„Blinde Passagiere“ durch Zufall entdecktZwei Männer eine Woche auf schmalem Ruder von Containerschiff unterwegs

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Ein Containerfrachter von MSC. (Symbolbild) Zwei nigerianische Männer harrten rund eine Woche auf dem Ruder eines vergleichbaren Containerfrachters aus.

Ein Containerfrachter von MSC. (Symbolbild) Zwei nigerianische Männer harrten rund eine Woche auf dem Ruder eines vergleichbaren Containerfrachters aus.

Ozeanüberquerung einen Meter über dem Atlantik: Zwei Männer aus Nigeria haben sich großer Gefahr ausgesetzt, am Ende aber überlebt.

Auf dem Ruder eines Containerfrachters, der bei einem Flüchtlingsboot auf dem Atlantik vor den zu Spanien gehörenden Kanaren gestoppt hatte, haben unerkannt auch zwei blinde Passagiere aus Nigeria gesessen. Sie wurden erst entdeckt, als das Schiff Stunden später den Hafen von Las Palmas auf Gran Canaria erreichte, wie die Hafenpolizei auf Twitter mitteilte.

In einem Video und auf Fotos, die von der Hafenpolizei von Las Palmas auf Twitter veröffentlicht wurden, sind die beiden blinden Passagiere zusammengekauert auf dem Ruder unter dem Rumpf, knapp oberhalb der Wasserlinie der „MSC Marta“, zu sehen.

Containerschiff fährt mit zwei Nigerianern auf Ruder über Atlantik

Die beiden jungen Männer, laut eines Sprechers der Guardia Civil 19 und 22 Jahre alt, müssen verzweifelt gewesen sein, als der Containerfrachter MSC Marta, auf dessen schmalem Ruder sie nur etwa einen guten Meter über dem Wasser lagen, am Montag die Maschine abstellte, aber weit und breit kein Land in Sicht war.

Denn der 275 Meter lange Koloss unter der Flagge Panamas hatte auf Bitten der Seenotrettung bei einem Flüchtlingsboot rund 140 Kilometer südwestlich der Kanaren beigedreht. Er sollte 78 Migranten aus Afrika auf einem kleinen Holzboot beistehen, bis sie von einem Seenotkreuzer übernommen werden konnten.

Containerschiff eilte Boot mit Flüchtlingen zur Hilfe

Wo genau die beiden Männer auf das Ruder geklettert waren, wurde nicht mitgeteilt. Laut dem Schiffsortungsdienst „vesselfinder.com“ hatte die „MSC Marta“ den Hafen von Lomé, die Hauptstadt Togos in Westafrika, am 4. Juli mit Kurs Kanaren verlassen. Zuvor war sie am 2. Juli von Lagos in Nigeria Richtung Lomé in See gestochen. Am 10. Juli legte das Containerschiff dann abends in Las Palmas an. Demnach müssen die Migranten mindestens sieben Tage an Bord gewesen sein.

Nach ihrer Bergung wurden die Migranten in ein Krankenhaus gebracht, anschließend sollten die sie zurück in ihren Herkunftshafen überführt werden. Nach spanischem Recht muss jeder blinde Passagier, der kein Asyl beantragt, vom Betreiber des Schiffes in den Hafen zurückgebracht werden, in dem die Reise begonnen hat.

Einen ähnlichen Fall hatte es bereits im vergangenen November gegeben, als drei Migranten aus Afrika elf Tage auf dem Ruder eines Öltankers überlebt und so die spanische Inselgruppe im Atlantik vor der Westküste Afrikas erreicht hatten. Damals kam das Schiff aus Lagos.

Nigerianer hatten riesiges Glück: Atlantik gehört zu gefährlichsten Fluchtrouten

Der Atlantik mit seinen starken Strömungen und hohem Wellengang gilt als eine der gefährlichsten Fluchtrouten zu europäischen Ländern. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR wurden dieses Jahr bis zum 2. Juli auf den Kanaren 7278 Migranten aus Afrika gezählt.

Nach Angaben von „Caminando Fronteras“ starben im ersten Halbjahr auf der Atlantikroute bereits mindestens 778 Menschen. Die Dunkelziffer dürfte aber höher liegen. (pst mit dpa)

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