Berlin – Die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) hat angesichts rückläufiger Corona-Infektionszahlen eine Rückkehr zum „uneingeschränkten Regelbetrieb“ nach den Sommerferien empfohlen.
Das gab die KMK am Freitag nach virtuellen Beratungen bekannt. Die Konferenz sei überzeugt, dass der Präsenzunterricht „die notwendige Grundlage gemeinsamen Lehrens und Lernens“ sei. Alle Schulen sollten deshalb mit dem Start des neuen Schuljahrs „dauerhaft“ in den Regelbetrieb gehen. Die erfreuliche Entwicklung der Infektionszahlen schaffe „ganz neue Spielräume“ in den Schulen, sagte die KMK-Vorsitzende und brandenburgische Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Freitag vor Journalisten.
Die Konferenz sieht die Möglichkeit für Präsenzunterricht begleitet von Schutzmaßnahmen
Nach der langen Zeit von Schulschließungen und Wechselunterricht solle das Schuljahr nach einhelliger Auffassung der KMK in sämtlichen Fächern und Klassen im Regelbetrieb starten. Zur Begründung ihres Beschlusses verwiesen die Bildungsminister und -senatoren dabei unter anderem auch auf Einschätzungen des Robert-Koch-Instituts, wonach Schulen „keine treibende Kraft“ in der aktuellen Pandemiesituation seien. Dazu kämen die Fortschritte bei Impfungen von Lehrern und anderen Erwachsenen sowie die inzwischen eingespielten zusätzlichen Schutzmaßnahmen wie Maskenregeln und flächendeckende Corona-Schnellteststrategien.
Eine gemeinsame Empfehlung zu begleitenden Schutzkonzepten ab dem kommenden Schuljahr gab die KMK zunächst nicht ab. Generell müsse der Präsenzunterricht noch auf absehbare Zeit weiter durch ein „Arsenal an Sicherheitsmaßnahmen“ begleitet werden, betonte der Sprecher der unionsgeführten Bundesländer, Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU), nach der Sitzung. Die Verhältnisse im Herbst ließen sich allerdings noch nicht abschließend beurteilen. Nach Angaben von Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe (SPD) dürfte es voraussichtlich keine bundesweit einheitlichen Regelungen bei allen unterrichtsbegleitenden Schutzkonzepten geben.
Zuspruch aus der Politik, Kritik von Verbänden
Insbesondere beim Thema Masken gebe es bereits „Diskussionen“ in Abhängigkeit von den örtlichen Inzidenzwerten und den herrschenden wärmeren Temperaturen, sagte er. Bei den Teststrategien dagegen herrsche größere Einmütigkeit. Insgesamt sei aber auch im Bildungsbereich die Corona-Gesamtstrategie des jeweiligen Bundeslands maßgeblich. Impfungen von Schülern sind laut KMK kein entscheidender Faktor für die Rückkehr zum Präsenzunterricht. Das Gremium verwies in dem Zusammenhang auf die am Donnerstag veröffentlichte Festlegung der Ständigen Impfkommission (Stiko), die lediglich eine Impfung von vorerkrankten Kindern ab zwölf Jahren empfiehlt.
Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht (SPD) begrüßte den KMK-Beschluss. „Gerade Kinder in schwierigen Lebensverhältnissen haben in der Pandemie durch den Distanzunterricht viele Nachteile erlitten“, erklärte sie in Berlin. Kritik äußerte der Verband Bildung und Erziehung. Die KMK vernachlässige das Risiko einer möglichen vierten Coronawelle im Herbst, erklärte die Gewerkschaft. Sie müsse auch mit „alternativen Szenarien“ planen und auf längerfristige Maßnahmen wie Luftfilter setzen. (AFP)