Über ein KI-generiertes Satire-Video kann Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) nicht lachen – und fordert eine Unterlassungserklärung.
Verfälschter „Maischberger“-AuftrittStrack-Zimmermann geht juristisch gegen KI-Satire-Video vor

Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist FDP-Politikerin aus Düsseldorf.
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„Muxmäuschenstill X“ heißt der neue Film von Regisseur und Schauspieler Jan Henrik Stahlberg. In den sozialen Medien bewirbt er ihn mit einer Reihe von Videos, die durch Künstliche Intelligenz (KI) generiert wurden; sie sind also nicht echt. Die KI kann Menschen Dinge tun oder sagen lassen, die sie nicht tun oder sagen würden – wie im Fall der FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann.
Wie die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) berichtet, hat die FDP-Politikerin eine Unterlassungserklärung von Jan Henrik Stahlberg eingefordert. Nach Angaben ihres Büros geht sie nicht nur gegen den Regisseur des Satirevideos, sondern auch gegen das Filmfest Bremen vor, welches den Beitrag geteilt hatte.
Talkshow-Auftritt ist mittels KI verfälscht
In dem betreffenden Video wird ein Talkshow-Auftritt von Strack-Zimmermann mittels KI manipuliert. Tatsächlich war die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im EU-Parlament in der Vergangenheit zu Gast im Studio von Sandra Maischberger. Die Frauen sitzen in dem Video einander gegenüber, doch was sie sagen, legt Stahlberg ihnen in den Mund.
Er lässt die Moderatorin erzählen: „Frau Strack-Zimmermann, aus Sorge, die Ukraine könnte den Krieg endgültig verlieren, haben Sie die Seniorendivision Graue Kraniche gegründet. Wir haben Horst-Strack-Zimmermann getroffen, der vor dem Treffen hat durchblicken lassen, dass er mit seiner Frau nicht mehr sprechen möchte.“
Der Mann, den wir dann sehen, ist jedoch nicht der echte Ehepartner von Strack-Zimmermann, sondern ein Fake: Auf Videomaterial eines Krebskranken habe er sein eigenes Gesicht gelegt, berichtete Filmemacher Stahlberg. „Deepfakes“ heißen solche täuschend echt wirkenden Videoaufnahmen.
Oberst-Horst sagt: „Ich bin sofort am ersten Tag auf eine Mine getreten“
Die daraus entstandene Person lässt er sagen: „Agnes meinte immer, warum hast du mir keine Söhne geschenkt. Dann hat sie mich in die Ukraine geschickt, um für unsere Freiheit zu kämpfen.“ Während der angebliche Ehemann weitererzählt, werden die Gesichter von Maischberger und Strack-Zimmermann eingeblendet, wie sie seinen Ausführungen zuhören. „Ich bin dann sofort am ersten Tag auf eine Mine getreten, die Beine wurden abgerissen. Ich hatte ein multilaterales Trümmertrauma.“
Wer genau hinsieht, bemerkt, dass der Ton von Anfang an nie ganz zu den Mundbewegungen der Sprechenden passt. „Ihr Mann hat sich nun entschlossen, an die Öffentlichkeit zu gehen“, sagt die KI-bearbeitete Journalistin Maischberger. „Fühlt er sich von ihnen verraten, weil die Tretmine von Rheinmetall war?“ Die Fake-Agnes-Marie-Strack-Zimmermann antwortet: „Es gibt ein schönes ukrainisches Sprichwort: Wo gehobelt wird, fallen Späne.“
Regisseur will mit dem Neoliberalismus abrechnen
Es stinke ihr „sowas von gewaltig“, dass keiner von den abertausenden Ukrainern spreche, die „ohne Beine gut über die Runden kommen“. „Die Frage ist doch: Wollt ihr siegen oder nicht? Und wenn jetzt der große Oberst AD Strack-Zimmermann rumheult, weil er keine Beine mehr hat, dann bitte ich dich wirklich Contenance zu wahren, weil das ist für einen Offizier blamabel.“

Szene aus dem deutschen Berlinale-Beitrag „Muxmäuschenstill“ (2004). Jan Henrik Stahlberg (l.) wurde damit unter anderem dreimal für den Deutschen Filmpreis nominiert.
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Jan Henrik Stahlberg sieht das Satire-Video als eine Art Trailer zu seinem neuen Film. Dabei handelt es sich um eine Polit-Satire im Mockumentary-Stil. „Muxmäuschenstill X“ sei „eine generelle Abrechnung mit dem Neoliberalismus und seinen Vertretern“. In anderen Beiträgen hatte er auch Olaf Scholz (SPD) und Friedrich Merz (CDU) KI-generierte Worte in den Mund gelegt. Von denen habe keiner einen Anwalt bemüht.
Manchen Menschen fällt die groteske Übertreibung nicht auf
Das Büro der Politikerin schreibt hingegen an die NOZ: „In der Tat hat sich Frau Strack-Zimmermann geärgert, da es sich hier um ein übles Fake-Video handelt, das auch nicht als KI markiert wurde, wie es Usus ist. Dass sehr viele Menschen das erschreckenderweise nicht erkennen und damit die Behauptung, es wäre doch klar, dass das Satire ist, ins Leere läuft, zeigen die vielen Kommentare unter dem Video, das ja mehrfach geteilt wurde.“
Genau da hakt der Filmemacher Stahlberg ein. Er wies die Kritik zurück, denn der Fake sei klar erkennbar. Dass die „groteske Übertreibung der politischen Haltung von Marie-Agnes Strack-Zimmermann“ einigen Menschen gar nicht auffalle und sie ihr zutrauen würden, ihren eigenen Mann an die Front zu schicken, sollte die FDP-Politikerin zum Nachdenken anregen.