Bereits 2022 waren Tausende Vögel nach einem Virus-Ausbruch an der Nordseeküste gestorben. Forscher befürchten eine ähnliche Entwicklung für 2023.
VogelgrippeNaturschützer warnen vor Massensterben – große Vogel-Kolonie in NRW befallen
Naturschützer und Forscher warnen vor einem großen Vogelgrippe-Ausbruch an der Nordseeküste. Nach einem schweren Ausbruch im Jahr 2022 befürchten die Wissenschaftler erneut ein Massensterben und wollen verheerende Verluste bei der Vogelpopulation unbedingt verhindern. Der derzeitige Vogelgrippe-Erreger ist allerdings unberechenbar.
Eigentlich tauchte das Vogelgrippe-Virus H5N1 in Deutschland bisher nur im Winter-Halbjahr auf. Zwar waren auch dadurch die Verluste enorm, die Brutzeit ab Anfang April war aber in der Regel nicht von der Krankheitswelle betroffen.
Im vergangenen Jahr hatte eine Mutation des Vogelgrippe-Erregers dann weltweit für Wirbel gesorgt. H5N1 verbreitete sich nicht nur deutlich schneller, sondern steckte teilweise auch Säugetiere wie beispielsweise Seelöwen an. In Nordrhein-Westfalen raffte das Virus die größte Lachmöwen-Kolonie im Bundesland dahin.
Vogelgrippe: Naturschützer warnen vor Massensterben an der Nordsee
In Peru starben 600 Seelöwen an den Folgen einer Vogelgrippe-Erkrankung. Und auch an der Nordsee kamen Tausende Vögel nach einer Infektion mitten in der Brutzeit um – mit starken Folgen für die Population. Auf Helgoland beobachten Naturschützer schon jetzt deutlich weniger Basstölpel auf den Brutplätzen als in den vergangenen Jahren.
An der Nordseeküste Niedersachsens traf es die vom Aussterben bedrohten Brandseeschwalben, vier von fünf Kolonien wurden mit dem Vogelgrippe-Virus infiziert. Schätzungsweise 3000 ausgewachsene Tiere und 2800 Küken starben an der Vogelgruppe. „Ein Ausbruch mitten in der Brutzeit wie im vergangenen Jahr war völlig neu“, sagt Florian Packmor von der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer der Deutschen Presse-Agentur.
Vogelgrippe H1N1: Mutation besorgt Forscher – Merkwürdige Symptome bei infizierten Tieren
Die Vogelgrippe-Mutation, die nun offenbar auch im Sommer auftritt, sorgt zudem für merkwürdige Veränderungen bei infizierten Tieren. Basstölpel, die die Infektion überleben, haben im Anschluss teilweise oder komplett schwarze Augen. Noch ist unklar, was für Auswirkungen das Symptom langfristig auf die Tiere hat.
Ein großes Problem für die Naturschützer: Durch die Vogelgrippe sterben vor allem Alttiere, die wichtig für den Erhalt der Population sind. Vögel wie Basstölpel, Brandseeschwalben oder auch Trottellummen sind erst nach einigen Jahren geschlechtsreif und sind dann erst in der Lage, Eier zu legen. Sterben sie durch die Vogelgrippe, ist die Population auf Dauer gefährdet.
Vogelgrippe an der Nordsee: Betroffene Länder beschließen Pilotprojekt zur Eindämmung
Um gegen den Vogelgrippe-Ausbruch anzukommen, haben Ornithologen und Epidemiologen aus Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Schweden und Großbritannien Ende März ein Krisentreffen einberufen. Mit Pilotmaßnahmen, wie etwa einer Webcam-Überwachung der Kolonien oder einem genaueren Monitoring, sollen Ausbrüche in Zukunft früher erkannt und besser kontrolliert werden können.
Die Vogelgrippe ist für viele Vogelarten tödlich, neue Erreger können auch Säugetiere infizieren. Eine Infektion bei Menschen ist äußerst selten. Forscher prognostizieren, dass die neuen Erreger theoretisch auch auf den Menschen übertragen werden könnten. Der bereits geschehene Transfer von Vögeln auf größere Tierarten deute darauf hin. (shh)