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„Serial“-Podcast PhänomenBerufungsgericht setzt aufgehobenes Mordurteil gegen Adnan Syed wieder in Kraft

Lesezeit 2 Minuten
Adnan Syed

Das aufgehobene Urteil gegen Adnan Syed ist wieder in Kraft gesetzt.

Das aufgehobenes Mordurteil gegen Adnan Syed ist wieder in Kraft gesetzt. Nun prangert das Berufungsgericht Formfehler in erster Instanz an.

Ein Berufungsgericht in den USA hat das aufgehobene Mordurteil gegen den aus dem Podcast „Serial“ bekannten Adnan Syed wieder in Kraft gesetzt. Das Berufungsgericht im Bundesstaat Maryland urteilte am Dienstag, bei der Aufhebung des Mordurteils im vergangenen September seien die Rechte des Bruders des Mordopfers verletzt worden.

USA: Mordurteil ist wieder in Kraft

Dem in Kalifornien an der US-Westküste lebenden Young Lee sei damals nicht ausreichend Zeit gegeben worden, um der Anhörung vor einem Gericht in der Stadt Baltimore im Osten der USA beizuwohnen. Das Berufungsgericht setzte deswegen die Aufhebung des Mordurteils außer Kraft – und den Schuldspruch sowie das Strafmaß gegen Syed wieder in Kraft.

Nun muss eine neue Anhörung in dem Fall angesetzt werden. Syed war im September 2022 nach mehr als 20 Jahren im Gefängnis freigelassen worden. Es war eine spektakuläre Wende in einem aufsehenerregenden Fall, der durch den Podcast „Serial“ einem Publikum weltweit bekannt geworden war.

Syed: Verurteilung für Mord an seiner Ex-Freundin im Jahr 2000

Syed war im Jahr 2000 wegen Mordes an seiner Ex-Freundin Hae Min Lee zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Lees Leiche war im Februar 1999 in einem Wald gefunden worden, die 18-Jährige war erwürgt worden.

In dem Mordprozess stellte die Anklage Syed als „verschmähten Liebhaber“ dar, der seine Ex-Freundin getötet habe, nachdem sie mit ihm Schluss gemacht hatte. Syed beteuerte stets seine Unschuld, scheiterte aber mit einer Reihe von Revisionsanträgen. Der Mann mit pakistanischen Wurzeln bezeichnete sich als Opfer anti-muslimischer Vorurteile.

„Serial“-Podcast: investigativer und dramatischer Journalismus

Die Journalistin Sarah Koenig arbeitete den Fall später zusammen mit Kollegen auf. Die Recherchen wurden in der ersten Staffel des Podcasts „Serial“ von 2014 veröffentlicht.

Die Mischung aus investigativem Journalismus und dramatischer Präsentation machte „Serial“ weit über die USA hinaus ungemein populär. Die „Serial“-Rechercheure fanden unter anderem heraus, dass Syeds Anwalt wichtiges Material zur potenziellen Entlastung seines Mandatens ungenutzt gelassen hatte. Der Fall wurde auch in einer Doku des US-Bezahlsenders HBO von 2019 aufgearbeitet.

September 2022: Antrag auf Aufhebung

In einem überraschenden Schritt gab dann im vergangenen September die oberste Staatsanwältin von Baltimore bekannt, die Aufhebung des Urteils gegen Syed beantragt zu haben. Als Grund nannte sie „neue Informationen“ zu zwei möglichen anderen Verdächtigen. Außerdem gebe es Zweifel an der Exaktheit von Funkzellenabfragen, mit denen Syeds Aufenthaltsort am Tag des Mordes nachgewiesen werden sollte.

Die Staatsanwaltschaft räumte ein, „das Vertrauen in die Richtigkeit des Urteils verloren“ zu haben. Die zuständige Richterin urteilte schließlich, eine Aufhebung des Urteils sei „im Interesse der Justiz und der Fairness“. Nun gehen die rechtlichen Auseinandersetzungen in eine neue Runde. (AFP)