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Auch deutsche Behörden alarmiertTonnenweise tote Fische – Nachbarland kämpft gegen hochgiftige Algen

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Zwei große tote Fische von etwa 50 Zentimetern Länge treiben im Juni 2024 an der Wasseroberfläche in Frankfurt/Oder

Zwei große tote Fische von etwa 50 Zentimetern Länge treiben im Juni 2024 an der Wasseroberfläche in Frankfurt/Oder.

In Polen sterben wieder Fische wegen der giftigen Goldalge. Die Regierung ist alarmiert, und auch in Brandenburg gibt es erste Auswirkungen.

In Polen sterben immer mehr Fische wegen der giftigen Goldalge. Das Phänomen tritt besonders in Nebenflüssen der Oder auf und hat die Behörden auf den Plan gerufen. Das polnische Klimaministerium teilte mit, man habe als Gegenmaßnahme Wasserstoffperoxid in die betroffenen Gewässer eingeleitet. Dadurch sei der Algenbestand bereits um 90 Prozent zurückgegangen.

Bereits vor knapp zwei Wochen hatten tonnenweise tote Fische aus einem Stausee in Polen geholt werden müssen. Das Staubecken Dzierzno Duze bei Kattowitz (polnisch Katovice) ist über den Gleiwitzer Kanal (Kanał Gliwicki) mit der Oder verbunden. In dem 204 Hektar großen Gewässer waren 14,5 Tonnen verendete Fische entdeckt worden. Inzwischen hat sich das Fischsterben verschärft, mehr als 105 Tonnen toter Tiere wurden dort gefunden, wie polnische Medien am Wochenende berichten.

Seitdem läuft dort eine größere Aktion, um ein weiteres Ausbreiten des Fischsterbens zu verhindern. 200 Menschen und 17 Boote seien auf dem Stausee im Einsatz. Auch Soldaten der polnischen Armee seien mittlerweile zur Hilfe entsandt worden, heißt es. Vor allem sollte durch Barrieren zwischen dem Stausee und dem Kanal verhindert werden, dass infizierte Fische in die Oder gelangen. Wassersport und andere Aktivitäten wurden an dem Stausee verboten.

Goldalge in Polen: Ministerin erläutert Maßnahmen gegen Fischsterben

Der 1939 in Betrieb genommene Gleiwitzer Kanal ist 41 Kilometer lang und verbindet die oberschlesische Großstadt Gleiwitz (Gliwice) mit der Oder. Bereits im vergangenen Sommer war dort eine große Menge toter Fische geborgen worden.

Das Thema hat große Priorität in Polen: Am Sonntag besuchte die Ministerin für Klima und Umwelt Paulina Hennig-Kloska den Stausee und informierte über die Maßnahmen.

In einem Versuch wurde Wasserstoffperoxid ins Wasser geleitet, hierdurch ließen sich deutliche Erfolge im Kampf gegen die Goldalge erzielen, wovon sich auch die Ministerin überzeugte.

Als Hauptursache für das Wachstum der Goldalgen (Prymnesium parvum) gilt Salzwasser, das von der Bergbauindustrie in die Flüsse eingeleitet wird. Polen plant deshalb unter anderem den Bau von Entsalzungsanlagen.

Goldalge: Umweltkatastrophe in der Oder 2022

Im Sommer 2022 war es in der Oder zu einem massenhaften Fischsterben gekommen. Neben Fischen starben in diesem Zusammenhang auch andere aquatische Organismen wie Schnecken und Muscheln. Damals waren Experten nach wochenlangen Untersuchungen in Deutschland und Polen zu dem Schluss gekommen, dass die Blüte der giftigen Goldalge Prymnesium parvum den Tod der Fische verursacht hatte.

Auch in Deutschland ist man im Sommer 2024 alarmiert: Steigende Algenkonzentrationen lösten im Juni auch in Brandenburg die ersten Warnstufen aus. „Die Salzgehalte in der Oder sind auch in 2024 auf einem gleichbleibend hohen Niveau“, heißt es beim Bundesumweltministerium. Im Mai 2024 wurde die bilaterale Fachgruppe zur Oder reaktiviert, heißt es. Glücklicherweise sei die Wassertemperatur der Oder aber geringer als vor zwei Jahren. (mit dpa)