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„Er führte ein fünffaches Leben“So rechnet Juan Carlos’ Ex-Geliebte mit dem Ex-König ab

Lesezeit 4 Minuten
Corinna zu Sayn-Wittgenstein-Sayn geht eine Straße in London entlang. Sie ist auf dem Weg zu einem Termin vor Gericht. (Archivbild)

Corinna zu Sayn-Wittgenstein-Sayn auf dem Weg zu einem Gerichtstermin in London (Archivbild)

Der Rosenkrieg zwischen Juan Carlos und Corinna zu Sayn-Wittgenstein geht in eine neue Runde. In einem Podcast zeigte sich seine Ex-Geliebte in Plauderlaune.

Neue Runde im Rosenkrieg zwischen Spaniens Altkönig Juan Carlos und seiner Ex-Geliebten Corinna zu Sayn-Wittgenstein. Die 58-jährige deutsche Unternehmerin enthüllt in einer Podcast-Serie neue Einzelheiten über ihre jahrelange Romanze mit Juan Carlos. „Er rief mich zehnmal am Tag an. Und er schickte mir Blumen und Hunderte Briefe.“

Auch hinsichtlich der finanziellen Machenschaften des Königs, der von 1975 bis 2014 spanisches Staatsoberhaupt war, legt sie Munition nach: „Er kam von manchen Reisen mit Taschen voller Geld zurück.“ Auf ihre Frage, woher das Geld stamme, habe er damals geantwortet: „Das hat mir ein Freund gegeben.“

Es ist vermutlich kein Zufall, dass sich Sayn-Wittgenstein ausgerechnet jetzt mit neuen Enthüllungen zu Wort meldet. Vor einem Londoner Gericht kämpft sie momentan in einem Zivilprozess um Schadenersatz von Juan Carlos. Die Deutsche, die in London einen ihrer Wohnsitze hat, wirft dem 84 Jahre alten König im Ruhestand vor, sie nach Ende der Liebesbeziehung belästigt, bedroht und geschäftlich geschädigt zu haben.

Fünfjährige Liebesgeschichte

Die Podcast-Serie, die von dem britischen Produktionsstudio „Project Brazen“ publiziert wurde, ist seit gestern auf mehreren Media-Plattformen verfügbar – allerdings nur auf Englisch unter dem Titel „Corinna and the King“ und in einer übersetzten spanischen Version („Corinna y el Rey“). Bis Weihnachten soll nun jede Woche eine neue Folge veröffentlicht werden. In der achtteiligen Reihe plaudert Sayn-Wittgenstein über ihre fünfjährige Liebesgeschichte mit Juan Carlos, die nach ihren Angaben 2004 begann, als sich die beiden auf einer Jagdveranstaltung in Südspanien trafen. „Er war sehr unterhaltsam und hartnäckig“, erinnert sie sich an den ersten Flirt mit Juan Carlos. Dieser ist seit 1962 mit Königin Sofía verheiratet – aber diese Ehe bestehe seit Langem nur auf dem Papier, sagt Sayn-Wittgenstein.

„Er ist einer der größten Verführer der royalen Welt“, erzählt sie weiter. Aus dem damaligen Flirt sei eine enge Beziehung geworden, die mehr als ein Abenteuer gewesen sei. „Ich habe mich nie so verheiratet gefühlt wie mit dem König“, sagt Sayn-Wittgenstein, die zu dem Zeitpunkt zwei gescheiterte Ehen hinter sich hatte. „In meinem Herzen war er mein Ehemann.“

Lange Zeit gelang es, dieses Liebesverhältnis, das laut ihren Angaben 2009 endete, geheim zu halten. Erst 2012, nachdem sich der König während einer Elefantenjagd in Botswana die Hüfte brach, wurde die Romanze bekannt. Auch bei dieser Jagd, die in Spanien Empörung auslöste, war Sayn-Wittgenstein dabei – allerdings seien sie damals nur noch Freunde gewesen.

Juan Carlos führte ein Doppelleben

Warum die Beziehung mit Juan Carlos zerbrochen ist? „Es wurde für mich immer deutlicher, dass er nicht nur ein Doppelleben, sondern ein fünffaches Leben führte“, sagt Sayn-Wittgenstein. So habe der König auch während ihrer Liebesbeziehung Affären mit anderen Frauen gehabt. Sie habe nicht Teil eines Harems sein wollen.

Auch die zweifelhaften Finanzgeschäfte, die in den letzten Jahren durch Sayn-Wittgensteins Aussagen ans Tageslicht kamen, hätten zu diesem Leben hinter der majestätischen Fassade gehört: Juan Carlos hatte jahrelang prall gefüllte Schwarzgeldkonten im Ausland unterhalten, auf denen Millionengelder aus unklaren Quellen eingingen. Strafrechtliche Ermittlungen in Spanien wegen Geldwäsche, Korruption und Steuerhinterziehung wurden allerdings inzwischen eingestellt.

Nachdem erst die Liebe und dann auch die Freundschaft mit Juan Carlos zerbrach, wurde aus der innigen Beziehung eine tiefe Feindschaft. Eine Klageschrift, die Sayn-Wittgensteins Anwälte bei einem Londoner Gericht, dem High Court, einreichten, enthält schwere Beschuldigungen. Sie sei schikaniert und ausspioniert worden und habe sogar Morddrohungen erhalten, bekräftigt sie nun im Podcast. So habe ihr Juan Carlos ausrichten lassen: „Du könntest in einem Tunnel sterben wie Prinzessin Diana.“ Diana war die erste Frau des heutigen britischen Königs Charles und kam 1997 bei einem rätselhaften Verkehrsunfall in einem Pariser Straßentunnel um.

Von Agenten überwacht?

Juan Carlos, der 2014 abdankte und die Krone an seinen Sohn Felipe übergab, soll für die schmutzige Arbeit den spanischen Geheimdienst CNI eingesetzt haben. CNI-Agenten hätten sie überwacht, ihre Computer gehackt und sie unter Druck gesetzt, sagt Sayn-Wittgenstein. Die Schnüffler seien sogar in ihre Wohnungen eingedrungen – vermutlich auf der Suche nach Papieren, die den König kompromittieren könnten.

Ein Urteil des Londoner Gerichts dürfte auf sich warten lassen, da Juan Carlos das Gericht mit immer neuen Einsprüchen bombardiert. So führt er an, dass er als König im Ruhestand Immunität genieße. Experten halten es für gut möglich, dass er auch in diesem Falle einer Verurteilung entkommt – mit einer außergerichtlichen Einigung und einer freiwilligen Zahlung. Es wäre nicht das erste Mal, dass sich Juan Carlos mit dem Scheckheft aus der Affäre zieht: In Spanien vermied er eine Anklage wegen Steuerbetrugs mit einer millionenschweren Nachzahlung. Auch das Schweigen früherer Liebschaften soll er sich bereits mehrfach mit viel Geld erkauft haben.