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Raumfahrt und AstronomieSuche nach außerirdischem Leben steht 2020 im Fokus

Lesezeit 5 Minuten
Cheops

Die europäische Raumfahrtagentur ESA will mit ihrem im Dezember 2019 gestarteten Weltraumteleskop „Cheops“ in Kürze weitere Exoplaneten aufspüren. „Cheops“ wurde speziell für die Planetensuche konstruiert. 

  1. Das neue Jahr bringt in Astronomie und Raumfahrt einige Events und wichtige Entscheidungen.
  2. Dabei steht die Suche nach erdähnlichen Planeten weiter ganz oben.

Eine Halbschatten-Finsternis des Vollmondes stand gleich zu Jahresbeginn auf dem Programm des Himmelskinos für 2020. Am 11. Januar zwischen 18 und 22.15 Uhr durchlief der Mond komplett den Halbschatten der Erde. Etwas spektakulärer dürfte es werden, wenn im März und April wieder jeweils ein „Supermond“ am Himmel leuchtet – also ein Vollmond, der sich auf seiner elliptischen Bahn zugleich in Erdnähe befindet. Riesengroß wird der Mond in den Abendstunden des 9. März und des 8. April am Himmel zu sehen sein. Doch das imposante Schauspiel erklären Astronomen als eine Sinnestäuschung, der Mond ist natürlich immer gleich groß.

Wer sein Smartphone zückt, um die große Kugel abzulichten, wird beim Betrachten des Fotos enttäuscht feststellen, dass der Mond darauf ganz normal aussieht. Existierende Fotos des „Riesenmonds“ sind dennoch keine Fakes, wurden aber mit Teleobjektiven gemacht oder nachbearbeitet. Eine Romanze mit Supermond hinter Parkbäumen, am Flussufer oder am Strand lässt sich also durchaus erleben, aber nicht als schnelles Selfie ins Netz stellen.

Sonnenfinsternis nur in Asien

Eine Sonnenfinsternis steht für 2020 hierzulande nicht auf der Agenda. Für sie müsste man am 26. Juni nach Asien reisen, wo eine ringförmige Finsternis zu sehen sein wird. Dabei kann der Neumond die Sonnenscheibe nicht vollständig bedecken, so dass ein strahlender Ring gleißenden Sonnenlichts um den schwarzen Mond herum zu erkennen ist. Am 14. Dezember kann man jedoch eine totale Sonnenfinsternis im südlichen Südamerika und im Südpazifik erleben.

Suche nach außerirdischem Leben

Auch in diesem Jahr geht die Suche nach möglichem außerirdischen Leben weiter. Die Messinstrumente der Satelliten, die unablässig nach Planeten außerhalb des Sonnensystems suchen, werden immer präziser. Mehr als 6000 solcher fernen Planeten wurden mittlerweile aufgespürt, und viele befinden sich in der sogenannten habitablen – bewohnbaren – Zone rund um ihren Stern.Im vergangenen Jahr gab es für die erste Entdeckung eines Exoplaneten sogar den Nobelpreis für Physik. Michel Mayor und Didier Queloz waren im Herbst 1994 auf verdächtige Signaturen im Spektrum des Sterns 51 Pegasi im Sternbild Pegasus gestoßen. Etwa ein Jahr später hatten sie den rund fünfzig Lichtjahre von uns entfernten jupitergroßen Exoplaneten identifiziert. Er heißt „51 Pegasi b“ und ist ein Gasriese – somit alles andere als erdähnlich, sondern eher dem Jupiter vergleichbar.

Planet

Fundsache: Der Planet „TOI 700d“ wurde kürzlich vom NASA-System TESS entdeckt; er gilt als „bewohnbarer Erdzwilling“ und liegt 100 Lichtjahre von uns entfernt. 

Das ist beim im Jahr 2016 entdeckten „Proxima Centauri b“ anders: Erdähnlich und mit rund 4,2 Lichtjahren Entfernung auch vergleichsweise erdnah. Trotzdem für uns nicht erreichbar: Wären die Neandertaler vor 120.000 Jahren losgeflogen, wären sie erst 2019 gelandet, sofern sie denn mit Tempo 40 000 unterwegs gewesen wären. Das ist die Dimension in unserer kosmischen Nachbarschaft, denn der Rote Zwerg Proxima Centauri ist der Stern, der unserem Sonnensystem am nächsten ist.

„Suche nach Leben im Universum“ im Mittelpunkt

Die „Suche nach Leben im Universum“ steht nach Ansicht des Münchner Astrophysikers Harald Lesch „im Mittelpunkt der Astronomie des dritten Jahrtausends“. Dabei gehe es nicht um Ufos oder ETs, sondern um „biochemische Anzeichen einer Lebensentwicklung um einen sonnennahen Stern“, schreibt er in seinem aktuellen Buch „Was hat das Universum mit mir zu tun?“ (C. Bertelsmann, 208 S., 18 Euro). Lesch: „Früher gehörte das Thema den Science-Fiction-Autoren, heute gehört es uns.“

Wenn ein Satellit einen fernen Planeten entdeckt, gelingt dies oft dadurch, dass der Planet bei dem Umlauf um seine Sonne deren Licht minimal abschwächt. Wenn dies periodisch auftritt, gilt die Entdeckung eines Planeten als fast gesichert – und es wird genauer hingeschaut. Denn wenn dieser Planet eine Atmosphäre haben sollte, können deren Bestandteile ermittelt werden, weil der Stern die Atmosphäre seines Planeten durchleuchtet wie mit einem Schweinwerfer.Angesichts der Vielzahl bislang entdeckter Planeten gilt es nur als Frage der Zeit, wann ein Treffer im Blick auf lebensfreundliche Elemente und Moleküle erzielt werden kann. Sobald Sauerstoff, Kohlenstoff und vor allem Wasser in der Atmosphäre eines Planeten aufgespürt werden könnten, wäre die Sensation perfekt. Auch der europäische Satellit „Cheops“ sucht seit seinem Start am 18. Dezember 2019 mit.In der Raumfahrt stehen weiterhin Mond und Mars im Fokus.

Bei der europäischen Weltraumagentur ESA wird für 2020 die Entscheidung darüber erwartet, eine unbemannte Mission zum Erdtrabanten zu schicken. Ebenfalls diskutiert werden Maßnahmen zur Asteroidenabwehr und zum Einsammeln von Weltraumschrott. Vom Müll im All gehen inzwischen schwerwiegende Risiken für Satelliten aus. Schrott-objekte größer als etwa zehn Zentimeter sind bei Geschwindigkeiten von etwa zwölf Kilometern pro Sekunde auf erdnahen Bahnen in der Lage, einen Satelliten oder eine orbitale Raketenstufe vollständig zu zerlegen, wobei Hunderte bis Tausende neuer Objekte entstehen. Die ESA hat bisher rund 29 000 solcher hochriskanten Teile gezählt.

Start des „Mars 2020 Rover“

Die amerikanische Weltraumbehörde NASA hat indes für Juli 2020 den Start des „Mars 2020 Rover“ angekündigt, der allerdings erst im Juni 2021 landen soll. Weitere Mars-Sonden sind von China und den Vereinigten Arabischen Emiraten geplant. Für all diese Vorhaben steht in diesem Jahr ein Tag mehr als sonst zur Verfügung – denn es wird ein Schaltjahr mit einem29. Februar. 24 Mal pro 100 Jahre muss nämlich ausgeglichen werden, dass die Erde nicht genau 365 Tage für einen Umlauf um unsere Sonne braucht, sondern etwa 365,24 Tage. Die überzähligen 0,24 summieren sich in vier normalen 365-Tage-Jahren auf fast einen ganzen Tag. Um den Überschuss auszugleichen, gilt seit 1582 die Schaltregel des Gregorianischen Kalenders: Jahre, deren Jahreszahl durch 4 teilbar ist, werden um diesen einen Tag verlängert – außer denen, die durch 100, aber nicht durch 400 teilbar sind. Das Jahr 1900 war also zum Beispiel kein Schaltjahr, das Jahr 2000 aber doch.