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Kritik an Prinz Andrew wächstVerwirrspiel um Anklage wegen Missbrauchs

Lesezeit 3 Minuten
Prinz Andrew

 Der britische Prinz Andrew 

London – Wenn man sich der Welt entziehen möchte, ist das Schloss Balmoral im Norden Schottlands sicherlich nicht der schlechteste Ort dafür. Gelegen inmitten von Wäldern und umgeben von hohen schneebedeckten Bergen, ist es ein verwunschener Ort. Das Gebäude erinnert mit seinen Erkern und Türmen an eine lang vergangene Zeit, als man sich durch dicke Mauern und breite Gräben noch vor unerwünschten Besuchern schützen konnte.

Schloss Balmoral

Entlegener Rückzugsort: Schloss Balmoral in Schottland auf – hier im Frühjahr

Prinz Andrew scheint genau dieses Ziel zu verfolgen. Er hält sich seit Wochen auf dem königlichen Anwesen auf. Und das, obwohl seine älteste Tochter am Wochenende in einem Londoner Krankenhaus ein Kind zur Welt gebracht hat. Beobachter vermuten, dass der 61-Jährige das Schloss nicht verlässt, weil er sich einer Zivilklage durch Virginia Giuffre entziehen will. Die 38-jährige US-Amerikanerin wirft ihm vor, dass er sie als Minderjährige misshandelt haben soll, drei Mal auf den Anwesen des mittlerweile verstorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein – in London, New York und auf den Jungferninseln. Der Prinz weist bislang alle Vorwürfe zurück.

Posse um Zustellung

Tatsächlich scheint es so, als habe sich nicht nur der Prinz, sondern das ganze Königshaus verschanzt, um die Klage abzuwehren. Denn alle Versuche, die Benachrichtigung des US-amerikanischen Gerichtes an ihn zu überbringen, scheiterten. Im August hatte ein beauftragter Bote sogar versucht, die Dokumente an der Pforte des „Windsor Great Park“ abzugeben – vergebens. Erst einen Tag später erklärte sich ein Polizist bei einem erneuten Besuch des Boten bereit, den Umschlag an die zuständige Rechtsabteilung weiterzuleiten.

David Boies, Guiffres’ Anwalt, ging daraufhin davon aus, dass die Dokumente den Prinzen nun erreicht hätten. Doch er wurde Mitte September eines Besseren belehrt, berichtet die BBC. Denn Andrew Brettler, Prinz Andrews Anwalt in den USA, behauptete, dass der Herzog von York von nichts wisse und überdies ein britisches Gericht damit betraut werden solle, ihn über die Klage zu informieren. David Boies schickte den Brief nun stattdessen an besagten Anwalt in den USA – per E-Mail und FedEx.

Fall könnte auch in seiner Abwesenheit behandelt werden

Laut Amber Melville-Brown von der Anwaltskanzlei Withers hat der Prinz ab dem Zeitpunkt der Zustellung der Klage vier Möglichkeiten: Er könne die Vorwürfe ignorieren, sie anfechten, gestehen oder versuchen, sich zu einigen. Ob er sich dem New Yorker Gericht stellt, sei ihm überlassen, erklärt Nick Goldstone von der Kanzlei Ince. Tut er dies jedoch nicht, kann es sein, dass der Fall in seiner Abwesenheit verhandelt würde. Und dann kann er sich nicht gegen die Vorwürfe verteidigen.

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Beobachter des Prinzen kritisieren schon seit einer Weile die Katz-und-Maus-Strategie seiner Anwälte. Sie finden, dass diese den Klägern in die Hände gespielt habe. Die Befürchtung: „Eine Mauer des Schweigens“ könne der Monarchie schaden. Eine Erfahrung, die das Königshaus schon öfter machen musste. Innerhalb der Königsfamilie hatte die Freundschaft zwischen Prinz Andrew und Jeffrey Epstein schon lange Konsequenzen. Der Herzog von York legte auf Druck der Royals, vor allem durch Charles, alle öffentlichen Ämter nieder. Die Queen scheint aber weiter zu ihm zu halten. So leistet sie ihm derzeit Gesellschaft auf Schloss Balmoral.