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Gruselige FundeZu Ostern erwartet Mallorca noch mehr Leichen an den Stränden

Lesezeit 3 Minuten
Eine Gruppe von Touristen steht am Meer an einem bewölkten Tag am Strand von Magaluf auf Mallorca.

Eine Gruppe von Touristen steht am Meer an einem bewölkten Tag am Strand von Magaluf auf Mallorca.

Mallorcas Strände sind derzeit Schauplatz erschreckender Funde: Immer mehr Migrantenleichen werden angespült. Grund sind gescheiterte Überfahrten.

Der Anblick lässt auch die Polizisten, die von Urlaubern alarmiert wurden, schaudern. Von dem Menschenkörper, der an diesem Märzmorgen an Mallorcas berühmter Playa de Palma angespült wurde, ist nur noch ein Skelett mit ein paar Hautresten übrig. Ein Zeichen, dass die Wasserleiche schon Wochen im Meer trieb.

Mit Absperrbändern werden Neugierige auf Abstand gehalten. Kripobeamte und ein Gerichtsmediziner sind eingetroffen und untersuchen die sterblichen Überreste, die im Sand liegen. Dann wird die Leiche in einem schwarzen Sack abtransportiert. Sie soll im gerichtsmedizinischen Institut in Palma genauer untersucht werden.

Erste Ermittlungen deuten darauf hin, dass es sich um einen afrikanischen Migranten handelt. Vermutlich hatte er zusammen mit anderen versucht, mit einem Boot europäisches Territorium zu erreichen. Nach Polizeiangaben ist es bereits der 15. Tote, der seit Januar auf Mallorca und den benachbarten Ferieninseln Ibiza, Formentera und Menorca angeschwemmt wurde.

Mallorca: Beinahe jede Woche ein neuer Gruselfund

Nahezu jede Woche machen Touristen derzeit einen Gruselfund an den Küsten des Urlaubsparadieses. Manchmal sind es sogar nur verweste Leichenteile, die entdeckt werden. So fanden Spaziergänger am Strand Can Pastilla, der sich ebenfalls in der Bucht der Inselhauptstadt Palma befindet, Reste eines menschlichen Beins. Zuvor war nicht weit entfernt ein Körper geborgen worden, dem Gliedmaßen fehlten.

Die Polizei befürchtet, dass dies nicht die letzten Funde sein werden. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass auch in den kommenden Wochen, in der Zeit der Osterferien, weitere Tote an den Stränden auftauchen werden. Im April werden mehr als eine Million Urlauber auf Mallorca und den Nachbarinseln erwartet.

Es handelt sich um Menschen, die vor einer verzweifelten Lage fliehen und auf der Suche nach einer besseren Zukunft ihr Leben aufs Spiel setzen.
Alfonso Rodríguez, Repräsentant der spanischen Regierung auf den Inseln

Inzwischen bestätigte ein Sprecher der Sicherheitsbehörden, „dass die 15 Toten mit dem Kentern von Flüchtlingsbooten in Verbindung stehen könnten“. Das sei ein Spiegelbild der humanitären Migrationstragödie, die sich vor der Küste der Inseln abspiele, sagt Alfonso Rodríguez, Repräsentant der spanischen Regierung auf den Inseln. „Es handelt sich um Menschen, die vor einer verzweifelten Lage fliehen und auf der Suche nach einer besseren Zukunft ihr Leben aufs Spiel setzen.“

Seit vergangenem Jahr steigt die Zahl der Migranten und Flüchtlinge, die von Afrikas Küste aus versuchen, mit wackeligen Booten Mallorca und die Nachbarinseln zu erreichen. Im vergangenen Jahr kamen dort insgesamt 350 Boote mit nahezu 6000 Menschen an. Das waren mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Die Baleareninseln sind inzwischen nach den Kanaren Spaniens zweitgrößter Migrationsbrennpunkt.

300 Kilometer übers Meer

Immer mehr Boote machen sich von Afrika, meist von Algeriens Küste aus, auf den etwa 300 Kilometer langen Seeweg Richtung Mallorca. Mit der Zahl der in Algerien ablegenden Boote wächst auch die Zahl der tödlichen Tragödien. Im vergangenen Jahr sollen unbestätigten Berichten zufolge Hunderte von Migranten vor den Ferieninseln ertrunken sein.

In den stürmischen und wellenreichen Wintermonaten Januar, Februar und März des laufenden Jahres kamen bereits annähernd 1000 Migranten auf den Inseln an. Mehrere Boote, die in den letzten Monaten Kurs auf Mallorca genommen hatten, werden vermisst und wurden vermutlich mitsamt Insassen vom Meer verschluckt.

Früher wurde diese Route vor allem von Migranten aus Algerien genutzt. Von den Küsten des auf der anderen Seite des Mittelmeeres liegenden nordafrikanischen Landes ist es per Boot nur eine Tagesreise bis nach Mallorca. Doch inzwischen kommen auch immer mehr Menschen aus den Armuts- und Krisenländern unterhalb der Sahara auf den Balearen an.

Eine andere Sache ist, dass die Menschenmafia mit den europäischen Sicherheitsbehörden ein Katz-und-Maus-Spiel betreibt, immer neue Schlupflöcher entdeckt und die Fluchtrouten übers Meer entsprechend ändert. Derzeit sind die Menschenschlepper auf der Route Richtung Mallorca besonders aktiv. Möglicherweise auch deswegen, weil die meisten Ankommenden von dort nach der behördlichen Registrierung ungehindert aufs europäische Festland weiterreisen dürfen.