Die Jugend ist im Jahr 2024 krisengebeutelt. Dennoch bleibt sie grundlegend zuversichtlich, dass ihr persönlich eine positive Zukunft bevorsteht.
„Zwischen Verdrossenheit und gelebter Vielfalt“Neue Jugendstudie zeigt Angst und Zuversicht
Eine deutliche Mehrheit der Jugendlichen in Deutschland hat laut neuester Shell Jugend Studie Angst vor einem Krieg in Europa. Für rund 81 Prozent ist dies die größte Sorge, wie aus der am Dienstag in Berlin veröffentlichten Untersuchung hervorgeht. Im Jahr 2019 waren es 46 Prozent.
Auf Platz zwei rangiert mit 67 Prozent die Angst vor Armut (2019: 52 Prozent). Platz drei teilen sich mit jeweils 64 Prozent die Sorge vor Umweltverschmutzung (2019: 71 Prozent) sowie die Angst vor einer wachsenden Feindseligkeit zwischen den Menschen (2019: 56 Prozent).
Für die 19. Shell Jugend Studie wurden rund 2.500 junge Menschen im Alter zwischen 12 und 25 Jahren zu ihren Lebenswelten und Einstellungen befragt. Die Daten werden seit 1953 erhoben. Die aktuelle Jugendstudie trägt den Untertitel „Pragmatisch zwischen Verdrossenheit und gelebter Vielfalt“.
Differenzierter Blick
Trotz dieser Zukunftsängste bleiben junge Menschen mehrheitlich (55 Prozent) zuversichtlich. 75 Prozent sind mit der Demokratie eher oder sogar sehr zufrieden. Auch sind sie laut Umfrage politisch engagierter als noch vor fünf Jahren. 51 Prozent informieren sich demnach aktiv über politisches Geschehen (2019: 36 Prozent).
Dies zeige, dass sich ein Großteil der Jugendlichen differenziert mit Krisen und deren Konsequenzen auseinandersetze, sich aber nicht entmutigen lasse. Die Ressourcen, „die sie in sich selbst und in ihrem sozialen Nahbereich finden, geben vielen von ihnen Zuversicht, ihre Zukunft meistern zu können“, betonen die Studienautoren.
Mehrheit für die Nato
Dabei sprechen sie sich mit einer Mehrheit von jeweils etwa zwei Dritteln für die Nato aus (69 Prozent) und verurteilen den russischen Angriffskrieg (60 Prozent). Der Meinung, dass Deutschland die Ukraine weiter auch militärisch unterstützen sollte, ist rund die Hälfte; ein Viertel spricht sich dagegen aus. Jugendliche in den östlichen Bundesländern stimmen weniger zu als in den westlichen.
Knapp ein Drittel der Jugendlichen findet es gut, dass sich Deutschland im Israel/Gaza-Konflikt eindeutig an die Seite Israels gestellt hat, genauso viele lehnen dies ab. Rund ein Viertel ist unentschieden. Ob Deutschland eine besondere Verpflichtung gegenüber Israel hat, beantwortet ein Drittel mit ja, ein Drittel sagt nein, ein Viertel teils-teils.
Besondere Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel?
Soziodemografische Faktoren spielten hierbei eine Rolle, betonen die Autoren: Jugendliche, die entweder selbst oder deren Eltern aus dem arabischen Raum oder der Türkei zugewandert sind, sehen demnach nur zu 26 Prozent eine besondere Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel. 42 Prozent und damit deutlich mehr als in allen anderen Gruppen sind hingegen explizit nicht dieser Meinung.
Acht Prozent der Befragten äußerten offen eine ablehnende Haltung gegenüber Juden. Jugendliche mit einem Migrationshintergrund aus arabischen Ländern, der Türkei oder aus sonstigen muslimisch geprägten Regionen erklärten dies zu 16 Prozent. (kna)