Nach der tödlichen Messerattacke in Solingen arbeiten rund 50 Ermittler die Hintergründe auf. Wo der tatverdächtige Syrer sich radikalisiert hatte, ist offen.
Ermittlungen Solingen„Keine Anhaltspunkte“ zu Radikalisierung des Verdächtigen – Über 900 Hinweise zu Attentat
Bei den Ermittlungen zu dem mutmaßlich islamistischen Terroranschlag von Solingen sind nach Angaben von Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) zentrale Fragen zu dem tatverdächtigen Syrer offen. So sei immer noch unklar, wann Issa Al H. sich radikalisiert habe, sagte Reul im Innenausschuss des NRW-Landtags. Er könne in seinem Heimatland, über das Internet, in der Flüchtlingsunterkunft oder in einer Moschee radikalisiert worden sein, so Reul. „Wir haben bisher keine Anhaltspunkte.“
Zu Spekulationen, wonach im Zimmer des festgenommenen Tatverdächtigen in der Flüchtlingsunterkunft die Flagge des sogenannten Islamischen Staats (IS) gehangen haben soll, sagte Reul: „Inzwischen wurden mehr als die Hälfte der Bewohner der Unterkunft befragt. Keiner hat die Flagge gesehen.“
Auch müsse noch geklärt werden, wo sich der Verdächtige zwischen der Tat am Abend des 23. Augusts und seiner Festnahme einen Tag später aufgehalten habe, ob er jemanden getroffen und was er gemacht habe. „Das sind rund 24 Stunden, die fehlen uns.“
Mehr als 900 Hinweise nach Anschlag
Eine feste Ermittlungskommission in Düsseldorf mit rund 50 Ermittlern und Ermittlerinnen arbeite aktuell an dem Fall und werde unterstützt vom Bundeskriminalamt. Von 900 Hinweisen würden 400 weiterverfolgt, sagte Reul. Es würden Zeugen vernommen, mögliche Kontaktpersonen ermittelt und Videos ausgewertet.
In Solingen hatte am 23. August ein Mann auf einem Stadtfest drei Menschen mit einem Messer getötet und acht weitere verletzt. Der mutmaßliche Täter, ein 26-jähriger Syrer, sitzt in Untersuchungshaft. Er hätte eigentlich schon vergangenes Jahr abgeschoben werden sollen, was aber scheiterte.
Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen ihn unter anderem wegen Mordes und des Verdachts der Mitgliedschaft in der Terrormiliz Islamischer Staat. Diese hatte die Tat für sich reklamiert und auch ein Video eines maskierten Mannes veröffentlicht, bei dem es sich um den Täter handeln soll. Reul wies darauf hin, dass über den IS-Propaganda-Kanal Amak 2016 auch das Bekennerschreiben zum Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz veröffentlicht worden sei. (dpa)