Wetter und Wellen machen seit jeher der Ostseeinsel Rügen zu schaffen. Jetzt droht erneut ein Teil der Steilküste abzurutschen.
Experten warnenRiss von 50 Metern Länge – Küste auf Ostseeinsel droht abzurutschen
![dpatopbilder - 08.11.2023, Mecklenburg-Vorpommern, Sassnitz: Kreide- und Mergelmassen liegen am Strand unterhalb des Stadtgebiet an der Steilküste. Die Folgen der Sturmflut sind heute auch Thema im Landtag Mecklenburg-Vorpommern. Foto: Stefan Sauer/dpa +++ dpa-Bildfunk +++](https://static.rundschau-online.de/__images/2025/02/08/1f57dd3a-4465-4895-9117-ddd2b8bfca88.jpeg?q=75&q=70&rect=0,417,4000,2250&w=2000&h=1334&fm=jpeg&s=b8f3170e3bda1457bf91919fdfeee867)
Sassnitz auf Rügen: Kreide- und Mergelmassen liegen am Strand unterhalb des Stadtgebiets an der Steilküste (Archivbild). Erneut droht ein Abbruch, diesmal bei Sellin.
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Rügen gehört zu den beliebtesten Urlaubszielen in Deutschland. Jährlich besuchen weit über eine Million Menschen aus dem In- und Ausland die Ostseeinsel, damit ist der Tourismus der wichtigste Wirtschaftsfaktor auf Rügen. Die Menschen suchen Erholung und besuchen vor allem im Sommer die weißen Sandstrände der Insel. Vor allem ist Rügen aber bekannt für seine markanten Kreidefelsen und Steilküsten, die einen wild-romantischen Anblick bieten. Die wichtigsten Ferienorte sind Binz, Sellin und Göhren sowie Sassnitz.
Die Küsten Rügens sind jedoch bedroht: Immer wieder brechen Teile der Felsen und der Formationen aus Lehm, Sand und Geröll ab und stürzen auf den Strand oder ins Meer. Teilweise sind diese Abbrüche spektakulär und gefährlich: 2023 rutschen am Kap Arkona tausende Kubikmeter Erde und Gestein ab. Spaziergänger am Strand sind sich der Gefahren trotz Warnhinweisen oft nicht bewusst.
Experten haben Sorge um Steilküste bei Sellin
Auch aktuell sind Experten besorgt, dass die Steilküste erneut Schaden nehmen könnte. An einem Kliff in Sellin im Osten der Insel haben sich Risse gebildet, die kürzlich kontrolliert wurden. Unterhalb der ehemaligen Bunkeranlage, die in den vergangenen Jahren abgerissen wurde, wird das Phänomen vom zuständigen Amt Mönchgut-Granitz schon länger beobachtet, wie der NDR berichtet. Nun werden diese Risse größer – daher sollte die Kliffkante abgesperrt und der Hochuferweg verlegt werden. Die Steilküste ist in diesem Bereich rund 60 Meter hoch.
![04.02.2025, Mecklenburg-Vorpommern, Sellin: Risse an der Steilküste in Sellin auf Rügen. Foto: Philip Dulian/dpa +++ dpa-Bildfunk +++](https://static.rundschau-online.de/__images/2025/02/08/e752cff1-c6b2-4452-9f26-62871d7db8ac.jpeg?q=75&q=70&rect=0,0,3996,2248&w=2000&h=1124&fm=jpeg&s=7c1a67697cd0c5e1ae1246cf15bd78ad)
Risse an der Steilküste in Sellin auf Rügen
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Am 3. Februar hieß es, dass keine akute Abbruchgefahr bestehe, die Behörden wurden aber vorsorglich aktiv und kontrollierten das Gebiet auch mit Drohnen. Ein 50 mal 20 Meter großer Bereich im Hang zeichne sich deutlich ab, hieß es laut NDR. Er könne rutschen, nur wann sei unklar. Die Risse seien 30 Zentimeter tief.
Rügen: Abbruch-Gefahr im Winter
Ein Problem dabei sind die Wetterbedingungen im Winter. Die anhaltende Feuchtigkeit und auch der hohe Wasserstand der Ostsee können zu weiteren Schäden führen. Bei Kälte ist die Gefahr offenbar nicht ganz so groß. „Sobald es taut und neuer Regen dazukommt, kann es zu einem Abrutsch kommen“, zitiert der NDR jedoch den Amtsleiter Arne Fründt. Dann droht auch Gefahr für Strand-Spaziergänger, die derzeit durch Schilder gewarnt werden, abgesperrt ist der Abschnitt noch nicht.
Durch die regelmäßigen Abbrüche verringert sich die Küste Rügens langsam aber stetig immer weiter, in den letzten 150 Jahren schätzungsweise um bis zu 80 Meter. Häufige Frost-Tauwechsel begünstigen den Verlust von Teilen der Küste. Dies sind normale geologische Vorgänge. Rügen gehörte vor 70 bis 80 Millionen Jahren zu einem größeren Plateau aus Kreidekalk, wovon die Steilküsten noch Relikte sind.