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Alter TV-Beitrag geht viral„MacGyver-Bastelei“ – Bericht über U-Boot löst Wirbel aus, Tourist schildert Tauchgang

Lesezeit 5 Minuten
Dieses von „OceanGate“ zur Verfügung gestellte Foto zeigt das Mini-U-Boot „Titan“. In der Nähe des „Titanic“-Wracks im Atlantik suchen Rettungskräfte nach fünf Vermissten in dem verschollenen U-Boot.

Dieses von „OceanGate“ zur Verfügung gestellte Foto zeigt das Mini-U-Boot „Titan“. In der Nähe des „Titanic“-Wracks im Atlantik suchen Rettungskräfte nach fünf Vermissten in dem verschollenen U-Boot.

Während die Suche nach dem beim Titanic-Wrack vermissten U-Boot fieberhaft weiter läuft, geht eine ältere Dokumentation viral.

Die Küstenwachen Kanadas und der USA suchen weiter fieberhaft nach einem auf dem Weg zum Wrack der „Titanic“ verschwundenen Mini-U-Boot. Am Mittwochmorgen wurde bekannt, dass Klopfgeräusche bei der Suche zu hören waren. Die Zeit wird knapp, da das Tauchboot nur über begrenzte Sauerstoffvorräte verfügt. Am Mittwochmorgen hieß es, die Reserven würden noch für rund 29 Stunden reichen. Unterdessen sorgt ein älterer TV-Beitrag über das Mini-U-Boot für Wirbel in den sozialen Netzwerken.

In dem Beitrag des US-Senders CBS hatte sich Reporter David Pogue ein Bild von dem Mini-U-Boot des Anbieters „OceanGate“ gemacht – und daraufhin Sicherheitsbedenken geäußert. Der Reporter tauchte mit dem Unterwassergefährt damals sogar ab, auch „OceanGate“-CEO Stockton Rush war demnach mit an Bord bei der Testfahrt.

Tauchgänge zur Titanic: TV-Dokumentation über vermisstes Mini-U-Boot sorgt für Wirbel

Das Design des Mini-U-Boots bezeichnete Pogue in dem Beitrag als „improvisiert“ – auf den Bildern ist zu sehen, wie der Reporter zu dieser Einschätzung gekommen ist. So sind Beleuchtungselemente eines Camping-Anbieters zu erkennen, zudem kommt zur Steuerung des Mini-U-Boots offenbar ein handelsübliches Gamepad, wie man es von Konsolen wie Playstation und Xbox kennt, zum Einsatz. Baurohre würden zudem als Ballast verwendet, berichtete Pogue.

„Es scheint, als ob dieses U-Boot einige Elemente von MacGyver-Basteleien aufweist“, äußerte der Reporter im Gespräch mit Geschäftsführer Rush damals seine Zweifel. „Ich weiß nicht, ob ich diese Beschreibung verwenden würde“, entgegnete der „OceanGate“-CEO. Man habe immerhin mit der US-Raumfahrtbehörde Nasa und dem Flugzeugbauer Boeing bei der Entwicklung des Druckbehälters des Mini-U-Boots zusammengearbeitet, erklärte Rush. Dadurch sei die Sicherheit der Besatzung auch dann gewährleistet, wenn „alle anderen“ Systeme ausfallen würden, versicherte der Firmenchef.

Mini-U-Boot „Titan“: Laut Reporter „von keiner Aufsichtsbehörde genehmigt oder zertifiziert“

Große Aufmerksamkeit bekommt unterdessen die Passage des Beitrags, in dem der Reporter die Inhalte einer Verzichtserklärung zitiert, die er vor der Fahrt im Mini-U-Boot habe unterschreiben müssen. Darin sei die „Titan“ als „experimentelles U-Boot“ beschrieben worden, „das von keiner Aufsichtsbehörde genehmigt oder zertifiziert wurde und zu körperlichen Verletzungen, Behinderungen, emotionalen Traumata oder zum Tod führen könnte“, berichtete Pogue. Ein entsprechender Ausschnitt aus dem Beitrag wurde bis zum Dienstagabend mehr als 11,5 Millionen mal auf Twitter angesehen.

Bei den Fahrten mit dem Mini-U-Boot ist es CBS zufolge unterdessen zu Zwischenfällen gekommen. Bei dem Tauchgang, den der Reporter begleitet hatte, hätten sich demnach Schwimmkörper von der Tauchplattform gelöst, die die „Titan“ ins Wasser absenkt. Bei einem späteren Tauchgang mit zahlenden Kunden habe das Gefährt dann den Kontakt zu seinem Begleitschiff verloren. „Wir waren zweieinhalb Stunden lang verloren“, sagte einer der Passagiere demnach.

Deutscher Titanic-Tourist schildert Erfahrung in Mini-U-Boot von „OceanGate“

Mit Arthur Loibl schilderte am Dienstag ein weiterer „OceanGate“-Kunde seine Erfahrung von einem Tauchgang, der offenbar ohne Zwischenfälle verlief. „Man sitzt ja nur auf dem Boden, es gibt ja keinen Stuhl, kein gar nichts“, beschreibt Loibl im Gespräch mit dem Sender n-tv die Fahrt in der „Titan“.

Nachdem das Mini-U-Boot ins Wasser gelassen wurde, sei es nach kurzer Zeit „total dunkel da drin“, so solle Strom gespart werden, so Loibl. „Das Gefühl war beklemmend, es war aufregend, Adrenalin-Ausstoß ohne Ende“, erklärte der Titanic-Tourist. Angst habe er jedoch keine gehabt. Als das Schiffswrack sichtbar geworden sei, habe er „Erlösung“ und „Freude“ empfunden.

„Die Stimmung da drin muss grausam sein“, erklärte Loibl unterdessen mit Blick auf die aktuelle Lage der „Titan“. Auch Loibl erinnert sich derweil an technische Probleme an dem Mini-U-Boot, die vor seiner Fahrt zur Titanic dafür gesorgt hätten, dass der Tauchgang verschoben werden musste. „Beim Gedanken an das U-Boot läuft es mir ehrlich gesagt eiskalt den Rücken runter“, sagte Loibl zudem in einem weiteren Interview mit dem „Spiegel“. „Ich bin heute heilfroh, damals lebendig rausgekommen zu sein. Im Rückblick war das schon ein Himmelfahrtskommando.“

Mini-U-Boot auf dem Weg zur Titanic verschollen: „Die Stimmung dadrin muss grausam sein“

Zu den fünf Insassen an Bord des seit einem Tauchgang am Sonntag vermissten U-Boots zählen ein britischer Milliardär und Abenteurer, ein französischer „Titanic“-Experte sowie ein prominenter pakistanischer Geschäftsmann und dessen Sohn. Die „Titan“ hatte den Tauchgang am frühen Sonntagmorgen begonnen. Knapp zwei Stunden später brach der Kontakt zum Begleitschiff ab.

Das 6,5 Meter lange Tauchboot hat nur Sauerstoff für rund vier Tage. Ein Platz als Passagier in dem Tauchboot kostet laut Website 250.000 Dollar (rund 229.000 Euro). Unbestätigten Berichten zufolge ist auch „OceanGate“-CEO Stockton Rush, der in dem nun viral gegangenen CBS-Beitrag interviewt wurde, Teil des Teams.

Verschollen im Atlantik: Küstenwache sucht weiter nach Mini-U-Boot – Unterwasserroboter soll helfen

Die Küstenwachen der USA und Kanadas suchten auch am Dienstag zunächst erfolglos die Meeresoberfläche nach dem vermissten Tauchboot ab und starteten zudem eine Unterwassersuche. Das französische Meeresforschungsinstitut Ifremer kündigte unterdessen die Entsendung des Schiffs „Atalante“ an, das mit einem Unterwasserroboter für große Tiefen ausgerüstet ist. Nach Angaben der französischen Regierung sollte es voraussichtlich bereits am Dienstagabend (MESZ) in dem abgelegenen Gebiet im Nordatlantik eintreffen.

Die „Titanic“ war im April 1912 auf ihrer Jungfernfahrt von England nach New York gesunken, nachdem sie einen Eisberg gerammt hatte. Fast 1500 der 2224 Menschen an Bord kamen ums Leben.

Das in zwei Teile zerbrochene Wrack der „Titanic“ wurde erst 1985 etwa 650 Kilometer vor der kanadischen Küste gefunden. Es liegt in internationalen Gewässern in etwa 4000 Metern Tiefe am Grund des Atlantiks. Das damals größte Kreuzfahrtschiff übt bis heute eine große Faszination aus. Regelmäßig besuchen Forscher, aber auch Touristen, das Wrack. (mit afp)