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Schockwellen in Europa verzeichnetSuche nach Erdbeben-Überlebenden läuft – Bangen in Bangkok

Lesezeit 4 Minuten
Helfer in Bangkok suchten in den Trümmern eines Hochhauses nach Überlebenden.

Helfer in Bangkok suchten in den Trümmern eines Hochhauses nach Überlebenden.

Zwei Tage nach dem Erdbeben in Südostasien ist die Lage weiter unübersichtlich – vor allem in Myanmar. 

Nach dem verheerenden Erdbeben von Myanmar setzen in Südostasien Rettungskräfte die Such- und Bergungsarbeiten fort. In Thailands Hauptstadt Bangkok bargen die Helfer in den frühen Morgenstunden (Ortszeit) eine weitere Leiche aus den Trümmern eines eingestürzten Wolkenkratzers, wie die Zeitung „Khaosod“ berichtete. 

In dem immensen Schuttberg des Hochhauses, das sich beim Einsturz noch im Bau befand, werden weitere Menschen vermutet. Menschen haben sich dort versammelt und warten verzweifelt auf Nachrichten über ihre Angehörigen, von denen sie seit dem Unglück nichts mehr gehört haben. 

Menschen warteten auf Nachrichten über Angehörige, die in den Trümmern des Hochhauses in Bangkok vermutet wurden.

Menschen warteten auf Nachrichten über Angehörige, die in den Trümmern des Hochhauses in Bangkok vermutet wurden.

Offiziell bestätigt wurden bislang zehn Tote. Unter den Trümmern des Rohbaus des Wolkenkratzers werden 46 Menschen immer noch vermisst. Die Helfer kämpfen gegen die Zeit. Mit Spürhunden suchen sie nach weiteren Überlebenden, am Vortag hatten sie Lebenszeichen unter den Trümmern vernommen.

Behörden untersuchen Einsturz

Das 30-stöckige Hochhaus im Rohbau war zusammengebrochen, als schwere Erdstöße mit Epizentrum in Myanmar am Freitag Südostasien erschütterten. Das kräftigste Beben ereignete sich nahe Mandalay, der zweitgrößten Stadt Myanmars, mit einer Stärke von 7,7.

Ein paar Minuten später folgte etwas südlich davon ein weiteres starkes Erbeben – das Geoforschungszentrum in Potsdam (GFZ) und die US-Erdbebenwarte (USGS) meldeten hier eine Stärke von 6,5 beziehungsweise 6,7. Es gab zahlreiche weitere Nachbeben. Auch in Teilen von China und Vietnam waren die großen Beben deutlich zu spüren. 

Auch wenn das Beben das Hochhaus in Bangkok letztlich zum Einsturz brachte: Die thailändischen Behörden haben mittlerweile eine Untersuchung eingeleitet, um zu ermitteln, wie es so weit kommen konnte, wie die „Bangkok Post“ berichtete. 

Demnach war das Bürogebäude ein Joint-Venture-Projekt der Italian-Thai Development Plc und einer Tochtergesellschaft der China Railway No.10 Engineering Group, die zum chinesischen Staatsbetrieb China Railway Engineering Corporation (CREC) gehört.

Die Zahl der bestätigten Erdbeben-Toten in Thailands Hauptstadt Bangkok ist unterdessen auf insgesamt 17 gestiegen. 83 Menschen würden noch vermisst, teilten die Behörden mit. 32 Verletzte wurden gemeldet.

Zahlreiche Tote in Myanmar

Aus dem besonders betroffenen Myanmar dringen nur wenige Informationen nach außen. Die in dem Bürgerkriegsland regierende Militärjunta bestätigte bislang 1.644 Tote. 3.400 Menschen erlitten Verletzungen. Experten befürchten jedoch, dass weit mehr Menschen ums Leben gekommen sein könnten. Die Lage in dem Land ist dramatisch. Wie auf Fotos zu sehen ist, sind etliche Häuser in sich zusammengebrochen, Brücken eingestürzt und ein Krankenhaus im Bundesstaat Shan wurde völlig zerstört. 

Das Erdbeben in Myanmar richtete schwere Schäden an Infrastruktur, wie etwa an Brücken an.

Das Erdbeben in Myanmar richtete schwere Schäden an Infrastruktur, wie etwa an Brücken an.

Laut „Myanmar Now“ brachte die Naturkatastrophe auch den Flugverkehrskontrollturm auf dem internationalen Flughafen der Hauptstadt Naypyitaw zum Einsturz. Dabei seien mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen, berichtete die Nachrichtenseite unter Berufung auf eigene Quellen.

Hunderte Häuser in China beschädigt

In China, einem Nachbarstaat Myanmars und einer der wenigen Verbündeten des Bürgerkriegslandes, hatte das Erdbeben die südwestliche Provinz Yunnan mit am stärksten getroffen. In der Stadt Ruili, die rund 300 Kilometer vom Epizentrum in Myanmar entfernt liegt, wurden laut Staatsmedien fast 850 Häuser beschädigt. Zwei Menschen wurden dort verletzt. Die Behörden prüften den Angaben zufolge nach dem Beben den Zustand von Wasserschutzprojekten und Strom-Anlagen. 

In Myanmar suchten die Retter weiter nach Überlebenden.

In Myanmar suchten die Retter weiter nach Überlebenden.

Hilfe aus dem Ausland läuft an

Besonders für das vom Bürgerkrieg geschundene Myanmar lief nach dem Beben Hilfe aus dem Ausland an. Aus Deutschland schickte der Hilfsdienst Malteser International ein Nothilfeteam in die betroffenen Gebiete. China entsandte nach Angaben staatlicher Medien mehrere Teams des Katastrophenschutzes mit Spezialgeräten nach Myanmar. Laut Xinhua befreite ein chinesisches Team einen Mann in Naypyidaw nach 40 Stunden aus den Trümmern eines Krankenhauses. Auch die thailändische Regierung teilte mit, trotz eigener Betroffenheit Spezialteams nach Myanmar geschickt zu haben, die Such- und Rettungsarbeiten und bei der Erfassung von Schäden unterstützen sollen. 

Auch Myanmars im Westen angrenzendes Nachbarland Indien schickte erste Hilfsgüter. Ein Flugzeug der indischen Luftstreitkräfte sei mit einer 15 Tonnen schweren Ladung mit Hilfsmaterialien wie etwa Zelte, Decken, Generatoren und Arzneien in der Stadt Yangon gelandet, teilte das Außenministerium in Neu-Delhi. Begleitet wurde die Lieferung demnach von einer Gruppe von Such- und Rettungskräften sowie von einem medizinischen Team.

Beben wurde auch in Europa verzeichnet

Das massive Erdbeben wurde unterdessen auch von Messtationen in Europa deutlich verzeichnet. Auch tausende Kilometer entfernt vom Epizentrum senkte und hob sich der Boden in mehreren Wellen, wie Daten des „Earth Scope Consortium“ zeigen.

„Wow, das massive Beben von Myanmar und Thailand war auch in Europa messbar“, kommentierte die ehemalige Grünen-Politikerin Simone Peter eine entsprechende Visualisierung. „Meine Gedanken sind bei den Opfern. Da wir wissen, dass Erdbeben mit der Klimakrise weiter zunehmen, ist das beunruhigend für viele Teile der Welt“, fügte Peter an. (dpa)