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Weltbekannter Geiger Werner von SchnitzlerSeine Heimat ist und bleibt Bad Münstereifel

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Bad Münstereifel – Die Musik liegt ihm im Blut. Werner von Schnitzler liebt Musik, macht Musik, ist Musik. Wenn er auf seiner Geige spielt, ist er in seiner Welt, und man merkt, dass er sich in dem Instrument absolut wiederfindet. Er hat es nach ganz oben geschafft, dabei Höhen und Tiefen erlebt und ist dabei zu jener großen Musikerpersönlichkeit geworden, die er heute ist. Um die ganze Welt ist er schon gereist, doch seine Heimat ist und bleibt Bad Münstereifel.

1978 wurde er als zweites und jüngstes Kind der Pianistin Vera von Schnitzler und des Bankkaufmanns Paul von Schnitzler geboren. Auf dem Gut Giersberg, dem Familiensitz mitten im Wald, wuchs er behütet und naturverbunden auf. Musik gab es immer viel. Beide Eltern wuchsen mit Musik auf, der Vater spielte Klavier, die Mutter war als Professorin an der Musikhochschule Köln tätig. Da lag es nahe, dass auch die Kinder ein Instrument erlernen. Schon früh hörte Werner von Schnitzler gerne die Geige, sei es in Konzerten oder auf Tonträgern. Das Instrument sprach ihn an wie kein anderes.

Musik über das Herz erschlossen

Eine liebevolle Führung fand der kleine Werner in seinem ersten Lehrer Jerzy Pieczonka. „Er war ein warmherziger Typ, ließ mich spielen und quälte mich nicht mit nüchterner Technik“. Der Pole förderte seine Liebe zum Instrument. Der junge Schüler erschloss sich die Musik weniger über Tonleitern und Fingerübungen als vielmehr über das Herz. Er liebte es, in Notengeschäften zu stöbern, machte immer spontan Musik. Druck von den Eltern gab es nicht, so Werner von Schnitzler. „Ich hätte auch etwas anderes machen können“, sagt er. Hat er zum Glück aber nicht. Stattdessen ließ er sich von Konzerterlebnissen fesseln und beschloss: „Da will ich hin, auf diese Bühne.“

Erstaunlich, denn wenn man Werner von Schnitzler persönlich kennenlernt, trifft man auf einen eher zurückhaltenden Menschen. Er ist kein Selbstdarsteller. Aber er steht auf der Bühne, um seine Musik mit dem Publikum zu teilen.

Auch ein musikalisches Genie muss zur Schule gehen. An die Grundschule Bad Münstereifel, erinnert er sich gerne. Parallel war er schon mit neun Jahren der jüngste Student bei Prof. Igor Ozim in Köln. Die Zeit im St.-Michael-Gymnasium gestaltete sich schwieriger. Mit etwa 15 Jahren durchlebte Werner von Schnitzler wie die meisten Jugendlichen eine heikle Phase. „Ich war frech zu den Lehrern. Ich hoffe, dass die das entschuldigt haben“, blickt er reumütig zurück. „Frau Schumacher-Menningen hat viel für mich getan. Aber die Schule hat mich in der Zeit einfach nicht interessiert.“

Mit 16 Jahren in die USA

Das war auch kein Wunder, denn der junge Musiker war längst auf internationalem Erfolgskurs, hatte den großen Pinchas Zukerman kennengelernt und besuchte dessen Kurse in Israel. Zukerman hielt große Stücke auf den Jungen aus Bad Münstereifel, wollte diesen schon mit 13 Jahren in New York unter seine Fittiche nehmen, doch die Familie entschied, Werner erst einmal die Mittlere Reife machen zu lassen.

Mit 16 Jahren folgte er dem Ruf in die USA, kehrte jedoch nach wenigen Monaten zurück. Das Leben in einem New Yorker Studentenwohnheim, die Abwesenheit seiner Familie, die sprachliche und kulturelle Veränderung überforderten ihn maßlos. Eine Borreliose-Erkrankung gab ihm den Rest. Kraftlos kam er nach Hause, im Gepäck eine kaum zu bewältigende Hausaufgabe von Zukerman. „Er riet mir, ein paar Konzerte auszusetzen und erst einmal meine Technik zu verbessern. Aber ich wollte auftreten, war es gewohnt im Rampenlicht zu stehen.“ Doch er fügte sich und stürzte, insgesamt schwer angeschlagen, in eine tiefe Krise, die ihn als Künstler und als Menschen bedrohte. Werner von Schnitzler schaffte es aus dem Tal heraus, glaubte immer an seinen Weg und seine Fähigkeiten und bekam von seinen Eltern viel Unterstützung. Mit 18 Jahren feierte er sein Comeback, studierte Geige und Bratsche, schloss 2006 das Geigenstudium mit der Note 1,0 mit Auszeichnung ab und blickt heute dankbar auf eine fundierte Ausbildung zurück. „Ich weiß, was ich tue und was ich aussage“, berichtet er stolz. „Die Kölner Musikhochschule steht der Hochschule in New York in nichts nach. Es ist gut, dass ich zurückgekommen bin. Pinchas Zukerman wollte, dass ich mich integriere, dass ich ein Amerikaner werde. Doch es kam eben anders.“ Aus den Augen verloren sich die beiden jedoch nie.

Wilde Tischtennisgefechte

Und was tut Werner von Schnitzler, wenn er nicht Geige spielt? „Ich bin sehr sportinteressiert“, sagt er. Seine Leidenschaft für Fußball und Tennis pflegt er überwiegend vor dem Fernseher. Im Tischtennis ist er allerdings ein gefürchteter Gegner und liefert sich mit einem befreundeten Pianisten in Köln regelmäßig wilde Gefechte. Musikalisch ist er für alles offen, mag Jazz und Popmusik, vor allem Michael Jackson. Auch Kunst und Literatur spielen für ihn eine große Rolle. „ Ein Geiger, der immer nur Geige spielt, wird nie ein guter Musiker. Man muss insgesamt ein großer Mensch werden“, so der Künstler. Meditation und Übung in der Alexander-Technik bieten ihm Bewusstseinserweiterung und Entspannung. Viel Kraft gibt ihm nach wie vor die Natur in seiner Heimat Bad Münstereifel, die er als Refugium sehr schätzt. Zusammen mit seiner Freundin, der japanischen Cellistin Aiki Mori, wohnt er in Köln.