Spielende KinderArchitekten bauen Wippe durch Mauer zwischen USA und Mexiko
Sunland Park – Pinkfarbene Stäbe durch rostgraues Metall, Staub und Sand auf dem Boden, grinsende Kinder fliegen hoch und runter. Eine Wippe durch die Grenzmauer. Die Umsetzung sieht noch besser aus als die Konzept-Zeichnung, die Architekt und Professor Ronald Rael 2009 zusammen mit Virginia San Fratello, ebenfalls Professorin und Architektin erstellte.
Was im ursprünglichen Plan noch gesichtslose, schemenhafte, graue Figuren waren sind jetzt, in der Realität, Kinder mit bunten Kleidern, fliegenden Haaren, Staub auf den Schuhen. Der Schauplatz: Die Grenzmauer zwischen den USA und Mexiko, Sunland Park im Bundesstaat New Mexiko und Ciudád Juarez.
„Teetertrotter Wall“ zwischen USA und Mexiko
Mit ihrer Idee wollten die Architekten den Zweck der Mauer ins Gegenteil verkehren. Mauern errichtet man um zu trennen und getrennt zu halten – mit ihrer „Teetertrotter Wall“ also etwa „Wippen-Mauer“ wollten Rael und San Fratello eine Möglichkeit schaffen, wie Kinder auf beiden Seiten trotzdem miteinander interagieren und sogar spielen können. Ein Protest auch gegen die Politik der USA, Familien von Migranten an der Grenze zu trennen.
Zehn Jahre nach der Konzept-Zeichnung veröffentlichte Rael jetzt ein Video des Projekts auf Instagram. Das Projekt sei ein wörtlicher „Drehpunkt“ für die Beziehung zwischen den USA und Mexiko, schreibt Rael, und ergänzt: „Kinder und Erwachsene waren auf besondere Art und Weise verbunden durch die Erkenntnis, dass Handlungen auf der einen Seite direkte Konsequenzen für die andere Seite haben.“
25.000 Likes für die pinken Wippen
Während die Aktion auf der USA-Seite der Grenze geplant, und Familien gezielt eingeladen waren, entstand die Mexiko-Seite des Projekts spontan, so der Blog der „University of California“, an der Rael Architektur lehrt. Das Konzept der „Teetertrotter Wall“ bespricht er ausführlich in seinem Buch „Borderwall as Architecture“, „Grenzmauer als Architektur“, in dem er verschiedene Vorschläge dazu macht, wie die Grenzmauer architektonisch in das Leben der US-Amerikaner und Mexikaner eingebaut werden kann.
Raels Beitrag auf Instagram gefällt einen Tag nach seiner Veröffentlichung bereits über 25.000 Menschen, viele Medien berichten darüber, die Kommentare sind durchweg positiv. Eines der Drohnenbilder im Beitrag zeigt, wieso. Die pinken Stangen der Wippen, montiert durch die rostbraunen Gitterstäbe, leuchten fast gegen den grauen, staubigen Boden. Eine gute Verwendung der Mauer. Die einzige, vielleicht.