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„Würde mich sofort impfen lassen“Ein Virologe über Sicherheit der neuen Impfstoffe

Lesezeit 4 Minuten
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Prof. Dr. Florian Klein

  1. Ob ein Impfstoff gegen das Coronavirus auch Ansteckungen und Übertragungen verhindern kann, ist Florian Klein zufolge abschließend noch nicht zu sagen.
  2. Unser Verhalten werde daher weiter eine große Rolle spielen.
  3. Mit dem Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik Köln sprach Raimund Neuß.

NRW-Gesundheitsminister Laumann spricht wie andere Politiker davon, dass durch eine Corona-Massenimpfung eine Herdenimmunität erreicht werden könne – also nicht nur individueller Schutz. Ist das realistisch?Ja, das ist möglich, aber es ist eine sehr große Aufgabe. Nach den aktuell vorliegenden Informationen zeigen die ersten Impfstoffe eine hohe Wirksamkeit die Erkrankung COVID-19 zu verhindern. Für eine Herdenimmunität bedarf es jedoch eine ausreichende Verfügbarkeit des Impfstoffs, Akzeptanz und eine hohe Impfbereitschaft in der Bevölkerung. Zudem müssen die Impfstoffe auch SARS-CoV-2 Übertragungen verhindern können.

Gibt es denn Anzeichen dafür, dass die bisher getesteten Impfstoffe nicht nur Erkrankungen, sondern auch Ansteckungen und das Übertragen der Viren verhindern können? Das wurde ja nach Tierversuchen bezweifelt, jetzt machen Biontech und die Universität Oxford gewisse Andeutungen.

Das kann man noch nicht abschließend sagen. Ich bin aber zuversichtlich, dass auch die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung reduziert sein wird.

Zur Person

Professor Dr. Florian Klein ist seit Februar 2017 Direktor und Lehrstuhlinhaber des Instituts für Virologie der Uniklinik Köln. Zu den wichtigsten Schwerpunkten des Virologen gehören die Erforschung von Antikörpern gegen virale Erreger und die Entwicklung von neuen Antikörper-vermittelten Impf- und Therapiestrategien bei der HIV-Infektion. Klein studierte Medizin in Köln, Zürich, Bologna und Boston. (EB)

Aber es könnte doch auch gefährlich werden, wenn sich Leute impfen lassen und danach so auftreten, als könnten sie niemanden mehr gefährden, oder?

In der Tat ist das ein Risiko. Wir werden jetzt bald in eine Übergangzeit kommen in der wir Impfstoffe, weitere Therapien, gute Teststrategien aber eben auch die uns bekannten Verhaltensweisen nutzen müssen, um Infektionen und schwere Krankheitsverläufe zu verhindern. Unser Verhalten wird also weiterhin eine wichtige Rolle spielen.

Sehen Sie Anhaltspunkte, um abschätzen zu können, wie lange die jetzt diskutierten Impfstoffe schützen? Oder ist das gar nicht mehr so wichtig, wenn die Pandemie erstmal niedergeschlagen ist?

Die Dauer des Impfschutz ist wichtig, lässt sich verlässlich aber erst nach längerer Beobachtung beurteilen. Der Vorteil bei Impfstoffen ist jedoch, dass wir nachimpfen können und damit die Schutzwirkung verlängern können.

Der eine oder andere wird sich an die letzte Pandemie-Impfkampagne gegen die Schweinegrippe erinnern. Der Impfstoff Pandemrix begünstigte den Ausbruch einer Autoimmunkrankheit, zeitigte also langfristig eine seltene, schwere Nebenwirkung, die niemand auf dem Plan hatte. Müsste man da mit der Verabreichung eines nur ein paar Monate lang getesteten Impfstoffs nicht vorsichtiger sein, zumindest bei jüngeren Patienten?

Auch nach der Zulassung werden Nebenwirkungen von Impfstoffen sehr genau verfolgt und damit wird die Sicherheit von verwendeten Impfstoffen gewährleistet. Jeder Impfstoff kann auch Nebenwirkungen haben. Eingesetzt werden Impfstoffe nach einer Nutzen-Risiko Abwägung wobei der Nutzen deutlich überwiegen muss.

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Bei einer der Impfstoffstudien, der der Universität Oxford und des Konzerns Astrazeneca, gibt es erhebliche Kritik am Verfahren: nachträgliches verändertes Studiendesign, nicht fachgerechte statistische Auswertung. Was hat das für Folgen?

Die Zulassungsbehörden werden darauf bestehen, ausreichende Daten vorliegen zu haben, um die Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffs beurteilen zu können. Falls dieses nicht der Fall ist, müssen Studien fortgesetzt und gegebenenfalls angepasst werden.

Was halten Sie von Ideen, etwa Einreisen an eine Impfung zu koppeln, wie Finnland es will, oder Konzerttickets nur an Geimpfte zu verkaufen, wie der CDU-Politiker Peter Liese es vorschlug? Also keine Impfflicht, aber Einschränkungen für nicht Geimpfte?

Dieses Vorgehen kennen wir bereits von anderen Impfstoffen, zum Beispiel der Gelbfieberimpfung, die einige Länder für die Einreise voraussetzen. Wenn man bedenkt wie groß der gesundheitliche und wirtschaftliche Schaden für ein Land durch SARS-CoV-2 sein kann, halte ich diese Überlegungen auch für nachvollziehbar. Allerdings ist das nicht für alle Länder sinnvoll oder leicht umsetzbar.

Werden Sie sich selbst impfen lassen – und wenn ja, welchen der jetzt vor der Zulassung stehenden Impfstoffe würden Sie bevorzugen?

Ich würde mich sofort impfen lassen. Die jetzt entwickelten RNA Impfstoffe finde ich dabei besonders interessant.