Gibt es die Chance für weiteres Leben in unserem Sonnensystem? Eine ESA-Mission will das herausfinden. Doch der Start der Jupiter-Sonde „Juice“ muss verschoben werden.
Start der ESA-Sonde „Juice“Spektakuläre Reise zum Jupiter muss verschoben werden
Es ist eine lange Reise, die der Raumsonde „Juice“ nach ihrem Start bevorsteht. Über acht Jahre später, im Juli 2031, wird laut den Berechnungen die Hunderte Millionen Kilometer Strecke bis zum Jupiter zurückgelegt haben. Dann soll sie den größten Planeten in unserem Sonnensystem erforschen.
Vom Raumfahrtbahnhof Kourou in Französisch-Guyana soll die europäische Raumsonde Juice starten. Eigentlich schon am Donnerstag – witterungsbedingt wurde der Start nun auf Freitag geschoben. Im Juli 2031 soll die Juice dann in die Umlaufbahn des Jupiter eintreten. Dort soll sie vor allem die Eismonde Europa, Ganymed und Kallisto untersuchen, unter deren Eiskrusten sich Ozeane aus flüssigem Wasser verbergen.
Start der Juice-Sonde: Forscher wollen Jupiter und Monde untersuchen
Weitere drei Jahre später soll sie den Orbit des Ganymed erreichen, um den größten Mond unseres Sonnensystems genauer ins Visier zu nehmen. „Diese Mission wird erforschen, ob auf diesen Monden von Jupiter, die Bedingungen für Leben vorhanden sind“, sagt Bruno Sousa, Flugbetriebsdirektor bei der ESA, im ARD-Morgenmagazin. Wenn dem so sei, wäre das Leben allerdings wohl nur unter Wasser möglich.
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Dafür scheut die Forschung keine Kosten, die Kosten für die Mission der Superlative belaufen sich auf rund 1,6 Milliarden Euro. Davon steuert Deutschland den größten Einzelbeitrag bei, insgesamt 21 Prozent. Es ist die bislang aufwendigste Planetenmission der ESA.
Juice startet Reise zum Jupiter – Mission der Superlative beginnt
Zwei wichtige Instrumente wurden unter deutscher Leitung entwickelt und gebaut. An weiteren fünf sind Einrichtungen aus Deutschland entscheidend beteiligt, wie Walther Pelzer, Leiter der Deutschen Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im SWR berichtet.
Die lange Reise birgt einige Herausforderungen. Die Sonde muss beispielsweise Temperaturschwankungen von rund 450 Grad Celsius sowie hohe Strahlung überstehen. Außerdem wechselt die „Juice“ die Umlaufbahn, wenn sie nach zahlreichen Jupiter-Umkreisungen 2034 den Orbit von Jupiter verlässt und in eine Umlaufbahn um den Mond Ganymed einschwenkt. „Juice“-Flugbetriebsleiter Andrea Accomazzo ergänzt: „Dies ist die größte Mission in den tiefen Weltraum, die wir je gestartet haben.“
Gesteuert wird die Mission aus Deutschland: Juice-Sonde nutzt Gravitation, um Sprit zu sparen
Überwacht und gesteuert wird die Mission vom ESA-Kontrollzentrum ESOC (European Space Operations Centre) in Darmstadt. Dort ist die Aufregung vor dem Start groß. „Wir werden die Schwerkraft unserem Planeten und auch von Venus benutzen, um einen Schubs zu bekommen, damit wir genug Energie haben, um Jupiter zu erreichen“, erklärt Bruno Sousa, wie die Juice-Sonde durch Gravitationsschübe Treibstoff sparen wird.
Angela Dietz, die als Raumfahrtingenieurin bei der Europäischen Weltraumagentur ESA arbeitet und für „Juice“ zuständig ist, erklärt: „Jupiter ist der Sonne nicht ganz unähnlich. Er ist ähnlich aufgebaut, besteht aus Helium und Wasserstoff. Er ist selbst wie ein kleines Sonnensystem mit mehr als 90 Monden um ihn herum. Wenn wir mehr über den Jupiter und seine Monde wissen, können wir ein stückweit herausfinden, wie ein Sonnensystem im Kleinen funktioniert.“
Die Forscher haben viele Fragen: Wie interagiert der Jupiter mit den über 90 Monden, die ihn umkreisen? Wie ist die Topografie der Monde, die untersucht werden? Befinden sich unter den Eiskrusten der Monde wirklich riesige Wasserozeane?
Wie wahrscheinlich ist es, dass auf den Monden um den Jupiter Leben möglich ist?
Wie wahrscheinlich aber ist es, dass auf dem Jupiter Leben möglich ist? Dazu lohnt sich zunächst ein Blick auf die Beschaffenheit des Planeten. Jupiter ist nicht nur der größte Planet unseres Sonnensystems, sondern neben Saturn, Uranus und Neptun auch einer von vier Gasplaneten.
Optisch ähnelt er einer gestreiften Murmel ähnelt und ist nach der Venus der zweithellste Planet unseres Nachthimmels. Schon mit einem kleinen Fernrohr ist neben den verschiedenfarbigen Wolkenbändern auch der seit 1664 bekannte große Rote Fleck – ein gigantischer Sturm – zu erkennen. Der Planet ist ein Ort der Extreme – auch im Vergleich zur Erde: Sein Durchmesser von fast 143.000 Kilometern ist zwar nur etwa elfmal größer als der der Erde, unser Heimplanet würde aber vom Volumen her über 1000 Mal in den Gasriesen hineinpassen. Der Jupiter allein bringt rund doppelt so viel Masse auf die Waage wie die sieben restlichen Planeten um unsere Sonne zusammen. Dabei ist Jupiter etwa 318 Mal so schwer wie die Erde.
Gasplanet Jupiter ist fünf Mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde
An der Oberfläche bietet der Gasplanet über 300-mal mehr Platz als die Erde. Eine nur theoretische Fläche, die sich nur schwer nutzen ließe. Die Atmosphäre des Jupiters besteht hauptsächlich aus leichten und für den Menschen zum Atmen lebensfeindlichen Gasen wie Wasserstoff (etwa 90 Prozent) und Helium (10 Prozent). Zudem ist es dort richtig kalt: Die durchschnittliche Temperatur von minus 110 Grad Celsius liegt etwa 125 Grad unter der mittleren Temperatur auf der Erde.
Ein Grund für den massiven Temperaturunterschied: Der Jupiter ist über fünf Mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde. Dazwischen liegt noch der Mars. Trotz seiner Größe ist Jupiter der Planet in unserem Sonnensystem, der sich am schnellsten dreht. Für einen Tag – also eine vollständige Drehung um die eigene Achse – braucht er etwas weniger als zehn Stunden.
Juice bricht zum Jupiter auf: Roter Fleck soll auch untersucht werden
Auf dem Jupiter gibt es riesige Stürme und mächtige Winde. Die auffälligste Erscheinung ist der Große Rote Fleck. Der gigantische Sturm wütet seit mehr als 300 Jahren ununterbrochen auf dem Gasplaneten. Seine Winde erreichen bis zu 680 Kilometer pro Stunde. Das ist fast drei Mal so schnell wie die Winde der stärksten Hurrikans der Erde.
Eine Prognose, ob Leben auf den Jupitermonden möglich ist, kann selbst von Wissenschaftlern nicht seriös abgegeben werden. „Wir hoffen, etwas Interessantes zu finden“, sagt Flugbetriebsdirektor Bruno Sousa. Ob das gelingt, werden wir allerdings erst in frühestens acht bis zwölf Jahren erfahren. (mit dpa)