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Todesdrohungen gegen Kristin Harila„Herzzerreißend“ – Weltklasse-Bergsteigerin wehrt sich nach Todesfall am K2

Lesezeit 4 Minuten

Nach dem Tod eines Bergträgers am K2 wird scharfe Kritik laut – auch an Kristin Harila. Die Norwegerin hat sich nun ausführlich geäußert.

Nach dem Tod eines Bergträgers am K2 in Pakistan mehrt sich Kritik wegen unterlassener Hilfeleistung. Eine Untersuchung des Falls, der bereits viel Aufsehen ausgelöst hat, wurde von den pakistanischen Behörden am Donnerstag vorangetrieben.

Dafür würden nun Zeugen gehört, sagte Rahat Karim Baig, Mitglied einer Untersuchungskommission. „Die wichtigste Aussage wäre die des anderen Höhenträgers.“ Dieser habe mit dem später verunglückten Mann das Seil befestigt und ihn fallen gesehen. Auch die Rolle professioneller Touranbieter solle untersucht werden. Die norwegische Top-Bergsteigerin Kristin Harila verteidigt sich unterdessen gegen Vorwürfe.

Norwegische Weltklasse-Bergsteigerin äußert sich zu Vorwürfen nach Todesfall am K2

Vor rund zwei Wochen war der 35 Jahre alte pakistanische Bergträger Mohammed Hassan am asiatischen Achttausender K2 gestürzt und schließlich ums Leben gekommen. Sein Tod löste einen Aufschrei auf, nachdem Videos bekannt wurden, die ihn am Unglücksort noch am Leben zeigten. Laut der Touristenbehörde in der nördlichen Provinz Gilgit-Baltistan war Hassan das erste Todesopfer dieser Saison am K2.

Der österreichische Alpinist Wilhelm Steindl kritisierte das Verhalten vieler Bergsteiger an der Unglücksstelle. Ausweislich der von seinem Kameramann gemachten Drohnenaufnahmen seien rund 70 Bergsteiger an der engen Stelle in etwa 8300 Metern an dem Sterbenden vorbeigegangen, sagte Steindl am Donnerstag. „Vielleicht hatten sie einen Tunnelblick“, vermutete Steindl. „Für einen zahlenden Kunden aus dem Westen wäre auf alle Fälle eine Rettungsaktion gestartet worden.“

Heftige Kritik an Bergsteigern am Gipfel des K2

Kritik kam auch vom Präsidenten des pakistanischen Alpinclubs: „Es ist bedauerlich, dass niemand anhielt, um dem sterbenden Mann zu helfen“, sagte Abu Zafar Sadiq. Mehrere Lawinen seien am Unglückstag an einem Engpass am K2 ausgelöst worden, der schwierigsten und tödlichsten Stelle vor dem Gipfel. Vielleicht seien deshalb Bergsteiger selbst nicht zur Hilfe geeilt, sagte Sadiq.

„Einige der Bergsteiger wurden von den Lawinen getroffen, aber zum Glück wurde niemand mitgerissen“, berichtete der Präsident des Alpinvereins. „Ein weiterer Grund könnte sein, dass Menschen sich beeilen wollen, um ihren Traum zu erfüllen, wenn sie nur noch wenige Meter von ihrem Ziel entfernt sind. Wie auch immer die Umstände waren, jemand hätte dem armen Kerl helfen müssen“, vermutete Sadiq.

Kristin Harila, Bergsteigerin aus Norwegen, und Tenjen Sherpa, Sherpa-Führer aus Nepal, kommen in Kathmandu an.

Kristin Harila (l), Bergsteigerin aus Norwegen, und Tenjen Sherpa (r), Sherpa-Führer aus Nepal, kommen in Kathmandu an. Der Nepalese und die Norwegerin haben alle 14 Achttausender-Berge im Rekordtempo bestiegen.

Auch die norwegische Bergsteigerin Kristin Harila bestieg am Unglückstag im Rahmen einer Rekordjagd den K2. Am Donnerstagabend äußerte sich Harila noch einmal ausführlich zu den Vorwürfen, sie und ihr Team seien über den sterbenden Bergsteiger hinweggestiegen, ohne zu helfen, um Harilas Rekordjagd nicht zu gefährden.

Zuvor war Kritik an der 37-Jährigen laut geworden, auch heftige Beschimpfungen und Todesdrohungen fanden sich in den sozialen Netzwerken. Die Norwegerin und ihr nepalesischer Bergführer Tenjin Sherpa hatten am 27. Juli am K2 einen neuen Rekord für die schnellste Besteigung der 14 höchsten Berge der Welt aufgestellt.

Nach Todesfall am K2: Todesdrohungen gegen Kristin Harila

Sie hätten „alles getan, was wir zu der Zeit tun konnten“, erklärte Harila nun bei Instagram. Demnach sollen sie, ihr Kameramann Gabriel sowie zwei weitere Bergsteiger - darunter „Hassans Freund“ – eineinhalb Stunden lang in dem als Bottleneck bezeichneten Engpass versucht haben, den gestürzten Sherpa wieder hochzuziehen, während mehrere weitere Bergsteiger hinter ihnen waren.

Wegen eines Lawinenwarnrufs habe sie den Aufstieg fortgesetzt, während Gabriel und andere bei dem Verletzten geblieben seien und mit ihm Sauerstoff und heißes Wasser geteilt hätten. In der Zeit seien die anderen Bergsteiger an ihnen vorbeigezogen. Nach einer weiteren Stunde sei auch ihr Kameramann weitergezogen, weil er selbst inzwischen Sauerstoff benötigt habe. Als Gabriel zu ihr aufgeschlossen sei, „wurde uns bewusst, dass er (Hassan) es vielleicht nicht schaffen würde“.

Bei ihrem Abstieg hätten sie dann festgestellt, dass der Sherpa inzwischen gestorben sei. Doch seien sie nicht genügend Leute gewesen, um seine Leiche nach unten zu tragen. „Es war herzzerreißend“, erklärte Harila. Sein Tod war „wirklich tragisch (...) und ich fühle sehr mit der Familie“, erklärte Harila. Aber „wir hatten unser Bestes getan, besonders Gabriel“. Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass Hassan für den Aufstieg unzureichend ausgerüstet gewesen sei. So habe er nicht einmal Handschuhe getragen.

Immer wieder kommt es im pakistanischen Gebirge und den angrenzenden Ländern im Himalaya zu tödlichen Unfällen. Der 8611 Meter hohe K2 in Pakistan ist der zweithöchste Berg der Erde und gilt als weit anspruchsvoller als der Mount Everest, der höchste Berg der Welt. Gründe sind unter anderem die steile Route und die Lawinengefahr. Den K2 haben bisher nur gut 300 Menschen bestiegen. (das/dpa/afp)