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Jubiläum des Riesenrades„London Eye“ prägt seit 25 Jahren Londons Skyline

Lesezeit 5 Minuten
Das berühmte Riesenrad London Eye zieht seit 25 Jahren Touristen und Einheimische an.

Das berühmte Riesenrad London Eye zieht seit 25 Jahren Touristen und Einheimische an. 

Julia Barfield und ihr verstorbener Mann David Marks entwarfen das ikonische London Eye, das 2025 sein 25-jähriges Jubiläum feiert.

„Ich muss mich immer noch kneifen, wenn ich es sehe“, sagt Julia Barfield und blickt durch ihre randlose Brille auf die Themse. Ihr lockiges graues Haar umrahmt ihr Gesicht, während sie in einer der Gondeln des London Eye steht – jenem Riesenrad, das sie einst zusammen mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann David Marks entworfen hat. Ein altes Foto aus dem Jahr 2002 zeigt die beiden Architekten vor dem fertigen Bauwerk: er in Anzug und Krawatte, sie mit dem gleichen Lächeln und entschlossenem Blick.

Ursprung des ikonischen London Eye

Die Idee für das Aussichtsrad entstand 1993 im Rahmen eines nationalen Architekturwettbewerbs, der unter anderem von der Tageszeitung Sunday Times ausgeschrieben wurde, erzählt sie. Gesucht wurden Entwürfe für ein markantes und innovatives Wahrzeichen. „Kurz zuvor war uns ein Auftrag weggebrochen, und plötzlich hatten wir Zeit“, erinnert sich die 72-Jährige. Sie und ihr Mann nutzten den Wettbewerb, um sich „aufzumuntern“.

Julia Barfield

Julia Barfield

Obwohl die Jury am Ende keinen der Entwürfe für gut genug befand, hielten sie an ihrem Projekt fest. Sie suchten das Gespräch, fanden private Investoren. Als die Finanzierung gesichert war, erteilte die Stadt London eine Baugenehmigung. Nach sieben Jahren Planungs- und Bauzeit wurde das Riesenrad im Frühjahr 2000 eröffnet und steht noch heute am Südufer der Themse. Sein 25-jähriges Jubiläum feiert es am 9. März 2025.

London Eye: Ein beliebtes Wahrzeichen

Seitdem hat sich das ursprünglich als Millennium Wheel bekannte Riesenrad, das zunächst nur für fünf Jahre an diesem Standort bleiben sollte, zu einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Londons entwickelt. „Es steht in einer der ikonischsten Städte der Welt und bietet eine ebenso ikonische Aussicht“, sagt Robin Goodchild, Geschäftsführer des London Eye, während er den Blick schweifen lässt.

Robin Goodchild

Robin Goodchild

Der Blick aus einer der Gondeln bietet auch an diesem Wintertag ein beeindruckendes Panorama: Im Westen ist das House of Parliament mit dem markanten Big Ben zu sehen. Die berühmte Kuppel der St. Paul's Cathedral prägt die Skyline im Nordosten, gemeinsam mit den Wolkenkratzern der City of London. Im Osten schlängelt sich die Themse unter der Tower Bridge hindurch bis zum modernen Finanzdistrikt Canary Wharf und dem historischen Stadtteil Greenwich.

Der Vorschlag für den Standort sei von ihr gekommen, sagt Barfield. „Wenn man einen Kreis um London zieht und den Mittelpunkt bestimmt, dann liegt er genau hier am Südufer“, erklärt sie. Die Idee, ein Rad zu bauen, sei die ihres Mannes gewesen. „Es ist ein Symbol für die Zeit – ohne Anfang und ohne Ende.“ Ursprünglich waren 60 Gondeln geplant, in Anlehnung an die Minuten einer Stunde. Doch der Abstand war zu gering, um einen 360-Grad-Blick zu ermöglichen. Deshalb wurde die Zahl auf 32 reduziert. Bevor das Architekten-Paar den Ausblick aus dem London Eye zum ersten Mal genießen konnte, mussten zahlreiche Hürden überwunden werden. Die Segmente wurden auf Lastkähnen angeliefert, das Bauwerk liegend montiert und anschließend aufgerichtet – ein technisches Meisterwerk. „Als das Rad 35 Grad in die Luft ragte, kamen David und ich frühmorgens hier her. Wir setzten uns auf eine Bank auf der anderen Seite des Flusses und sagten: ,Wow“. Wir konnten kaum fassen, dass wir es geschafft hatten“, sagt sie und deutet auf jene Stelle, wo sie einst saßen.

London Eye: Publikumsmagnet und Event-Kulisse

Seit seiner Eröffnung haben mehr als 85 Millionen Menschen das London Eye besucht. Es spielt eine zentrale Rolle bei Feierlichkeiten, etwa an Silvester, wenn es mit spektakulärer Licht- und Pyrotechnik inszeniert wird. Zum 70. Thronjubiläum von Königin Elizabeth II. 2022 wurde eine Gondel in einen Pub im Stil der 50er-Jahre verwandelt.

Das Riesenrad diente als Kulisse für zahlreiche Filme und Serien. Als „unvergesslich“ bezeichnet Goodschild den Moment, als der gefeierte britische Leichtathlet Mo Farah im Jahr 2017 zum Abschluss seiner Karriere auf eine der Gondeln stieg.

Auch die Gäste selbst sorgten für denkwürdige Momente: Tausende Heiratsanträge wurden hier gemacht, vor allem am Valentinstag. Manjit Dol Singh, ein regelmäßiger Besucher, erinnert sich in einem Kurzfilm, der anlässlich des Jubiläums gedreht wurde, an eine besondere Szene: „Ein Paar bat mich, ein Video zu drehen“, dann fiel der Mann plötzlich vor seiner Frau auf die Knie. „Meine Familie und ich jubelten.“ Wie viele Anträge erfolgreich waren? „Das weiß ich nicht“, sagt Goodchild und lacht.

Besucher aus aller Welt und Ticketpreise

Harro Schultebeyring und Kerstin Morbach aus Dresden nutzen die Fahrt an diesem Wintertag hingegen, um sich einen Überblick zu verschaffen. „Jetzt wissen wir genau, wo alles liegt und dass wir viel zu Fuß erkunden können. Genial“, so die 62-Jährige. Zum Preis sagt sie allerdings: „Da musste ich durchatmen.“ Wer sein Ticket für das London Eye online bucht, zahlt aktuell ab 30 Pfund (rund 35 Euro) pro Erwachsenem. Wer sich erst am Tag selbst entscheidet, muss mit 42 Pfund (rund 50 Euro) rechnen.

Auf die Preise angesprochen, betont Goodchild die Einzigartigkeit des London Eye durch den Rundumblick. Und: „Es geht nicht nur um eine 30-minütige Fahrt“, sagt er. Sie böten auch besondere Erlebnisse mit Champagner oder in einer privaten Gondel an. Experten begründen den Preis vieler Attraktionen in London überdies mit dem Gesetz von Angebot und Nachfrage.