Mysterium um MaterialtransportForscher entdecken mögliche Lösung für uraltes Pyramiden-Rätsel

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Die weltberühmten Pyramiden locken jedes Jahr unzählige Touristen nach Ägypten. Nun könnten Forscher eines der größten Rätsel um ihren Bau gelöst haben. (Archivbild)

Die weltberühmten Pyramiden locken jedes Jahr unzählige Touristen nach Ägypten. Nun könnten Forscher eines der größten Rätsel um ihren Bau gelöst haben. (Archivbild)

Die Entdeckung könnte eine der ältesten historischen Fragen beantworten: Wie konnten die riesigen Pyramiden gebaut werden?

Forscher könnten eines der ältesten Rätsel um den Bau der Pyramiden in Ägypten gelöst haben. Die Wissenschaftler entdeckten einer nun veröffentlichten Studie zufolge einen lange verschütteten Nebenarm des Nils, der einst entlang von mehr als 30 der historischen Bauwerke in Ägypten geflossen sein soll. Mit der Entdeckung könnte eine Antwort auf die Frage gefunden sein, wie die alten Ägypter die massiven Steinblöcke transportiert haben, die zum Bau der Monumente nötig gewesen sind. 

Der 64 km lange Flussarm, der unter anderem am Pyramidenkomplex von Gizeh vorbeifloss, sei Jahrtausende lang unter Wüste und Ackerland verborgen gewesen, heißt es in der Studie, die am Donnerstag (16. Mai)  veröffentlicht wurde. Die Existenz des Flusses könnte somit auch erklären, warum die 31 Pyramiden in einer Kette entlang eines heute unwirtlichen Wüstenstreifens im Niltal zwischen 4.700 und 3.700 Jahren errichtet wurden.

Forscher entdecken Nil-Nebenarm: Pyramiden-Rätsel endlich gelöst? 

Zu dem Streifen in der Nähe der altägyptischen Hauptstadt Memphis gehören die große Pyramide von Gizeh – das einzige erhaltene Bauwerk der sieben Weltwunder der Antike – sowie die Pyramiden von Chephren, Cheops und Mykerinos. Archäologen hatten schon lange vermutet, dass die alten Ägypter eine nahe gelegene Wasserstraße benutzt haben müssen, um die riesigen Materialien für den Bau der Pyramiden zu transportieren.

Der Vollmond leuchtet über der großen Pyramide von Gizeh, der Cheops-Pyramide. Ein mittlerweile verschütteter Nil-Nebenarm könnte zum Transport der enormen Steinblöcke für die Pyramide gedient haben. (Archivbild)

Der Vollmond leuchtet über der großen Pyramide von Gizeh, der Cheops-Pyramide. Ein mittlerweile verschütteter Nil-Nebenarm könnte zum Transport der enormen Steinblöcke für die Pyramide gedient haben. (Archivbild)

Allerdings sei sich „niemand sicher über die Lage, die Form, die Größe oder die Nähe dieses riesigen Wasserweges zum eigentlichen Pyramidengelände“ gewesen, erklärte nun der Hauptautor der Studie, Eman Ghoneim von der University of North Carolina-Wilmington in den USA. Das internationale Forscherteam nutzte der Studie zufolge Radarsatellitenbilder, um den alten Flussarm zu kartieren. Den einstigen Nil-Nebenarm tauften sie auf den Namen „Ahramat“, was „Pyramiden“ auf Arabisch bedeutet. 

Pyramiden: Nil-Nebenarm könnte Transport von Baumaterial möglich gemacht haben

Mit der Radar-Technik sei es möglich gewesen, „die Sandoberfläche zu durchdringen und Bilder von verborgenen Merkmalen, einschließlich vergrabener Flüsse und antiker Strukturen, zu erstellen“, erklärte Ghoneim das Vorgehen der Forschergruppe. Untersuchungen vor Ort und Sedimentkerne bestätigten schließlich das Vorhandensein des Flusses, heißt es in der Studie, die in der Zeitschrift „Communications, Earth & Environment“ veröffentlicht wurde.

Bereits in einer großen Dürreperiode vor 4.200 Jahren könnte der nun entdeckte Nil-Nebenarm ausgetrocknet sein. In der Folge sei das Flussbett dann nach und nach immer mehr verschüttet und mit Sand bedeckt worden, vermuten die Forscher. 

Pyramiden von Gizeh: Tempel könnten als Häfen gedient haben

Einen weiteren Hinweis auf die einstige Existenz des Nil-Nebenarms bieten jedoch auch die Pyramiden-Anlagen selbst, berichteten die Wissenschaftler. Demnach stehen etwa die Pyramiden von Gizeh auf einem Plateau, das sich rund einen Kilometer vom ehemaligen Ufer des einstigen Flusses befinde, teilten die Forscher mit. Viele der Pyramiden hätten über einen „zeremoniellen Steg“ verfügt, der an Tempeln geendet sei, die wiederum als Häfen gedient haben könnten, erklärte Studienleiter Ghoneim weiter. 

Auch das deute darauf hin, dass der Fluss „eine Schlüsselrolle beim Transport der enormen Baumaterialien und der für den Bau der Pyramiden benötigten Arbeiter“ gespielt habe, so die Forscher. Wie die alten Ägypter die riesigen und langlebigen Bauwerke genau errichtet haben, gilt als eines der größten Rätsel der Geschichte. Nun kommen die Wissenschaftler der Lösung einen Schritt näher.

Entdeckung könnte auch Position von Pyramiden in Ägypten erklären

Die schweren Baumaterialien ließen sich über einen Wasserweg „viel leichter hinuntertreiben“ als sie über den Landweg zu transportieren, erklärte die Mitautorin der Studie, Suzanne Onstine von der Universität Memphis in den USA.

Zudem könne der Nil-Nebenarm auch erklären, warum die ägyptischen Pyramiden an verschiedenen Stellen gebaut wurden, so Onstine. „Der Lauf des Wassers und sein Volumen veränderten sich im Laufe der Zeit, sodass die Könige der vierten Dynastie andere Entscheidungen treffen mussten als die Könige der Zwölften“, führte die Forscherin aus. Die Entdeckung zeige erneut die „enge Verbindung“ zwischen menschlichem Verhalten und Faktoren wie Geografie, Klima und Umwelt auf. (das) 

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