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Lars Mittank und Inga GehrickeSmoothie-Hersteller sucht Vermisste auf Flaschen – Eltern hoffen auf neue Hinweise

Lesezeit 3 Minuten
True Fruits erinnert auf Smoothie-Flaschen an verschwundene Menschen: Lars Mittank (links) und Inga Gehricke (rechts).

True Fruits erinnert auf Smoothie-Flaschen an verschwundene Menschen: Lars Mittank (links) und Inga Gehricke (rechts).

Der Smoothie-Hersteller will ein Zeichen gegen das Vergessen setzen und sucht mit einer Aktion nach Vermissten.

In einer innovativen Kampagne hat der Smoothie-Hersteller True Fruits Flaschen mit den Fotos von Lars Mittank und Inga Gehricke bedruckt, um auf deren Verschwinden aufmerksam zu machen. Lars Mittank verschwand 2014 unter mysteriösen Umständen am Flughafen von Varna in Bulgarien. Die damals fünfjährige Inga Gehricke wird seit ihrem Verschwinden 2015 in Wilhelmshof vermisst. Mit der Aktion will das Unternehmen neue Hinweise generieren und die Cold Cases wieder ins öffentliche Bewusstsein rücken.

Vermisstenfälle Lars Mittank und Inga Gehricke: True Fruits will mit Kampagne helfen

Die Flaschen zeigen nicht nur Bilder aus der Zeit des Verschwindens, sondern auch Altersfotos, die demonstrieren sollen, wie die Vermissten heute aussehen könnten. Die Flaschen werden laut dem Smoothie-Hersteller in mehr als 30.000 Supermärkten in der DACH-Region verkauft.

Zusätzlich zu den Bildern wurde von true fruits die Belohnung der Polizei für entscheidende Hinweise erhöht. Bei Inga setzt sich die Summe aus 25.000 Euro von der Polizeiinspektion Stendal und 25.000 Euro von true fruits zusammen. Bei Lars sind es allein 40.000 Euro von seiner Mutter und 10.000 Euro von der Smoothie-Firma.

Die Familien der Vermissten unterstützen die Kampagne und hoffen, dass sie dazu beiträgt, neue Hinweise zu erhalten. Die Mütter von Lars und Inga sprachen in Interviews mit True Fruits über ihre Beweggründe und Hoffnungen. Die Kampagne hat bereits ein breites Medienecho gefunden und könnte als Modell für zukünftige Suchaktionen dienen.

Inga Gehricke und Lars Mittank vermisst: Belohnung für Hinweise wurde verdoppelt

Die Verwendung von Alltagsprodukten zur Verbreitung von Fotos vermisster Personen ist keine neue Strategie, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu erregen. Die Verwendung von Milchtüten für die Suche nach vermissten Personen wurde in den 1980er Jahren in den USA sehr populär. Die Initiative wurde unter dem Namen „Milk Carton Kids“ bekannt und war eine der ersten groß angelegten Bemühungen, die Öffentlichkeit in die Suche nach vermissten Kindern einzubeziehen.

Milchtüten wurden mit Fotos und Informationen über vermisste Kinder bedruckt, in der Hoffnung, dass jemand sie erkennt und Hinweise auf ihren Verbleib geben kann. Obwohl diese Methode heute weitgehend durch digitale und soziale Medien ersetzt wurde, bleibt sie ein frühes Beispiel für die Einbeziehung der Gemeinschaft in die Lösung eines Falls.

Suche nach vermissten Kindern mithilfe von Milchkartons in den 1980er Jahren

Das erste vermisste Kind auf einer solchen Milchtüte war Etan Patz, der 1979 spurlos verschwand und nie gefunden wurde. Der Fall erregte jedoch große Aufmerksamkeit und Bekanntheit, was schließlich zur Verhaftung und Verurteilung seines geständigen Mörders führte.

In den späten 1980er und im Laufe der 1990er Jahre wurden die Milchkarton-Aktionen immer seltener. Einer der letzten Vermisstenfälle auf einer Milchtüte war die 16-jährige Molly Bish, die im Jahr 2000 von ihrem Arbeitsplatz als Rettungsschwimmerin in Massachusetts verschwand. Die sterblichen Überreste des Mädchens wurden drei Jahre später fünf Meilen vom Ort ihres Verschwindens entfernt gefunden.

Sandra Mittank zeigt ein Bild ihres Sohnes Lars.

Sandra Mittank zeigt im Juni 2015 in Marne (Schleswig-Holstein) ein Bild ihres Sohnes Lars. (Archivbild)

Die Methode, vermisste Personen auf Milchtüten abzubilden, wurde in den USA teilweise kontrovers diskutiert. Kritiker argumentierten, dass bei den Verbrauchern zu einer Art „Alarmmüdigkeit“ führen könne, da die ständige Konfrontation mit Vermisstenanzeigen zu einer Abstumpfung gegenüber dem Thema führen könne.

Problematisch war auch, dass die auf den Milchtüten abgebildeten Kinder überwiegend weiß waren, was Fragen nach der Gleichbehandlung vermisster Kinder unterschiedlicher ethnischer Herkunft aufwarf. Darüber hinaus wurde die Effektivität dieser Methode infrage gestellt, da trotz ihrer weiten Verbreitung nur wenige Fälle tatsächlich durch Hinweise aus der Bevölkerung aufgeklärt werden konnten.

True Fruits hat für Hinweise zu den Vermisstenfällen Inga Gehricke und Lars Mittank auch eine Seite für Hinweise eingerichtet. Die Eltern die beiden haben auch jeweils eine Website zu den Vermisstenfällen eingerichtet: Website zum Vermisstenfall Inga Gehricke, Website zum Vermisstenfall Lars Mittank.