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RaumfahrtMond-Mission startet – so ist das DLR in Köln beteiligt

Lesezeit 3 Minuten
Die Dummys (LunarTwins) des Kölner Forschungszentrums DLR fliegen mit an Bord der Mondmission Artemis I

Gruppenbild mit „Helga“ und „Zohar“: Die Dummys des DLR fliegen mit an Bord der Mondmission Artemis 1.

Rückkehr auf den Mond nach 50 Jahren: Die Artemis-1-Mission der Nasa soll am Mittwoch starten. Auch das Kölner DLR ist beteiligt. Bislang steht die Mission allerdings unter keinem guten Stern.

Die US-Raumfahrtbehörde Nasa will am frühen Mittwochmorgen wie geplant ihre Mondrakete mit einer unbemannten Orion-Kapsel starten. Nasa-Vertreter Jim Free sagte, es gebe „nichts“, was von einem Start am 16. November abhalten würde. Die Startrampe in Cape Canaveral sei untersucht worden, nachdem Hurrikan „Nicole“ Ende voriger Woche durch den US-Bundesstaat Florida gezogen war. Der Sturm erreichte laut Free aber keine Windstärken, die der Rakete hätten schaden können.

Grafik zur Mondmission

Grafik zur Mondmission

50 Jahre nach der bislang letzten Mondlandung will die Nasa mit dem nach der griechischen Mondgöttin benannten Artemis-Programm erneute Reisen von Menschen zum Erdtrabanten vorbereiten. Bei der ersten, unbemannten Mission sollen die neue Riesenrakete Space Launch System (SLS) und die an ihrer Spitze sitzende Orion-Kapsel unter realen Bedingungen getestet werden. Die Folgemission Artemis 2 soll Astronauten in eine Mond-Umlaufbahn bringen. Mit Artemis 3 soll dann frühestens 2025 eine erneute Mondlandung glücken. Bei der SLS-Rakete handelt es sich laut Nasa um „ein gänzliches neues Vehikel und eine gänzlich neue Technologie“, die auch die Vorbereitung einer Reise zum Mars ermöglichen soll.

Ständige Verzögerungen bei der Mond-Mission

Der Start der Rakete war ursprünglich für Ende August angesetzt gewesen. Doch die Mission steht bislang unter keinem guten Stern: Nach Verzögerungen und Kostenexplosionen bei Entwicklung und Bau musste der erste Teststart nun bereits zahlreiche Male verschoben werden – unter anderem wegen verschiedener technischer Probleme und Ende September wegen Hurrikan „Ian“.

Bei der Artemis-1-Mission ist auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit Sitz in Köln eingebunden. Es besetzt zwei Plätze der Raumkapsel, auf denen eigentlich Astronauten sitzen würden, mit den sogenannten Phantomen „Helga“ und „Zohar“. Sie sind eine Art Dummys, die dem weiblichen Körper nachempfunden sind und für das DLR Messwerte zur Strahlung im Weltraum sammeln sollen.

„Da sind alle Teilchen von Wasserstoff über Eisen bis zu Uran dabei. Die sind hochenergetisch, können unseren Körper durchdringen und sehr große DNA-Schäden anrichten“, erklärt Dr. Christine Hellweg, Leiterin der Abteilung Strahlenbiologie am DLR in Köln. Eine weitere Gefahr drohe den Artemis-Astronauten von der Sonne: „Wenn die eine größere Eruption hat – ein solares Teilchenereignis nennen wir das –, dann können in kurzer Zeit sehr hohe Dosisraten erreicht werden“, erklärt Hellweg.

Das Phantom „Zohar“ trägt bei dem Einsatz auf der Artemis-1-Mission eine Strahlenschutzweste. So soll die Dosisverteilung im weiblichen Körper bestimmt werden und die Schutzwirkungen der Westen getestet werden, die speziell für den Weltraum entworfen wurden. Wissenschaftlerin Hellweg erläutert, dass die Weste aus hochdichtem Polyethylen besteht, sehr viel Kohlenstoff und Wasserstoff enthält. Denn Wasserstoff sei die beste Abschirmung gegen Weltraumstrahlung.

Fliegen im freien Weltraum

Das Besondere an der Mission sei, dass das DLR erstmalig zwei weibliche Phantome fliegen lassen könne – und das nicht im Erdorbit zur Internationalen Raumstation ISS, sondern auf dem Weg zum Mond. „Wir werden die Strahlungsgürtel der Erde durchqueren, im freien Weltraum und in der Nähe des Mondes fliegen und damit die höchsten Strahlenbelastungen messen können, die wir bei Weltraumexpeditionen zu erwarten haben“, sagt Hellweg.

Die Forscherin freut sich, dass ihr Team so an der ersten Artemis-Mission teilhaben kann: „Für den Standort Köln ist es einfach toll, dass wir bei sowas dabei sind. Dass wir unsere Erfahrung der letzten Jahrzehnte in dieses Experiment einfließen lassen konnten und einfach in dieser tollen Kooperation zusammenarbeiten können.“ (mit afp/dpa)