Monsterwellen vor MallorcaVier Tote, vier Vermisste – Spanien ruft Klimanotstand aus

Ein Mann fotografiert die Wellen in Barcelona während das Sturmtief «Gloria» durch Ostspanien wütet.
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- Ein heftiges Unwetter verursachte an der spanischen Mittelmeerküste und auf der Urlaubsinsel Mallorca schwere Schäden und mehrere Todesopfer.
- Starker Wind mit Orkanböen von mehr als 100 Stundenkilometern peitschte das Meer auf und sorgte die letzten Tage für haushohe Wellengebirge.
- Den Behörden zufolge handelte es sich um das schlimmste Unwetter seit Jahren.
Vor Mallorca wurde eine historische Riesenwelle von 14 Metern Höhe gemessen. Vor der Nachbarinsel Menorca registrierten die Wetterbojen einen Wellenberg von 15 Metern. Die Riesenwellen, die vor allem im Osten und Norden auf die Insel prallten, warfen im Urlaubsort Port de Pollença etliche Jachten und Fischerboote auf den Strand. Im Feriendorf Portocolom mussten mehrere Wohnblöcke evakuiert werden, weil haushohe Wellen durch Fenster und Türen in die Wohnungen eindrangen.
Im mallorquinischen Tramuntana-Gebirge wurde ein 27-Jähriger vermisst, der mitten im Unwetter durch eine Schlucht geklettert war und möglicherweise von einem Sturzbach mitgerissen wurde. Die Feuerwehr auf der Insel war die letzten Tage im Dauereinsatz: vor allem wegen umgestürzter Bäume und Überschwemmungen. Etliche trockene Bachbetten verwandelten sich nach heftigem Dauerregen in reißende Ströme, mehrere Straßen mussten gesperrt werden.
„So etwas habe ich nie gesehen“
Besonders hart traf die Sturmflut die Festlandküste zwischen den Mittelmeerstädten Valencia und Alicante. Dort übersprangen gigantische Wellen die Schutzdeiche, Häfen und Promenaden. In den bekannten Urlaubsorten Dénia und Jávea überschwemmte das Meer Teile der Altstädte. Hunderte Restaurants, Geschäfte, Wohnungen und Garagen wurden verwüstet. Auch weiter nördlich, an der Küste Kataloniens, wütete das Sturmtief „Gloria“. Es entstand Millionenschaden.
„So etwas habe ich nie gesehen“, sagte ein Gastwirt, der nach der Flut in seinem verwüsteten Strandlokal in Jávea aufräumte. „Das Meer war so wild wie noch nie“, berichtete er im spanischen TV. Alle Schutzmaßnahmen waren wirkungslos geblieben: Sandsäcke an der Promenade, Holzplatten vor den Schaufenstern. Die Riesenwellen überwanden alle Hindernisse und drückten Fenster, Türen und Fassaden ein.
Die Meteorologen hatten zuvor gewarnt, dass dieses Sturmtief mit dem Namen „Gloria“ bisher nicht bekannte Ausmaße annehmen könnte. In vielen Küstenorten war roter Alarm ausgelöst worden – die maximale Warnstufe. Im Hinterland und in Zentralspanien sorgte „Gloria“ derweil mit Eis und Schnee für chaotische Zustände. Stellenweise fiel binnen 24 Stunden bis zu einem halben Meter Schnee.
Touristen und Bewohner wurden wegen des immer noch sehr hohen Wellengangs am Mittelmeer zur Vorsicht aufgerufen. Nördlich von Barcelona wurde ein Mann vermisst, der auf einem Deich ein Foto machen wollte und von einer hohen Welle mitgerissen wurde. Auch in der Nähe der Küstenstädte Girona und Alicante wurde nach Menschen gesucht, die vermutlich von den Wogen ins Meer gezogen wurden.
Offiziell bereits vier Tote
Bisher bestätigten die Behörden vier Unwettertote: Im Badeort Gandía starb eine 54-jährige Obdachlose, die trotz Unwetters in einem Park geschlafen hatte. In der Stadt Ávila wurde ein 63-jähriger Mann durch eine herabfallende Dachpfanne erschlagen. Im Bergdorf Moixent kam ein Bewohner um, der im Freien von einem Schneesturm überrascht wurde. Schneefall wurde zudem einem Autofahrer zum Verhängnis, der überfahren wurde, als er Ketten montieren wollte.
Klimaforscher warnen, dass die Unwetter in der Mittelmeerregion wegen der fortschreitenden globalen Erderwärmung immer heftiger werden könnten. Spaniens Mitte-links-Regierung rief mittlerweile formal den „Klimanotstand“ aus. Ein zunächst symbolischer Schritt, dem in den kommenden Monaten konkrete Maßnahmen folgen sollen, um die Treibhausgase zu reduzieren. Im Gleichklang mit der EU-Kommission strebt auch Spanien die Energiewende an. Bis zum Jahr 2050 sollen Industrie und Privathaushalte weitgehend klimaneutral sein. (ze)