„Instagram-Bucht“ Caló d'es MoroProtestaktion und Polizeikontrollen schlagen hohe Wellen auf Mallorca

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Die Caló d'es Moro bei Santanyi auf Mallorca. So leer ist es dort im Sommer selten.

Die Caló d'es Moro bei Santanyi auf Mallorca. So leer ist es dort im Sommer selten.

In der Caló d'es Moro bei Santanyi haben sich mehrere Hundert Einheimische versammelt. Aber auch die Polizei kam vorbei – zum Ärger vieler. 

Mallorcas schönste Landstriche werden immer voller, und insbesondere in malerischen Buchten tummeln sich immer mehr Touristen. Diesen Trend gibt es seit Jahren, und die sozialen Medien verstärken den Effekt immens. Influencerinnen und Influencer oder einfach Menschen mit großer Reichweite posten Bilder von unberührten Stränden, türkisfarbenem Wasser und Felsen und sorgen so dafür, dass auch viele andere Urlauber diese Orte sehen wollen.  

Für die Einheimischen auf Mallorca ist dies ein zunehmendes Problem: Obwohl die Insel vom Tourismus lebt, fühlen sich immer mehr Menschen von der Urlauberflut überrollt. Damit einher gehen verstopfte Straßen, da die Besucher an nicht offiziell zugelassenen Orten parken, um über Fußwege zu den entlegenen Buchten zu kommen. Auch der Müll, den die Besucher zurücklassen, erzürnt viele.

Caló d'es Moro: 4000 Gäste an winzigem Strand

Ein besonders beliebter „Instagram“-Spot ist die Caló d'es Moro in der Nähe von Santanyi im Südosten der Insel. Der Strand ist sehr klein und eigentlich überhaupt nicht auf viele Badegäste ausgelegt. Dennoch wird es hier zur Hauptsaison immer wieder übervoll.

Auch die Politik hat das Problem erkannt: Am 14. Juni wandte sich die Bürgermeisterin von Santanyi an die Öffentlichkeit. Maria Pons sagte, die kleinen Buchten in ihrer Gemeinde benötigten dringend eine „Atempause“ von den Menschenmassen. Sie bat Medien und Influencer, keine Bilder der Caló de's Moro zu zeigen, um nicht noch mehr Menschen anzulocken. An machen Tagen würde man hier an dem 30 Meter langen und maximal 20 Meter breiten Abschnitt 4000 Besucherinnen und Besucher zählen.

Bürgermeisterin: Touristen nehmen ungewollt Sand an Caló d'es Moro mit

Ein zusätzliches Problem sei, dass jeder dieser Gäste ungewollt auch Sand mitnehmen würde, versteckt an den Füßen, in der Badekleidung oder Handtüchern. Dies könnten in der Summe mehrere Kilogramm sein. Der Stadtrat schätzt, dass täglich bis zu 50 Kilo Sand verschwinden würden. Dies würde zur Zerstörung des Strandes beitragen. 

Zwei Tage nach dem Appell von Pons kam es am Sonntag (16. Juni) zu einer ungewöhnlichen Protestaktion an der Caló d'es Moro. Rund 300 Menschen demonstrierten hier friedlich. Die Einheimischen „besetzten“ ihre Bucht und folgten damit dem Aufruf „Ocupem les nostres platges“ (Katalanisch für „Lasst uns unsere Strände besetzen“).

Sie kamen bereits am frühen Morgen, um den Strand „zurückzuerobern“, hielten Transparente hoch und skandierten Parolen. Videos der Aktion verbreiteten sich beim Kurznachrichtendienst X, ehemals Twitter, und Instagram. Es wurde getanzt, gebadet und das Zusammensein gefeiert. Ausländische Touristen, die sich näherten, wurden mit Flugblättern aufgeklärt.

Polizisten in der Caló d'es Moro auf Mallorca

Dennoch tauchten zur Verwunderung der Teilnehmenden mittags mehrere Polizeibeamte bei dem friedlichen Protest auf. Es handelte sich nach Auskunft der „Mallorca Zeitung“ um fünf Beamte der Guardia Civil und zwei Beamte der Ortspolizei. Sie überprüften die Strandbesucher und nahmen ihre Personalien auf. Offenbar betrachtete die Polizei die Versammlung als Demonstration. Diese hätte zuvor angemeldet werden müssen. Es sei auch nicht gestattet, Parolen zu rufen, hieß es. 

Am Tag nach der Strand-Versammlung ist nun die Kritik am Vorgehen der Polizei beziehungsweise der Politik groß. Die Organisatoren der „Mallorca Platja Tour“ sprechen von einem „Einschüchterungsversuch“ und von einer Unverhältnismäßigkeit der Maßnahmen.

Auch politische Parteien kritisierten die „Kriminalisierung des Protests“. Die sozialistische PSOE, die größte Oppositionspartei im Balearen-Parlament, stellte sich nach Angaben der „Mallorca Zeitung“ auf die Seite der Protestierenden. „Man hätte das sicher anders lösen können“, erklärte der Fraktionssprecher der Partei, Iago Negueruela, demnach. Allerdings widersprach ein Parteikollege direkt und nahm die Guardia Civil in Schutz. Die Beamten seien nur ihrer Dienstpflicht nachgekommen.

Auch die mallorquinische Ministerpräsidentin Marga Prohens von der konservativen PP äußerte sich ähnlich. Sie unterstütze die Maßnahmen der Guardia Civil, da der Protest nicht genehmigt gewesen sei. Gleichzeitig zollte sie dem Anliegen der Protestierenden „maximalen Respekt“ und sagte, die Natur müsse besser geschützt werden.

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