In ihrer Neujahrsansprache kündigte die dänische Königin Margrethe II. vor anderthalb Wochen überraschend ihre Abdankung an. Am Sonntag übernimmt nun ihr Sohn Frederik.
Ende einer ÄraFrederik von Dänemark übernimmt den Thron seiner Mutter
„Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich das Schiff steuern“, sagte er vor zwei Jahren. Am Sonntag ist es nun so weit: Kronprinz Frederik wird König von Dänemark. Überraschend hatte seine Mutter, Königin Margrethe II., in ihrer Neujahrsansprache angekündigt, am 52. Jahrestag ihrer Thronbesteigung abzudanken.
Als junger Mann war Frederik als draufgängerischer Party-Prinz mit einer Vorliebe für schnelle Autos und schöne Frauen verschrien. Doch dieses Image hat der 55-Jährige längst abgelegt. Heute ist er ein engagierter Umweltschützer, und der vierfache Vater verkörpert glaubhaft die entspannte, liberale dänische Monarchie.
Ab Sonntag steht er an der Spitze des ältesten Königshauses Europas – einer Institution, unter der er als Jugendlicher und junger Erwachsener schwer litt. „Er fühlte sich sehr unwohl mit der Aufmerksamkeit der Medien und dem Wissen, dass er König werden würde“, sagt Gitte Redder, Expertin für das dänische Königshaus. In Interviews in den 90er Jahren beklagte Frederik sich über seine Eltern, die ihn wegen ihrer royalen Pflichten vernachlässigt hätten, und erzählte von der Angst, König zu werden, die ihn an Selbstmord habe denken lassen. „Erst mit Mitte 20 gewann er an Selbstvertrauen“, sagt Redder.
Kampfschwimmer und Abenteurer
1995 schloss Frederik sein Politikstudium an der Universität Aarhus ab. Während eines Auslandsaufenthaltes in den USA schrieb er sich an der Elite-Uni Harvard unter dem Namen Frederik Henriksen ein. Das Pseudonym spielt auf den Namen seines Vaters an, den französischen Diplomaten Henri de Monpezat, der durch die Heirat mit Margrethe zum Prinzgemahl Henrik wurde.
Während der Ausbildung beim Militär wuchs der Kronprinz weiter in seine Rolle hinein. Unter dem Spitznamen „Pingo“ (Pinguin) war Frederik Mitglied der Elitetruppe der Kampfschwimmer. Er bestand als einer von nur vier Rekruten unter etwa 300 Kandidaten alle Prüfungen. Im Jahr 2000 nahm er an einer viermonatigen, 3500 Kilometer langen Ski-Expedition durch Grönland teil.
Doch nicht jedes Wagnis gelang: Unfälle mit Schlitten und Roller brachten ihn ins Krankenhaus. Zu seinem 50. Geburtstag 2018 rief er den Royal Run ins Leben, einen Volkslauf in mehreren Städten. Aktionen wie diese steigerten seine Popularität. Zweimal wurde er zum Dänen des Jahres gewählt. „Er ist ein Sportler, er besucht Konzerte und Fußballspiele. Das macht ihn noch zugänglicher als seine Mutter“, beobachtet Redder. Frederik zeigt jedoch auch gesellschaftliches Engagement. So treibt er in Dänemark die Suche nach klimafreundlichen Lösungen voran.
Seine Frau Mary Donaldson, eine Marketing-Expertin aus Australien, lernte der Kronprinz während der Olympischen Spiele 2000 in einer Bar in Sydney kennen. Nachdem sie ihre Fernbeziehung erst geheim hielten, wurden sie nach ihrer Verlobung 2003 und der Hochzeit in Kopenhagen im Mai 2004 als royales Traumpaar gefeiert. Die beiden versuchen, ihren zwei Söhnen und zwei Töchtern eine weitgehend normale Kindheit zu ermöglichen. Die vier Kinder besuchen hauptsächlich staatliche Schulen. Der Älteste, der 18-jährige Prinz Christian, war das erste Mitglied der Königsfamilie, das einen Kindergarten besuchte.
Frederik und Mary seien ein „modernes, wokes“ Paar, sagt der Historiker Sebastian Olden-Jörgensen. „Sie lieben Popmusik, moderne Kunst und Sport.“ In den vergangenen Jahren übernahmen die beiden in der Königsfamilie nach und nach mehr Aufgaben. Ihr Aufstieg an die Spitze des Königshauses sei „keine Revolution“, sondern eine sanfte Anpassung an die Zeit, urteilt der Geschichtswissenschaftler. „Ich möchte mich nicht in eine Festung einschließen. Ich möchte ich selbst bleiben, ein menschliches Wesen“, sagte Frederik einmal. Daran, das hat er sich vorgenommen, will er auch als König Frederik X. festhalten. (afp)