Sie ist einer letzten noch lebenden Weltstars der 50er Jahre: So geht es der Pop- und Schlagersängerin Connie Francis heute.
Schlagerlegende feiert GeburtstagWas macht eigentlich Connie Francis?
Es gibt nur noch wenige lebende Zeugen einer Ära, die die Musikwelt für immer verändert hat: die Geburtsstunde des Rock'n'Roll. Connie Francis war einer der ersten weiblichen Superstars dieser Revolution, ein Weltstar, der mit Hits wie „Who's Sorry Now“, „Everybody's Somebody's Fool“ und „Stupid Cupid“ die Charts dominierte, wie heute eine Taylor Swift. Am Donnerstag (12. Dezember) wird sie 87 Jahre alt.
Wie kaum eine andere prägte sie in den 1950er und 1960er Jahren das Bild des globalen Popstars, auch in Deutschland, wo sie neben ihren englischen auch mit deutschsprachigen Schlageraufnahmen sehr erfolgreich war. Heute wird kaum noch von ihr gesprochen, obwohl sie als eine der letzten großen Ikonen dieser einzigartigen Generation noch lebt und ihre Spuren im Musikuniversum unübersehbar sind.
Wie geht es Connie Francis heute?
Connie Francis lebt heute zurückgezogen im sonnigen Florida und genießt ihren Ruhestand. Gelegentlich spricht sie in Interviews über ihre bewegte Karriere oder meldet sich mit Schnappschüssen aus ihrem Leben auf Instagram und Facebook. Im November und Dezember 2024 zeigte sie sich mehrfach gut gelaunt bei Treffen mit Freunden und Kollegen.
Ihre letzten großen Konzerte gab sie 2010. Im selben Jahr wurde sie nationale Sprecherin von „Mental Health America“, um anderen zu helfen, die tragische Erfahrungen in ihrem Leben gemacht haben. Hinter Francis liegen viele traumatische Erlebnisse, die sie unter anderem in zwei Bestsellern verarbeitete, die augenzwinkernd nach ihren Hits benannt sind: „Who's Sorry Now“ (1984) und zuletzt „Among my Souvenirs“ (2017). Mit Letzterem beendete sie auch offiziell ihre Karriere.
Francis hatte in den 70er Jahren eine schwere Erkrankung ihrer Stimme. Nach mehreren Nasenoperationen verlor sie ihre Stimme für sieben Jahre. Sie beschrieb diesen Verlust einmal als „wie ein Chirurg, der seine Hände verliert“. 1974 wurde Francis, die wenige Monate zuvor zum ersten Mal Mutter geworden war, nach einem Konzert in ihrem Hotelzimmer überfallen und vergewaltigt. Mit der Entschädigung in Millionenhöhe gründete Francis eine Opferhilfe. 1981 wurde ihr Bruder erschossen. Medienberichten zufolge soll die Mafia daran beteiligt gewesen sein.
Connie Francis: Große Erfolge und private Tragödien
Damit nicht genug, auch in der Liebe musste sie Rückschläge hinnehmen – viermal war sie verheiratet, ebenso oft wurde sie geschieden. Ihre größte Liebe, nach eigenen Angaben der Popsänger Bobby Darin, wurde von ihrem Vater verhindert.
Francis wurde Medienberichten zufolge von 1982 bis 1991 17 Mal teilweise unfreiwillig in psychiatrische Einrichtungen eingewiesen, nachdem bei ihr eine manisch-depressive Störung fehldiagnostiziert worden war.
Dennoch feierte sie in den 1980er Jahren gelegentlich ein Comeback mit nostalgischen Konzerten und neuen Alben, die unter anderem ihre alten Hits wieder aufleben ließen. In Deutschland staunten 1992 viele Teenager, als fünf ihrer größten deutschen Hits zu einem Tanzmedley zusammengestellt, mit modernen Tanzrhythmen unterlegt als „Jive Connie“ veröffentlicht wurden.
Seit 1967 war sie hier nicht mehr in den Charts gewesen – mit dem Medley, das Evergreens wie „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“ oder „Schöner, fremder Mann“ enthält, landete sie auf Platz zwei der Single-Charts und erhielt Gold. Dafür durfte sie auch hierzulande wieder als Gast im Fernsehen auftreten und Duette mit ihrem alten Kumpel Peter Kraus aufnehmen.
Von Pop über Jazz bis zum Schlager: Connie Francis sang in 15 Sprachen
Erinnerungen wurden wach an ihre große Zeit der 1960er Jahre, als sie in Deutschland als Teenie-Star dreimal hintereinander von der Zeitschrift „Bravo“ zur „Sängerin des Jahres“ gewählt wurde, vor der nationalen Konkurrenz wie Caterina Valente oder Conny Froboess. Der Phonetik sei Dank: Dass sie auch in 14 anderen Sprachen sang, sorgte dafür, dass sie praktisch überall auf der Welt große Erfolge feierte und ihre Diskografie geradezu ausuferte.
Auch stilistisch machte sie vor nichts Halt. Obwohl sie mit romantischen, Pop- und Rock'n'Roll-angehauchten Schlagern bekannt wurde, sang sie auch – und das bescheinigten ihr viele Kritiker hervorragend – Jazzstandards aus dem „Great American Songbook“, Country, Musicalmelodien oder Folklore. Als Mitte der 60er Jahre der Beat Einzug in die Charts hielt, wandte sie sich modernen Songs zu, etwa von Burt Bacharach und Hal David, deren komplexe Melodien sie mühelos interpretieren konnte. Auch der Twist- oder Girlgroup-Sound der Zeit war ihr nicht fremd. Dennoch sank ihr Stern gegen Ende des Jahrzehnts, und persönliche Schwierigkeiten verhinderten später das von vielen erhoffte Comeback.
Superstar der 50er und 60er Jahre wartet immer noch auf die große Anerkennung
Trotz ihres enormen Einflusses auf die Popmusik und ihrer beispiellosen Erfolge in den 1950er und 1960er Jahren erhielt Francis nie die großen Ehrungen des amerikanischen Showbusiness, die ihre Kolleginnen wie Brenda Lee oder Wanda Jackson zum Teil bekamen, wie einen Grammy, einen Platz in der „Rock and Roll Hall of Fame“ oder einen Stern auf dem „Hollywood Walk of Fame“.
All dies wäre längst überfällig, aber auch die Kampagnen ihrer immer noch zahlreichen Fans dafür blieben erfolglos. Ein Biopic, das ihr ebenso erfolgreiches wie dramatisches Leben mit Gloria Estefan in der Hauptrolle nachzeichnen sollte, war zeitweise im Gespräch, scheiterte aber schließlich nach knapp zehnjährigen Verhandlungen.
Zurück blieb Connie Francis, die trotz aller Rückschläge nie ihren Lebensmut verlor und keine Bitterkeit erkennen lässt. In einem Interview mit der Musik-Website „classicbands.com“ sagte sie einmal: „Ich möchte nicht wegen der Höhen, die ich erreicht habe, in Erinnerung bleiben, sondern wegen der Tiefen, aus denen ich aufgestiegen bin.“ Im Rückblick auf ihre lange Karriere fügte sie hinzu: „Wenn sich die Menschen an meine Musik erinnern, und sie weckt bei ihnen glückliche Erinnerungen, dann macht mich das auch glücklich.“