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ThronjubiläumQueen Elisabeth feiert 70-Jähriges ganz groß

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Die Queen.

London – Es ist Kaiserwetter für die Königin: London liegt in strahlendem Sonnenschein. Schon am frühen Morgen reihen sich hunderte Menschen, ganz britisch, geduldig in lange Schlangen ein, um zum Buckingham-Palast zu gelangen. Dabei gleicht die Stimmung einer Theater-Premiere. Nervosität liegt in der Luft, aber auch die Vorfreude auf ein Event, das sich so nicht wiederholen wird, zumindest nicht in den nächsten Jahrzehnten. Die britische Königin Elizabeth II. feiert nicht nur offiziell ihren 96. Geburtstag, sondern auch 70 Jahre auf dem Thron – mit einem verlängerten Wochenende voller Feste und Paraden, in der Hauptstadt und im ganzen Vereinigten Königreich.

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Die Parade zum Queens-Day.

Den Auftakt bildet am Donnerstag „Trooping the Colour“, die seit 260 Jahren jährlich stattfindende, traditionelle Fahnenparade zum offiziellen Geburtstag des Königs oder der Königin. Diesmal marschieren 1450 Soldaten, 400 Musiker und 200 Pferde vom „Horse Guards Parade“, einem zentralen Platz im Zentrum Londons, in Richtung Buckingham-Palast. Das Militär ehrt seine Oberbefehlshaberin zudem mit einem Formationsflug von mehr als 70 Flugzeugen und Helikoptern sowie Dutzenden Salutschüssen.

Royals nehmen an der Parade teil

Thronfolger Prinz Charles, sein Sohn Prinz William und die einzige Tochter der Queen, Prinzessin Anne, nehmen hoch zu Ross an der Parade teil – alle in Galauniform. Charles’ Ehefrau Camilla und Williams Gattin Catherine fahren in einer offenen Kutsche, gemeinsam mit den Kindern George, Charlotte und Louis, winkend an den Menschenmassen vorbei. Die Königin selbst bleibt jedoch vorerst im Palast.

Während tausende Menschen das Event entlang der Prachtstraße „The Mall“ mitverfolgen, beobachten 14000 geladene Gäste und solche mit Tickets die Parade von Sitzplätzen aus, darunter 7000 Mitglieder der Armee. Einer von ihnen ist Peter Crowe. Der 28-Jährige ist mit seiner Frau Catharina Green aus Hannover angereist. Wie alle Gäste, die einen dieser Plätze ergattert haben, haben sie sich für diesen besonderen Tag zurechtgemacht. Beide sind begeistert davon, dabei sein zu können, erzählen sie. „Das ist etwas, das man nur einmal im Leben erlebt“, sagt Crowe, seine Frau stimmt ihm zu. Weniger einig sind sich die beiden jedoch in der Frage, ob auch Prinz Harry und seine Ehefrau Meghan gemeinsam mit der Queen auf dem Balkon des Buckingham-Palastes stehen sollten.

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Die Sicht auf den Buckingham Palast.

Der einstige Lieblingsenkel der Queen und die frühere Schauspielerin sind überraschend vor Ort und verfolgen die Militärschau. Der Besuch des in die USA ausgewanderten Ehepaars hatte vor allem in konservativen Medien Angst vor einer „Sussex-Bombe“ ausgelöst: Man befürchtete, dass Meghan und Harry, die in jüngster Zeit häufig verbal gegen das eigene Königshaus geschossen hatten, Elizabeths Thronjubiläum mit egoistischen Auftritten überschatten könnten.

Familienfriede steht auf dem Programm

Nun deuten die Zeichen aber eher auf einen Familienfrieden hin. Denn auch am Freitag bei einem Dankgottesdienst in der Kathedrale St. Paul’s sowie am Samstagabend bei der großen Jubiläumsparty mit Musikstars und Prominenten am Buckingham-Palast wird das Paar erwartet. Die Queen habe ihre Limousine geschickt, um ihren Enkel samt Familie vom Flughafen abholen lassen, berichten die Zeitungen. Mehr noch: Am Samstag soll ein privates Treffen mit Harrys Großmutter geplant sein. Dabei könnte die Queen erstmals ihre Urenkelin Lilibet treffen, die nach dem familieninternen Spitznamen der Monarchin heißt. Es gibt sogar Gerüchte, das Paar könnte seine Tochter im Beisein der Königin taufen lassen.

Die richtige Nähe und Distanz zu den in Ungnade gefallenen Familienmitgliedern zu finden, ist in jüngster Zeit eine große Herausforderung für das britische Königshaus. Das gilt auch für Prinz Andrew, den angeblichen Lieblingssohn der Queen. Der 62-Jährige gilt wegen seiner Bekanntschaft mit dem inzwischen verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein als Persona non grata. Kürzlich einigte er sich zwar mit der Frau, die ihm vorwarf, sie als Minderjährige misshandelt zu haben, auf einen Vergleich. Als rehabilitiert gilt er damit jedoch noch lange nicht.

Gegen 13 Uhr ist es dann so weit. Unter begeistertem Jubel der Massen zeigt sich Elizabeth II. auf dem Balkon des Buckingham-Palastes. Dabei umgibt sie sich, gekleidet in ein fliederfarbenes Kostüm, wie erwartet nur mit ihren Urenkeln und den sogenannten „Working Royals“ – den Familienmitgliedern, die aktiv für das Königshaus arbeiten. Das sind vor allem Charles, Camilla, William und Catherine. Die Freude, dass die 96-jährige Monarchin angesichts ihres Alters und ihres zunehmend fragilen Gesundheitszustandes tatsächlich an den Feierlichkeiten teilnehmen kann, ist spürbar. Viele Menschen auf dem Platz vor dem Palast, aber auch vor den Bildschirmen im gesamten Königreich atmen erleichtert auf.

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Am Abend sollten dann landesweit Leuchtfeuer den dunklen Himmel erhellen. Den symbolischen Start sollte die Königin selbst auf ihrer Residenz Schloss Windsor vor den Toren Londons übernehmen. Feuer sollten auch auf den höchsten Gipfeln aller vier Landesteile England, Schottland, Wales und Nordirland entzündet werden sowie an vielen anderen Orten. Stunden zuvor, auf dem Balkon des Buckingham-Palastes, sieht die königliche Familie gemeinsam dabei zu, wie die Flugzeuge der Royal Air Force über die Dächer Londons hinwegdonnern – zu Ehren der Monarchin. Die Queen beobachtet das Spektakel durch ihre Sonnenbrille ganz genau. Dabei lächelt sie zufrieden. Es ist ein wichtiger Moment, ein freudiger und wehmütiger. Denn auch wenn es in London heute niemand laut aussprechen möchte: Dieses Jubiläum könnte die letzte große Feier für die Queen gewesen sein. Dazu passt, dass sie am Abend ihre Teilnahme am heutigen Dankgottesdienst absagte. Die Königin habe während der Feierlichkeiten „einige Beschwerden“ verspürt und werde die Zeremonie „mit großem Widerwillen“ verpassen, schrieb der Palast. (mit dpa)