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Polnische Küche im WeltallWie Piroggen auf der ISS ihre Premiere feiern

Lesezeit 3 Minuten
Die Piroggen Herausforderung

In jede Pirogge wurde ein Loch gestochen, damit sie nicht an Bord der ISS aufplatzen.

Polnische Heimat im Gepäck: ESA-Astronaut Uznański-Wiśniewski nimmt gefriergetrocknete Piroggen zur ISS. Das Essen soll Wohlbefinden und Teamgeist fördern.

Wenn ESA-Projektastronaut Sławosz Uznański-Wiśniewski voraussichtlich im Mai für 14 Tage als Mitglied der „Axiom Mission 4“-Besatzung zur Internationalen Raumstation ISS fliegen wird, hat er eine besondere kulinarische Spezialität seiner polnischen Heimat als Bonus-Essen dabei: Piroggen. Bonus-Essen, das für bestimmte Besatzungsmitglieder zubereitet wird, macht nach Angaben der Europäischen Weltraumagentur ESA etwa zehn Prozent der Verpflegung aus. Im Fall von Uznański-Wiśniewski sind die traditionellen polnischen Teigtaschen mit Kohl und Pilzen gefüllt. Ihre Herstellung für die besonderen Bedingungen an Bord der ISS war aber eine Herausforderung, wie die ESA jetzt unter der Überschrift „Die Piroggen-Herausforderung“ mitteilte.

„Ich wollte ein wirklich polnisches Menü, das ich mit meinen Astronautenkollegen teilen kann. Essen bringt psychologischen Trost, und ich dachte sofort, dass es sich lohnen würde, einige polnische Köstlichkeiten in den Orbit zu bringen“, wird Uznański-Wiśniewski, der im Europäischen Astronautenzenrum in Köln ausgebildet wurde, in der Mitteilung zitiert. Weitere Teilnehmer der „Axiom Mission 4“ sind Commander Peggy Whitson (USA), der indische Pilot Shubhanshu Shukla und der ungarische Astronaut Tibor Kapu.

Erste Experimente schlugen fehl

Der 40-jährige polnische Ingenieur, der während der sogenannten Ignis-Mission mehr als ein Dutzend technologische und wissenschaftliche Experimente durchführen wird, stand mit seinen geliebten Piroggen vor einem unerwarteten Problem. Die frischen Teigtaschen einfach in Dosen und Gläser packen, war wegen der strengen Freigepäckmenge für Astronauten nicht möglich. Also mussten die Piroggen gefriergetrocknet werden. „Es hat eine Weile gedauert, bis wir die Gefriertrocknung gemeistert haben, der Füllung durch den Teig die Feuchtigkeit entzogen und das nach der Rehydrierung übrig gebliebene Wasser entsorgt haben“, berichtet er. So seien die ersten Chargen immer wieder geplatzt.

Gemeinsam mit dem auf Gefriertrocknung spezialisierten polnischen Familienunternehmen Lyofood aber wurde eine Lösung für die Piroggen gefunden, die nach Zugabe von heißem Wasser aus den Spendern auf der Raumstation genossen werden konnten, berichtet die ESA. In jede einzelne Teigtasche bohrten sie nacheinander kleine Löcher. Das war die Lösung.

Die Piroggen sind aber nicht die einzige kulinarische Reminiszenz an seine Heimat, die Uznański-Wiśniewski auf seinem ersten Raumflug mit zur ISS nehmen wird. Weitere Hauptgerichte sind Tomatensuppe mit Nudeln und polnischer Leczo-Eintopf mit Buchweizen. Allesamt kreiert vom renommierten polnischen Koch und Gastronomen Mateusz Gessler.

Übrigens: Alle Lebensmittel, die an die Internationale Raumstation geliefert werden, müssen krümelfrei und leicht sein und mindestens 24 Monate haltbar sein, erklärt die ESA. Der größte Teil der Speisekarte besteht aus Dosen oder gefriergetrockneten Mahlzeiten in Plastikverpackungen, Getränke werden aus Pulver und Wasser zubereitet. Frisches Obst und Gemüse an Bord sind ein Luxus, der nur erhältlich ist, wenn ein Raumschiff mit neuen Vorräten ankommt.

Das für jeden Astronauten zubereitete Bonus-Essen soll Abwechslung in die Ernährung bringen und das geistige Wohlbefinden steigern – und es hilft nach Angaben der Raumfahrtagentur dabei, sich mit der internationalen Besatzung der ISS im Orbit zu verbinden.