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Schönheitswahn auf Social MediaTikTok verbietet Beauty-Filter auf Videos für Minderjährige weltweit

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mädchen hält ein Smartphone in den Händen, auf dem das Logo von TikTok zu sehen ist.

TikTok hat heute eine Reihe von Maßnahmen zum Schutz von Userinnen und Usern vorgestellt. (Archivbild)

Video-Effekte, die Gesichter schöner wirken lassen, sollen auf TikTok bald nur noch ab 18 Jahren verfügbar sein.

Wer einen Clip für TikTok aufnimmt, hat die Wahl: Zeigen, wie man wirklich aussieht oder per Video-Effekt das eigene Gesicht verschönen. Sogenannte Beauty-Filter können mit einem Klick die Illusion vollerer Lippen, reiner Haut und höherer Wangenknochen zaubern.

TikTok scheint dem nun Grenzen setzen zu wollen: „Wir schränken die Verwendung einiger Effekte, die sich auf das Aussehen beziehen, für Jugendliche unter 18 Jahren ein“, hieß es heute in einer Pressemitteilung. In den kommenden Wochen solle die Veränderung für Nutzerinnen und Nutzer weltweit greifen.

TikTok: Experte warnt vor Beauty-Filtern

Eine von TikTok in Auftrag gegebene Befragung habe gezeigt, dass Jugendliche und ihre Eltern die Befürchtung haben, Beauty-Filter hätten negative Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein von Userinnen und Usern.

Dass Beauty-Filter tatsächlich einen großen Effekt haben, bestätigte eine Studie der britischen Wissenschaftsakademie „The Royal Society“. Nicht nur attraktiver, sondern auch intelligenter würden Personen durch sie wirken.

Eine Warnung bezüglich der Filter-Nutzung sprach jedoch der Professor für Allgemeine und Kognitive Psychologie Helmut Leder gegenüber dem Stern aus. „Langfristig führt das dazu, dass reale Gesichter immer weniger attraktiv eingeschätzt werden, und die Standards, was erfüllt sein muss, damit ein Gesicht als schön gilt, fast unrealistisch hoch sind“, erklärte er der Zeitung. Es könne durch die Filter außerdem zu häufigeren Schönheitsoperationen kommen.

TikTok: Milliarden für Schutzmaßnahmen

Die Filter-Sperre von TikTok ist Teil eines Maßnahmenkatalogs für mehr Schutz von Nutzerinnen und Nutzern, den die Plattform heute in ihrem europäischen „Zentrum für Transparenz und Verantwortung“ vorstellte.

Mehr als 175 Millionen Menschen aus ganz Europa würden TikTok mindestens einmal pro Monat besuchen, teilte die Plattform mit. Bis Ende dieses Jahres habe man auf globaler Ebene fast zwei Milliarden Euro investiert, um die Community zu schützen.

Durch die Angabe eines falschen Alters können Minderjährige die Beauty-Filter jedoch weiter nutzen. TikTok kann das Alter von Userinnen und Usern aktuell nicht überprüfen, da es bislang keine zuverlässige Technik zur Altersverifikation im Internet gibt, das mit europäischen Datenschutzgesetzen in Einklang zu bringen ist.

TikTok: Mehr Alterskontrolle und Ausbau der Helpline

Mindestens 13 Jahre müssen Personen sein, um sich auf TikTok anzumelden. Aktuell nutze die Plattform Technologien zur Erkennung von Konten, „bei denen wir den Verdacht haben, dass sie Personen unter 13 Jahren gehören“. Ein Team überprüfe dann die Info. Jeden Monat würden auf diese Weise über 6 Millionen Konten gelöscht. Man untersuche, wie KI zukünftig bei dem Prozess helfen kann.

TikTok habe außerdem eine Initiative gegründet, die unter anderem Behörden, Politik und Organisationen zusammenbringen soll, um Ansätze für die Altersverifizierung diskutieren zu können.

Zum weiteren Community-Schutz kündigte die Platform den Ausbau ihrer Hilfsangebote innerhalb der App an. Aktuell werden Personen, die zum Beispiel nach dem Stichwort „Selbstverletzung“ suchen, zu lokalen Organisationen weitergeleitet. In Deutschland ist es die Telefonseelsorge.

Wer „Holocaust“ sucht, erhält den Hinweis auf einen Link zu einer Infoseite der Unesco. Zukünftig sollen nun auch Nutzerinnen und Nutzer, die sensible Inhalte melden, zu diesen Angeboten weitergeleitet werden.

TikTok: Politik zwingt Plattform zu handeln

TikTok steht in Europa zunehmenden unter Druck, was den Schutz der Community betrifft. Durch das Digitale-Dienste-Gesetz der EU muss die Plattform regelmäßig Risiken für Nutzerinnen und Nutzer analysieren und bei Bedarf eingreifen.

In Großbritannien sollen Plattformen durch ein neues Gesetz im kommenden Jahr dazuverpflichtet werden, Schutzmaßnahmen für Minderjährige ergreifen. Bei Nichteinhaltung warten im Falle beider Gesetze empfindliche Geldstrafen in Millionenhöhe. (mit dpa)