Nahe des Wracks entdecktTitanic-Besitzer reichen Klage wegen implodierter „Titan“ ein

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Das Tiefsee-Tauchboot „Titan“ bei einem Tauchgang im Atlantischen Ozean in Richtung Titanic. Auf dem Schiff ist der Schriftzug des Unternehmens OceanGate zu sehen.

Das Tiefsee-Tauchboot „Titan“ ist in der Nähe des Wracks der weltberühmten Titanic implodiert. Alle sechs Insassen des Tauchboots kamen dabei ums Leben. Nach der Katastrophe war Hersteller OceanGate wegen Sicherheitsbedenken in die Kritik geraten.

Mit Paul-Henri Nargeolet, ein wichtiger Mitarbeiter der Titanic-Besitzer, kam in der „Titan“ ums Leben. Das Unternehmen erhebt schwere Vorwürfe gegen OceanGate.

RMS Titanic, die Besitzer des weltberühmten Wracks der Titanic, haben vor dem US-Bundesgerichtshof Klage gegen OceanGate, die Firma hinter dem im Atlantischen Ozean implodierten Tauchboot „Titan“, eingereicht. Ein Berater von OceanGate habe den Titanic-Besitzern „falsche Sicherheitsversprechen“ gemacht und über vermeintliche Sicherheitsprüfungen gelogen, heißt es in der Klageschrift.

Die Titanic-Besitzer erheben Vorwürfe gegen David Concannon, den Anwalt von OceanGate. Er soll in einem Schreiben die „erstklassige Konstruktion“ der „Titan“ angepriesen haben. Daraufhin habe RMS Titanic Paul-Henri Nargeolet die Teilnahme an Expeditionen mit der „Titan“ genehmigt. Der Franzose starb bei der Implosion am 18. Juni unweit des Titanic-Wracks und galt als weltweit führender Experte in Bezug auf das Wrack des Kreuzfahrtschiffs.

U-Boot „Titan“: Titanic-Besitzer verklagen OceanGate nach Katastrophe in der Nähe des Wracks

In der Regel untersagt RMS Titanic touristische U-Boot-Fahrten zum Titanic-Wrack, Nargeolet sei daher auch als Privatperson und nicht als Vertreter des Unternehmens mit der „Titan“ zum Wrack gereist. Das Schreiben, in dem die Sicherheit der „Titan“ durch OceanGate garantiert worden sein soll, stamme bereits aus dem Mai 2021 – als Nargeolet erstmals das nun implodierte Tauchboot bestieg.

„Paul-Henri hat mir in den Jahren 2021 und 2022 direkt gesagt, dass er aus eigenem Antrieb an der Ocean-Gate-Expedition teilgenommen hat“, erklärt David Concannon gegenüber „Business Insider“ und weist die Vorwürfe gegen ihn als „lächerlich“ zurück. Allerdings lassen Aussagen der University of Washington und des Flugzeugbauers Boeing Zweifel an der angepriesenen „erstklassigen Sicherheit“ aufkommen.

OceanGate: Sicherheitsbedenken bei „Titan“ – Boeing bestreitet Zusammenarbeit bei U-Boot-Bau

Sowohl Boeing als auch die University of Washington hatten nach der Katastrophe im Atlantischen Ozean bestritten, mit OceanGate und dessen ebenfalls bei der Implosion gestorbenen Gründer Stockton Rush bei der „Titan“ zusammengearbeitet zu haben. In seinem Schreiben benennt Concannon allerdings explizit diese beiden Partner, um die Sicherheit der „Titan“ vor ihrem ersten Tauchgang zu rechtfertigen.

Mehrere Hafenmitarbeiter bringen in St. John's in der kanadischen Provinz Neufundland Wrackteile der Titan an Land.

Die Wrackteile des implodierten U-Boots „Titan“ werden in der kanadischen Provinz Neufundland an Land gebracht. Vor wenigen Tagen haben die Ermittler erste Theorien zur Unfallursache veröffentlicht.

„Es hat den Anschein, dass bestimmte Unternehmen, darunter Boeing und die Universität von Washington, die von Herrn Concannon in seinem Schreiben gemachten Angaben bestreiten“, heißt es in der Klage der RMS Titanic. Diese Aussagen aber hätten das Unternehmen veranlasst, Nargeolet, der bis zu seinem Tod als hauptamtlicher Leiter der Unterwasserforschung bei den Titanic-Besitzern beschäftigt war, die Expeditionen zu genehmigen.

„Titan“: OceanGate-Anwalt David Concannon weist Vorwürfe von Titanic-Besitzern zurück

Concannon weist jegliche Schuld von sich und verweist selbst auf OceanGate: „Die Informationen wurden mir von OceanGate zur Verfügung gestellt, und ich hatte keinen Grund, ihnen nicht zu glauben.“ Paul-Henri Nargeolet hatte im Rahmen eines Interviews im Sommer 2022 die „Titan“ ebenfalls als sicher bezeichnet.

Die Überreste der „Titan“ waren am 22. Juni 2023 knapp vier Tage nach dem letzten Kontakt zum Tiefsee-U-Boot in der Nähe des Titanic-Wracks entdeckt worden.

U-Boot „Titan“ implodiert: Ermittler finden erste Hinweise auf Unfallursache

Nach Untersuchungen der ersten Wrackteile gehen die Ermittler davon aus, dass das Material der „Titan“ dem Druck unter Wasser nicht Stand gehalten hat und implodiert ist. Alle sechs Insassen seien sofort tot gewesen.

Das Verschwinden und die Suche nach der „Titan“ hatten weltweit großes Interesse ausgelöst. Neben Ocean-Gate-Gründer Rush und Paul-Henri Nargeolet waren auch der britische Milliardär Hamish Harding, der pakistanische Geschäftsmann Shahzada Dawood und sein Sohn Suleman zum Zeitpunkt des Unglücks an Bord. (shh)

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