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Neues VirusZeckenbiss kann Fleischallergie auslösen

Lesezeit 2 Minuten
Eine Zecke krabbelt über einen Arm.

Eine Zecke krabbelt über einen Arm.

In den USA entwickeln immer mehr Menschen nach dem Stich einer bestimmten Zeckenart eine Fleischallergie.

Zwischen 2010 und 2022 seien mehr als 110000 Verdachtsfälle des sogenannten Alpha-Gal-Syndroms (AGS) identifiziert worden, teilte die US-Gesundheitsbehörde CDC mit. In Europa und auch in Deutschland tragen Zecken zunehmend ein vor Jahren erstmals in China nachgewiesenes Virus.

Die US-Behörde CDC betonte, in den USA könnten möglicherweise sogar um die 450000 Menschen vom Alpha-Gal-Syndrom betroffen sein. Der Grund für diesen Verdacht: Die Krankheit sei möglicherweise vielen Mitarbeitern der Gesundheitsversorgung und Patienten nicht bekannt, deswegen werde häufig nicht darauf getestet. „Das Alpha-Gal-Syndrom ist ein wichtiges sich ausbreitendes Gesundheitsproblem“, sagte die CDC-Wissenschaftlerin Ann Carpenter.

Neues Virus in Deutschland

Das Syndrom wird der CDC zufolge wohl hauptsächlich von einer bestimmten in den USA verbreiteten Zeckenart ausgelöst – der sogenannten Lone-Star-Zecke (Amblyomma americanum). Betroffene reagieren demnach allergisch auf ein bestimmtes Zucker-Molekül, das in den meisten Säugetieren vorkommt und sich in Fleisch und Fleischprodukten befinden kann. Symptome können etwa Schwindel, Durchfall oder Ausschlag sein. Zu Deutschland lägen keine Daten über Fälle von Alpha-Gal-Syndrom vor, teilte das Robert-Koch-Institut mit.

In europäischen Zecken verbreitet sich dagegen das vor sechs Jahren in China entdeckte Alongshan-Virus (ALSV). Mittlerweile wurde der Erreger in Zecken in Finnland, Frankreich, Russland und der Schweiz gefunden, wie da Centrum für Reisemedizin (CRM) mit Sitz in Düsseldorf mitteilte. Auch in Deutschland gebe es Nachweise.

Forschende der Tierärztlichen Hochschule (Tiho) Hannover hatten Hinweise auf die Übertragung von ALSV über Zecken auf Wildtiere in Niedersachsen nachgewiesen, wie sie in der Fachzeitschrift „Microorganisms“ berichteten. Das Team hatte Blutproben von Wildtieren aus der Jagdsaison 2017 bis 2019 untersucht.

Das Virus wurde zudem im Körper und im Speichel von Zecken nachgewiesen, die an mehreren Standorten in Niedersachsen gesammelt worden waren. Bei einer systematischen Untersuchung von in der Schweiz gesammelten Zecken fand sich 2021 und 2022 ALSV sogar häufiger als FSME-Viren – also jene Erreger, die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) auslösen.

Schwere Erkrankungen, die über grippeähnliche Beschwerden hinausgehen, würden mit einer ALSV-Infektion bislang nicht in Verbindung gebracht, teilte das Centrum für Reisemedizin weiter mit. Die in Deutschland häufigste von Zecken übertragene Krankheit ist die Lyme-Borreliose, gegen die im Frühstadium ein Antibiotikum hilft. Daneben ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis besonders im Süd- und Südwestdeutschland verbreitet. Gegen sie kann allerdings mit einer Impfung vorgebeugt.

„Die Verbreitungsgebiete vieler heimischer Zeckenarten haben sich in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet“, sagte der wissenschaftliche Leiter des CRM, Tomas Jelinek. Die milden Winter und wärmeren Sommer kämen den Spinnentieren in Bezug auf ihre Verbreietung außerdem zugute. (dpa)