Laientests für zu HauseWas Schnelltests leisten können und was nicht
- Vielerorts in Deutschland kann man sich per Schnelltest auf Corona testen lassen.
- Noch muss geschultes Personal die Probe nehmen. Doch schon bald könnte daraus ein Selbsttest werden.
- Es gibt Hoffnungen, aber auch einige Zweifel. Wie sicher ist das Verfahren für Laien?
Düsseldorf – Vor dem Besuch bei Oma, vor der Reise – Corona-Schnelltests können den Weg in die Normalität ebnen. Bislang gibt es in Deutschland nur Tests, die geschultes Personal durchführt. Doch nach einer Änderung der Medizinprodukte-Verordnung drängen nun Tests für Privatverbraucher auf den Markt. „Bei uns sind in den vergangenen Tagen einige Anträge auf Sonderzulassung für Laientests eingegangen“, sagt der Sprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). „Wir prüfen diese schnellstmöglich, damit Laientests rasch zur Verfügung stehen.“
Der Apothekerverband Nordrhein erwartet, „dass in wenigen Tagen die ersten Tests auf den Markt kommen, die Nachfrage ist schon jetzt groß“, so Verbandschef Thomas Preis. „Laientests werden bei der Eindämmung der Pandemie eine große Rolle spielen – sie können regelmäßig vor Verwandten-Besuchen, in Schulen und am Arbeitsplatz eingesetzt werden und mehr Sicherheit geben.“ Voraussichtlich wird es zwei Arten geben: einen Abstrich- und einen Spuck-Gurgel-Test.
Wie funktioniert der neue Abstrich-Test?
In den nächsten Tagen will der Schweizer Pharmariese Roche seinen Antigen Rapid Test Nasal auf den Markt bringen, bei dem der Nutzer selbst einen Abstrich im vorderen Nasenbereich nimmt, dabei aber noch von einer Fachkraft beaufsichtigt werden muss. Das ist schon ein Fortschritt, bei den bisherigen Schnelltests muss eine Fachkraft den Abstrich noch tief aus dem Rachen nehmen. Branchenkenner erwarten, dass Roche mehr will und parallel an einer Zulassung für Laien arbeitet. „Wir evaluieren verschiedene Produktlösungen und teilen weitere Informationen, sobald die Evaluation abgeschlossen ist“, teilte der Konzern dazu nur hölzern mit.
Wie funktioniert im Vergleich ein Spucktest?
„Der Nutzer sammelt Speichel im Mund an und spuckt ihn in ein Röhrchen“, erläutert Nadja Djukic von der Nanorepro AG. „Dann wird er mit einer Pufferlösung versetzt, die Mischung wird anschließend auf die Testkassette gegeben.“ Ein Sichtfenster zeigt ein Ergebnis nach 15 bis 20 Minuten an. „Das Ganze funktioniert wie ein Schwangerschaftstests: ein Strich zeigt, dass der Test erfolgreich durchgeführt wurde, zwei Striche zeigen die Corona-Infektion an.“
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Das Unternehmen wurde 2006 aus der Uni Marburg ausgegründet und stellt sonst Tests zur Familienplanung oder Allergie-Erkennung her. „Wir haben die Zulassung bei der Benannten Stelle beantragt und hoffen, diese in den nächsten Tagen oder Wochen zu erhalten. Parallel haben wir den Antrag auf Sonderzulassung bei der BfArM gestellt.“
Woran erkennt man, ob ein Test zugelassen ist?
Im Normalfall beantragen die Hersteller eine Zertifizierung bei der sogenannten Benannten Stelle, wie etwa Tüv oder Dekra. Erteilt diese ein CE-Zeichen mit vierstelliger Nummer, kann das Produkt europaweit in den Handel gehen. „In Ausnahmesituationen wie der Pandemie ist es aber auch möglich, dass die Hersteller bei uns eine zeitlich befristete Sonderzulassung für Deutschland beantragen“, erklärt der BfArM-Sprecher. „Wir vergeben aber kein CE-Zeichen.“
Wie sicher und zuverlässig sind die Laientests?
Am zuverlässigsten arbeiten PCR-Tests, die in Laboren durchgeführt werden. Aber auch die neuen Schnelltests haben eine gute Quote: „Unser Test hat eine Sensitivität von 94,29 Prozent, das heißt 94,29 Prozent der Corona-Infektionen werden erkannt“, so Nanorepro. Der Roche-Schnelltest hat laut Firmenangaben eine Sensitivität von 84,4 Prozent beim Abstrich durch den Laien.
Wo erhält man den Laientest und was kostet er?
Nanorepro will seinen Test im Handel und online anbieten, setzt aber vor allem auf Apotheken. „Eine Beratung hilft im Zweifel bei der richtigen Anwendung. So ist es etwa wichtig, dass beim Spucken möglichst keine Bläschen entstehen“, erklärte die Sprecherin. „Ich erwarte, dass die Tests zwischen 10 und 15 Euro kosten und bevorzugt über die Apotheken abgegeben werden. Wir können die Anwendung und die damit verbundenen Pflichten erklären“, sagt Verbandschef Preis. Bei einem Positivtest muss sich der Nutzer beim Gesundheitsamt melden und einen PCR-Test zur Bestätigung machen.