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Mordwaffe Beef Wellington?Australierin lädt vier Menschen zum Essen ein – drei sterben

Lesezeit 3 Minuten
Für drei Menschen endete eine Einladung zum Essen tödlich.

Für drei Menschen endete eine Einladung zum Essen tödlich.

Im ersten Moment liest sich die Geschichte wie ein Krimi von Agatha Christie. Doch bisher ist nicht geklärt, ob es sich bei drei tragischen Todesfällen in Australien um einen Mord oder einen Unfall handelte.

Passiert ist das Folgende: Ende Juli waren zwei Paare in Leongatha, einer kleinen Gemeinde im australischen Bundesstaat Victoria bei der ehemaligen Schwiegertochter des einen Paares zum Lunch geladen. Erin P. servierte anscheinend einen Beef Wellington Pie, ein Gericht mit Rinderfilet und Champignons im Blätterteigmantel. Doch bei den Champignons scheint sie sich absichtlich oder unabsichtlich vergriffen zu haben. Allem Anschein nach handelte es sich nicht um die harmlose essbare Variante, sondern um eine Mischung der hochgiftigen Knollenblätterpilze.

Inzwischen sind drei der Gäste tot – die Eltern des Ex-Mannes von Erin P., Gail und Don Patterson, sowie Gails Schwester Heather Wilkinson. Heathers Ehemann, der Reverend Ian Wilkinson, schwebt nach wie vor in Lebensgefahr und benötigt eine Lebertransplantation. Erin P. selbst ist noch am Leben, sie soll sich aber laut einer Erklärung, die sie am vergangenen Freitag an die Polizei in Victoria schickte und aus der der staatliche australische Sender ABC gestern zitierte, ebenfalls krank gefühlt haben. Auch sie sei im Krankenhaus behandelt worden, sagte sie in ihrem Statement.

Ex-Mann weckt Interesse der Ermittler

Die Frau hatte von Anfang an jede Schuld bestritten, sie gilt jedoch als tatverdächtig, weil sie das Essen zubereitet hat. Die Gerüchte kochten aber auch deswegen über, weil Erin P. anfänglich von ihrem Schweigerecht Gebrauch gemacht hatte. Von besonderem Interesse war, wo sie die Pilze für das Gericht gekauft oder gesammelt hatte. In ihrer Erklärung schrieb sie nun, sie habe frische Pilze in einem Supermarkt sowie eine getrocknete Variante in einem asiatischen Geschäft in Melbourne gekauft. Letzere habe sie bereits vor einigen Monaten erstanden.

Das Interesse der Ermittler soll nicht zuletzt auch durch einen Social-Media-Post vom Juni letzten Jahres geweckt worden sein, in dem der Ex-Ehemann der Tatverdächtigen von „ernsthaften medizinischen Problemen“ berichtete, wie es in der Tageszeitung „Sydney Morning Herald“ hieß.

Um das Rätsel zu lösen, führt die australische Polizei derzeit forensische Untersuchungen einiger im Haus beschlagnahmter Gegenstände durch. Außerdem untersuchten die Beamten im Rahmen ihrer Ermittlungen eine Mülldeponie in der Nähe. Dort wurde ein Dörrautomat eingesammelt, der unter Umständen bei der Zubereitung des Mahls zum Einsatz gekommen sein könnte. Mit ihm könnten die Pilze getrocknet und haltbar gemacht worden sein. Zusätzlich dazu wollen die Beamten Aufnahmen der Überwachungskameras der Mülldeponie untersuchen, um zu sehen, wer den Dörrapparat wann entsorgt hat.

Der Fall hat die Gemeinden Leongatha, wo Erin P. wohnt, und ihre Gäste, die aus dem benachbarten Korumburra stammten, in Aufruhr versetzt. Die älteren Leute waren beliebte Gemeindemitglieder, in lokalen Medien werden sie als engagierte und freundliche Menschen beschrieben.


Knollenblätterpilz

Auch in Deutschland werden Pilzsucher regelmäßig vor Knollenblätterpilzen gewarnt. Die Pilze kommen auch im Osten Australiens vor und können beim Pilzsammeln leicht mit essbaren Champignons verwechselt werden. Beim Verzehr kann bereits ein kleines Stück einen Erwachsenen töten. Eine Vergiftung mit den Pilzen beginnt mit Magenbeschwerden. Meist geht es Betroffenen dann kurzzeitig besser, bis es zu einem Rückfall kommt, bei dem die inneren Organe kollabieren und Leber und Nieren versagen. (bark)