jahr leer stehen, ist da endgültig der Schimmel drin“, warnte Ellen Poschen (FDP).
Die Stadt müsse versuchen, auf die Eigentümer einzuwirken. Klaus Mertens (Grüne) betonte: „Wir können aber auch auf das stolz sein, was schon gemacht wurde. Wir haben schon einiges geschafft.“Kritik, so Renn, habe es auch an der Sperrung der Brücke am Markt in Schleiden gegeben. Kunden müssten Umwege in Kauf nehmen und es werde wohl lange dauern, bis eine neue Brücke gebaut sei.
Ferner habe man sich über das Buchungsverhalten der Gäste ausgetauscht und sei sich einig, dass die meisten Gäste die bekannten Buchungsportale nutzen: „Die Tourist-Info ist im Zeitalter der Digitalisierung nicht mehr der erste Anlaufpunkt.“