Am Unterwasser-Vulkan Kolumbus wurde eine neue Magma-Kammer entdeckt, Forscher drängen auf Echtzeit-Überwachung. Ist eine Eruption realistisch?
Ägäisches MeerNeue Magma-Funde in Unterwasser-Vulkan bedrohen beliebte Urlaubsinsel

Die griechische Insel Santorin ist berühmt für die blauen Dächer und ein beliebter Urlaubsort für viele Touristinnen und Touristen. Geologen haben Mitte Januar 2023 neue Magma-Bewegungen an einem Unterwasser-Vulkan gefunden. (Archivbild)
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Forscherinnen und Forscher haben im Ägäischen Meer Bewegungen und Aktivitäten von bislang unentdeckter Magma gefunden. Am Unterwasservulkan Kolumbus gibt es demnach eine neue Magma-Kammer, die auch eine Gefahr für die beliebte, griechische Tourismus-Insel Santorin darstellen könnte. Santorin liegt nur sieben Kilometer von Kolumbus entfernt.
Veröffentlicht wurde der Bericht Mitte Januar von der American Geophysical Union (AGU), einem Zusammenschluss von Geophysikerinnen und Geophysikern aus rund 135 Ländern. Die AGU sieht dadurch deutlich erhöhte Chancen für einen Vulkanausbruch.
Geologen entdecken Magma-Bewegungen nahe griechischer Tourismus-Insel Santorin
Weil die Gefahr eines Vulkanausbruches nahe Santorin durch die bislang unentdeckte Magma-Kammer deutlich gestiegen sein soll, empfehlen die Forscherinnen und Forscher eine Echtzeit-Überwachung der Gefahrenlage. Sollte ein Vulkanausbruch bevorstehen, könne so die Gefahr besser abgeschätzt werden.
Die Magma-Kammer gehört laut Forscher-Bericht zum Unterwasser-Vulkan Kolumbus (engl.: Kolumbo), der erstmals 1650 durch die Erde brach und Lava spuckte. Bei dem Ausbruch starben nach AGU-Angaben 1650 70 Personen auf Santorin. Der Ausbruch war es aber auch, der Santorin seine Felsen-Struktur gab. „Forscherinnen und Forscher haben nun ähnliche Lava-Mengen entdeckt“, heißt es in dem AGU-Bericht.
Entdeckt wurden die neuen Magma-Bewegungen durch eine neue Technologie, die zum Einsatz gekommen ist. Bei der sogenannten „full-waveform inversion“ werden seismische Aktivitäten untersucht – so lassen sich auch Magma-Ströme erkennen, die im Meer und unter der Erdkruste liegen. „Die Technik lässt sich mit dem Ultraschall in der Medizin vergleiche“, erklärte ein Vulkan-Forscher des Londoner Imperial College, der an dem Fund beteiligt war.
Santorin: Ist der Ausbruch des Unterwasservulkans Kolumbus wahrscheinlich?
Nachdem dem Magma-Fund stellt sich nun die Frage, wie wahrscheinlich ein Ausbruch des Unterwasser-Vulkans ist. Auch dazu gibt Studienherausgeber AGU Antworten.
Die gesamte Magma-Menge, die mit der „full-waveform inversion“ entdeckt wurde, entspricht rund 1,4 Kubik-Kilometern – einer gigantischen Menge. „Beim aktuellen Zuwachs der Magma-Menge könnte der Vulkan Kolumbus innerhalb der nächsten 150 Jahre die Marke von zwei Kubikkilometern erreichen“, heißt es in der Studie. Diese Menge führte wohl auch 1650 zu dem verheerenden Ausbruch nahe Santorin.
Die Studie fordert eine Echtzeit-Überwachung, um die Gefahr auszuloten. Laut Forschern besteht die Gefahr für eine „hochexplosive Eruption“, die aber wohl mit einer geringeren Erderschütterung einhergeht. Auch wenn derzeit keine akute Gefahr bestehe, könnte eine Eruption für Santorin schwere Folgen haben, heißt es in der Studie. (mab)