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Beliebtester Rundschau-Artikel 2023Kollegen schenken Überstunden an Vater von frühgeborenen Babys

Lesezeit 3 Minuten
Marco Albrecht und Julia Kratzenberg haben ihre drei Babys auf dem Arm und sitzen auf einem Sofa.

Dreifaches Glück: Marco Albrecht und Julia Kratzenberg mit (von links) Jonathan, Theodor und Mathilda.

Eine außergewöhnliche Hilfe von Marco Albrechts Arbeitskollegen sorgte dafür, dass sich der Vater zusammen mit seiner Lebensgefährtin um die Babys kümmern konnte.

Diese Geschichte aus dem Mai 2023 bewegte Hunderttausende Leser auf rundschau-online.de. Daher möchten wir diese herzerwärmende Geschichte noch einmal vorlegen.

Als Julia Kratzenberg den positiven Schwangerschaftstest in der Hand hielt, konnte sie es kaum abwarten, bis ihr Partner Marco Albrecht von der Arbeit kam und sie ihm die frohe Botschaft mitteilen konnte. Doch bei der gynäkologischen Untersuchung wenig später traute die 32-Jährige aus Süderbrarup in Schleswig-Holstein ihren Ohren nicht, als die Frauenärztin sagte: „Ja, Sie sind schwanger, aber ich kann Ihnen noch nicht sagen, wie viele es sind.“

„Erst mal war ich nur baff, und bei mir ging alles auf die emotionale Schiene. Wie soll das denn werden?“ fragte sie sich. Der werdende Papa reagierte pragmatisch und überlegte, was alles zu tun sei. Ein größeres Auto wird nötig sein, dachte er.

Inzwischen sind sie Eltern von Drillingen, aber der Weg von der Geburt der drei Frühchen in der 24. Schwangerschaftswoche am 4. November 2022 bis zu dem Tag, als sie alle endlich nach Hause durften, war lang und voller Ängste, ob die Kleinen es überhaupt überleben würden. Eine außergewöhnliche Hilfe von Marco Albrechts Arbeitskollegen sorgte dafür, dass der Vater in dieser schweren Zeit zusammen mit seiner Lebensgefährtin dafür sorgen durfte, dass die kleinen Babys „durchkommen“ konnten.

Wir sind so unendlich dankbar für das, was meine Kollegen getan haben
Marco Albrecht, Vater der Drillinge

„Eine gewisse Zeit war ich krankgeschrieben“, berichtet er. „Aber das durfte nicht zu lange dauern, da wir es uns nicht leisten konnten, nur von Krankengeld zu leben.“ Doch zwischendurch zu arbeiten war kaum leistbar, denn immer wieder rief das Krankenhaus an, weil es einen Notfall gab.

„Und dann rief ein Arbeitskollege an und sagte: Ihr braucht euch keine Sorgen mehr zu machen, wir haben für euch Überstunden gesammelt.“ Über die Zahl sind die Eltern bis heute sprachlos: Es sind 428 Arbeitsstunden, die ihnen geschenkt wurden, damit sie gemeinsam die schwere Zeit durchstehen konnten und noch können. „Damit haben wir niemals gerechnet und wissen immer noch nicht, wie wir uns dafür bedanken können“, sagt die glückliche Mutter.

Die drei Babys kamen als Frühchen zur Welt und wogen zwischen 580 und 635 Gramm. Was dann folgte, brachte die jungen Eltern oft an ihre Grenzen. „Alle drei mussten mehrfach operiert werden“, beginnt Julia Kratzenberg zu erzählen. „Und wir lernten, was es bedeutet, wenn man beim Eintreffen am Klinikeingang abgefangen wird mit den Worten: „Gehen Sie bitte gleich ins Elternzimmer“. Es bedeutete immer, dass es Komplikationen gab.“ Über neun Wochen wohnten sie in einem Haus der Kinderhilfe in Kiel, und immer wieder gab es neue Ängste, die sie durchzustehen hatten.

Mathilda kämpfte

„Am schlimmsten war es, als man uns kurz vor einer OP unserer Tochter sagte, wir sollten sie am Sterbebett begleiten, denn sie würde die OP nicht überleben können“, erinnert sich die Mutter. Doch Mathilda kämpfte. Sie überlebte, genauso wie ihre Brüder Theodor und Jonathan. Alle drei, deren Stichtag am 25. Februar gewesen wäre, haben inzwischen das normale Geburtsgewicht erreicht und sind seit einigen Wochen endlich zu Hause.

Trotzdem ist noch nicht alles überstanden. „Wir haben immer noch wöchentlich Untersuchungen beim Arzt“, erzählt Marco Albrecht. „Ich hätte das alles niemals alleine durchgestanden“, sagt Julia Kratzenberg. Beide sind überzeugt, dass die drei Babys nur deshalb überlebt haben, weil sie gemeinsam kämpfen konnten. Auch dank der geschenkten Zeit. „Wir sind so unendlich dankbar für das, was meine Kollegen getan haben“, sagt der Vater.

Dieser Artikel ist urspünglich am 9. Mai 2023 erschienen.