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Waldbrand am BrockenFeuer im Harz unter Kontrolle – Experte schließt Brandstiftung nicht aus

Lesezeit 4 Minuten
08.09.2024, Niedersachsen, Braunlage: Ein Löschflugzeug ist bei einem Waldbrand am Königsberg unterhalb vom Brocken im Harz im Einsatz. Foto: Swen Pförtner/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Ein Löschflugzeug ist bei einem Waldbrand am Königsberg unterhalb vom Brocken im Harz im Einsatz.

Im Harz ist ein Brand in der Nähe des Brockens ausgebrochen. Das Gebiet ist zerklüftet und schwer zugänglich. Aber es gibt positive Nachrichten.

Die mit einem großen Waldbrand am Brocken kämpfenden Einsatzkräfte hoffen auf einen Wetterwechsel, der ab dem späten Sonntagabend Regen bringen könnte. „Wir rechnen mit mehreren Tagen, hoffen aber, dass mit Änderung der Großwetterlage am Montag hier Schluss ist“, sagte der Kreisbrandmeister des Landkreises Harz, Kai-Uwe Lohse. Am Samstagabend teilte er mit, die Lage sei inzwischen unter Kontrolle.

Der Deutsche Wetterdienst rechnet auch für Sonntag noch mit weiterhin sehr warmer Luft, die nach Sachsen-Anhalt strömt. Ab dem späten Sonntagabend gebe es von Westen her einsetzenden Starkregen oder Dauerregen. Dabei seien auch Unwetter mit mehr als 40 Litern Regen pro Quadratmeter nicht ausgeschlossen.

Die Löscharbeiten sind am frühen Sonntagmorgen wieder angelaufen. Vier Löschhubschrauber sind nach Angaben des Landkreises Harz derzeit in der Luft. Zudem unterstützen mehrere Hubschrauber unter anderem von der Bundespolizei und der Bundeswehr den Einsatz. Seit 8 Uhr sind rund 150 Einsatzkräfte am Boden mit den Löscharbeiten beschäftigt.

Ziel sei es, den Brand am Sonntag so weit zu löschen, dass nur noch Nachlöscharbeiten notwendig seien, sagte Lohse. Am Samstagabend war es den Einsatzkräften gelungen, eine Ausbreitung des Feuers zu verhindern. In der Nacht zu Sonntag wurden die Löscharbeiten unterbrochen, es fanden nach Angaben des Kreises lediglich Patrouillenfahrten statt.

Experte schließt Brandstiftung am Brocken nicht aus

Der Harzer Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse hält es für möglich, dass das Feuer am Brocken bewusst gelegt worden ist. „Brandstiftung ist nicht ausgeschlossen“, sagte Lohse der Deutschen Presse-Agentur. Er verwies darauf, dass das Feuer am Freitag zeitgleich an mehreren Stellen ausgebrochen war.

Die Polizei teilte auf Anfrage mit, dass ein Brandermittlungsverfahren eingeleitet worden sei. Nähere Angaben zur Brandursache seien aber erst möglich, wenn man den Brandort untersuchen könne, hieß es.

Nach Angaben des Landkreises waren am Samstag mehr als 250 Kräfte im Einsatz, darunter vier Flugzeuge und drei Hubschrauber. Unterstützung sei zudem aus benachbarten Landkreisen und Bundesländern gekommen. Demnach seien auch Einsatzkräfte aus dem Salzlandkreis, den Landkreisen Göttingen und Goslar sowie von Technischem Hilfswerk, Nationalpark, Bundeswehr und Bundespolizei beteiligt.

Erstmals werde dem Löschwasser auch ein feuerhemmendes chemisches Mittel zugesetzt, sagte Kreisbrandmeister Lohse. Das soll die Wirkung verstärken. Es handele sich um eine deutschlandweite Premiere. Trotzdem stellt sich die Feuerwehr auf einen tagelangen Einsatz ein.

Damit sich die Flammen nicht weiter ausbreiten, wurden am Boden unter anderem weitere Schutzstreifen geschlagen und Wege geschaffen. Über diese solle der Wassertransport erfolgen.

Das Feuer war am Freitag am Königsberg ausgebrochen, einer Nebenkuppe des Brockens, und breitete sich auf eine Länge von rund 1.000 Metern aus. Die Brandstellen hatten sich später zu einer größeren Feuerfront vereinigt. Vor zwei Jahren hatte der Landkreis Harz den Katastrophenfall wegen eines Brandes am Brocken ausgerufen. Es war dieselbe Stelle wie jetzt.

Einsatzleiter Jerry Grunau sagte dem MDR: „Im Vergleich zu vor zwei Jahren ist die Lage auf jeden Fall schwieriger und schlimmer anzuerkennen.“ Die Lage sei angespannt, sagte Wernigerodes Oberbürgermeister Tobias Kascha dem Sender am Samstag. Der Wind erschwere die Löscharbeiten.

Brockengebiet weiterhin gesperrt für Zivilisten

Das Gebiet ist derzeit für Zivilisten gesperrt. Anwohner von Braunlage, Torfhaus und dem Gebiet rund um die B4 sind gebeten, wegen der Rauchentwicklung Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Am Freitag mussten rund 500 Menschen mit Bussen vom Brocken evakuiert werden. Die Harzer Schmalspurbahnen haben den Zugverkehr zwischen Drei Annen Hohne und dem Brocken bis mindestens einschließlich Sonntag eingestellt.

Weitere Brände in Sachsen-Anhalt

Es ist nicht der einzige Brand, der in Sachsen-Anhalt wütet: Bei Oranienbaum im Osten des Landes sei eine Fläche von 50 bis 55 Hektar betroffen, teilte der Kreisbrandmeister Peter von Geyso mit. Wegen des auffrischenden Windes und der Hitze sei die Ausbreitung des Brandes bisher nicht vollständig gestoppt. Insgesamt sind rund 280 Einsatzkräfte vor Ort, auch zwei Löschhubschrauber unterstützen die Arbeiten. Bislang wurden am Samstag laut dem Landkreis fast 50.000 Liter Wasser von den Hubschraubern abgeworfen.

Das Feuer sei auch auf munitionsbelastete Flächen getroffen. Den Angaben zufolge konnte die Ausbreitung darauf jedoch verhindert werden. Am Mittag machte sich Landesinnenministerin Tamara Zieschang (CDU) ein Bild von der Lage. Sie bezeichnete die Löscharbeiten als herausfordernd. Der Brand war am Freitag in der Nähe der Bundesstraße 107 und eines Wohngebietes ausgebrochen. Zu Beginn war auch die Wohnsiedlung bedroht.

Indes ist nach einem Brand auf dem Truppenübungsplatz Altmark der Betrieb wieder aufgenommen worden. Es übe derzeit ein Panzergrenadierbataillon, sagte der Presseoffizier des Gefechtsübungszentrums des Heeres, Alexander Helle. Die Heide hatte am Freitag großflächig gebrannt, starke Winde trieben das Feuer an. Auslöser war nach Angaben des Presseoffiziers eine Art Rauchtopf gewesen, mit dem der Abschuss eines Panzers simuliert werden soll. Dieses Gerät sei sehr heiß geworden und habe die Heide entzündet. (dpa)